Sicherheitstreffen im Innenministerium
Poseck: Forderung nach Waffenverbotszonen auf Weihnachtsmärkten
Symbolfoto: ON/Carina Jirsch
07.10.2024 / WIESBADEN -
Im Innenministerium fand am Montag ein Sicherheitstreffen statt. In der Sitzung mit dem Präsidenten des Hessischen Landeskriminalamtes Andreas Röhrig, dem Präsidenten des Landesamtes für Verfassungsschutz Bernd Neumann, dem Landesvizepolizeipräsidenten Roland Wagner und dem Inspekteur der Polizei Thomas Seidel hat sich Innenminister Roman Poseck (CDU) über die aktuelle Sicherheitslage, vor allem anlässlich des Jahrestages des Terrorangriffs der Hamas auf Israel, ausgetauscht. Im Mittelpunkt der Erörterungen stand das Demonstrationsgeschehen und die Gefährdungslage für Einrichtungen jüdischen Lebens in Hessen.
"Wir werden den eingeschlagenen Weg in Anbetracht der Gefährdungslage fortsetzen. Daher haben wir den Erlass zur erhöhten Polizeipräsenz heute bis auf Weiteres verlängert. Dabei haben wir den Schutz jüdischer Einrichtungen und Feiertage sowie die November beginnenden Weihnachtsmärkte besonders im Blick. Wir bauen auch weiter auf eine enge Kooperation zwischen Kommunen, Religionsgemeinschaften und Polizei. Mit Blick auf die Weihnachtsmärkte bitte ich die Kommunen, in Zusammenarbeit mit der Polizei zu prüfen, ob und inwieweit Waffenverbotszonen eingerichtet werden können. Waffen und Messer haben auf Weihnachtsmärkten nichts zu suchen. Deshalb sind Waffenverbotszonen geeignet, die Sicherheit auf Weihnachtsmärkten zu verbessern. Ich danke den Polizistinnen und Polizisten für ihren engagierten Einsatz für die Sicherheit der Bevölkerung. Die aktuelle Lage ist auch eine Kraftanstrengung für die hessische Polizei. In Anbetracht der angespannten Sicherheitslage bleibt diese aber notwendig", so der Minister.
"Tiefer Einschnitt in der Geschichte Israels"
"Der terroristische Überfall der Hamas auf Israel war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte Israels. Er hat den Nahen Osten verändert. Bei dem Terrorangriff wurden mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet. Von den 250 in den Gazastreifen verschleppten israelischen Geiseln werden noch immer rund 100 von ihren Peinigern gefangen gehalten. Unklar ist, wie viele überhaupt noch leben. Seit dem 7. Oktober 2023 kämpft Israel gegen den Terror von Hamas und Hisbollah. Seit kurzem wird Israel auch vom Iran beschossen. Die Situation droht zu eskalieren. Die Entwicklungen in Nahost beobachte ich mit großer Sorge. Wir dürfen bei den Konflikten in Nahost niemals vergessen, wer Täter und wer Opfer ist. Israel hat ein Recht auf Selbstverteidigung", sagte Poseck.Entscheidungen akzeptieren und umsetzen
Am vergangenen Wochenende hat es bereits vereinzelte pro-palästinensische Kundgebungen gegeben. Am heutigen Jahrestag werden deutschlandweit Großdemonstrationen gegen jüdisches Leben und gegen Israel erwartet. Die Stadt Frankfurt hat die Pro-Palästina-Demonstration verboten und damit Haltung bewiesen", so der Innenminister. Er bedauere, dass die Gerichte dieses Demonstrationsverbot gekippt haben. Nun gelte es, diese Entscheidungen zu akzeptieren und umzusetzen. Dies entspreche den Grundregeln des Rechtsstaats. "Die Polizei ist gut vorbereitet. Sie wird die Demonstration in Frankfurt mit einem hohen Aufgebot an Kräften begleiten und bei Straftaten schnell und konsequent einschreiten. Unsere Sicherheitsbehörden sind sehr wachsam. Jüdische Einrichtungen in Hessen unterliegen einer ständigen Bewertung durch das Hessische Landeskriminalamt. Die polizeilichen Schutzmaßnahmen für Einrichtungen des jüdischen Lebens sind in Hessen immer wieder erhöht worden und befinden sich aktuell auf einem dauerhaft hohen Niveau. Die Polizei unternimmt auch weiter alles Mögliche, um jüdische Bürgerinnen und Bürger und ihre Einrichtungen zu schützen", sagte Poseck. Das gelte ganz besonders für den heutigen Jahrestag der Terrorangriffe."Unerträgliche Äußerungen"
"Bei den Demonstrationen wird immer wieder das Existenzrecht Israels öffentlich geleugnet und zur Zerstörung des Staates Israel aufgerufen. Es gab und gibt unerträgliche Äußerungen bei den Demonstrationen. Es ist dabei aus meiner Sicht deutlich geworden, dass der gegenwärtige Rechtsrahmen nicht ausreicht. Deshalb müssen wir Grenzen setzen. Ich habe mich von Anfang an persönlich für den strafrechtlichen Schutz des Existenzrechts Israels eingesetzt, damit unerträgliche Parolen auf unseren Straßen und Plätzen verhindert werden können. Auf der vergangenen Innenministerkonferenz haben die Innenministerinnen und Innenminister meiner Initiative zugstimmt, dass es eine bundesgesetzliche Regelung braucht, um das Leugnen des Existenzrechts Israels unter Strafe zu stellen. Der Bund muss die Strafbarkeitslücke schließen, um es den Versammlungsbehörden zu erleichtern, rechtssichere Verbote auszusprechen", sagte der Minister. Seit dem 7. Oktober 2023 habe es rund 235 antisemitische Straftaten in Hessen gegeben. (pm/cdg) +++Archivfoto: ON
Archivfoto: ON/Hendrik Urbin