Kardiokapsel Micra VR erfolgreich eingesetzt

Neue Herzschrittmachertherapie im Klinikum Hersfeld-Rotenburg

Im Katheterlabor der Rhythmologie am HKZ: v.l.n.r.: Benjamin Albrecht, (Sektionsleiter Rhythmologie, HKZ Rotenburg), Michael Mutter, (Funktionsdienst Herzkatheter, HKZ Rotenburg), Tobias Plücker (Standortleiter Kardiologie Klinikum Bad Hersfeld)
Foto: Klinikum

09.10.2024 / BAD HERSFELD - Das Klinikum Bad Hersfeld hat in Zusammenarbeit mit dem Herz-Kreislauf-Zentrum (HKZ) Rotenburg einen wegweisenden medizinischen Fortschritt erzielt. Zum ersten Mal wurde in Kooperation einem schwerkranken Patienten eine sogenannte Kardiokapsel – das Medtronic Micra® Transcatheter Pacing System – implantiert. Diese Innovation markiert einen bedeutenden Schritt in der Herzschrittmachertherapie.



Der Patient, ein 78-jähriger Intensivpatient, litt an rezidivierenden Herzstillständen infolge von Vorhofflimmern, einer schwerwiegenden Herzrhythmusstörung. Durch die neue Herzschrittmachertechnologie konnte ihm in einer risikoarmen, minimalinvasiven Prozedur geholfen werden. Die Planung und Durchführung des Eingriffs erfolgte unter Federführung von Tobias Plücker, Standortleiter der Kardiologie im Klinikum Hersfeld, und Benjamin Albrecht, Sektionsleiter der Rhythmologie am HKZ Rotenburg.

Die Micra VR ist eine revolutionäre Weiterentwicklung traditioneller Herzschrittmacher: Sie ist weniger als ein Zehntel so groß wie konventionelle Geräte und wird direkt über einen Katheter in das Herz implantiert. Dieser Eingriff erfordert keine Elektroden oder die Schaffung einer operativen Tasche unter der Haut, wie es bei herkömmlichen Schrittmachern der Fall ist. Mit ihren kleinen Titanärmchen wird die Kapsel direkt an der Herzwand befestigt und bleibt von außen unsichtbar – ein kosmetischer Vorteil, der vor allem für ältere und schwächere Patienten von Bedeutung ist.

In einer nur 40-minütigen Prozedur konnte die Micra Kapsel komplikationslos implantiert werden. Diese moderne Schrittmachertechnologie passt sich automatisch dem Aktivitätsgrad des Patienten an und hat eine erwartete Lebensdauer von rund zehn Jahren. Ein weiterer Vorteil: Die Kardiokapsel ist für MRT-Untersuchungen aller Körperregionen zugelassen, was es den Patienten ermöglicht, ohne Einschränkungen modernste bildgebende Diagnostik zu nutzen.

Benjamin Albrecht, Sektionsleiter der Rhythmologie am HKZ Rotenburg, der die Operation durchführte, betont die Vorteile dieser Technologie: "Die Implementierung der Micra VR ist ein großer Fortschritt für unsere kardiologische Versorgung. Sie bietet insbesondere Hochrisikopatienten wie unserem 80-jährigen Intensivpatienten eine sichere und schonende Alternative zu herkömmlichen Herzschrittmachern. Diese innovative Therapieoption ermöglicht uns, auch besonders schwer erkrankte Patienten optimal zu versorgen."

Die Kardiokapsel, die weltweit kleinste ihrer Art, bietet nicht nur herausragende Funktionalität, sondern auch höchste Patientensicherheit. Tobias Plücker erklärt: "Mit der Micra VR setzen wir neue Maßstäbe in der Behandlung bradykarder Herzrhythmusstörungen. Diese minimalinvasive Technik wird den Behandlungsstandard für Patienten, die von konventionellen Schrittmachern nicht profitieren würden, grundlegend verändern."

Weltweit werden jährlich über eine Million Herzschrittmacher implantiert, und die Micra Kardiokapsel wurde nach erfolgreichen klinischen Studien mit der CE-Kennzeichnung versehen. Die Implantation darf jedoch nur in zertifizierten Zentren wie dem HKZ Rotenburg durchgeführt werden, wo die entsprechende Expertise vorhanden ist.

Durch die enge Zusammenarbeit des Klinikums Bad Hersfeld und des HKZ Rotenburg im Rahmen eines Joint Ventures ist es möglich, modernste Therapien wie die Kardiokapsel Micra VR in die Region zu bringen und damit das Leben von Patienten mit komplexen Herzerkrankungen entscheidend zu verbessern. (nia/pm) +++

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