Nachdreher zur SG Barockstadt
"Niederlagen sind nie schön. Aber mit der in Freiburg kann man besser umgehen"
Fotos: Sport-Club Freiburg e.V.
06.10.2024 / FULDA -
Fußballtrainer sind auch Menschen. Und sie haben ein gutes Gespür für die Entwicklung ihrer Mannschaft. Für den Prozess, der sich in dieser Zeit abspielt. So sagte Daniyel Cimen nach dem 0:1 seiner SG Barockstadt Fulda-Lehnerz am Freitagabend bei der U23 des Bundesligisten SC Freiburg in der Regionalliga Südwest: "Niederlagen sind nie schön. Aber es gibt welche, mit denen man besser umgehen kann. In Freiburg, das war eine." Selten hat das Statement eines Coaches den Nagel so auf den Kopf getroffen.
So stark der SGB-Auftritt im Dreisamstadion auch war - auch die Kehrseite brachte Cimen auf den Punkt: "Von viel lobenden Worten können wir uns auch nichts kaufen. Wir gehen nicht blauäugig durch die Woche. Wir werden die Dinge kritisch analysieren und hinterfragen."
In den beiden letzten - und ersten Regionalliga-Jahren - war die Situation der SG Barockstadt irgendwie besser einzuschätzen. Sie fühlte sich griffiger an. Momentan ist sie irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch. Die SGB bleibt Elfter der 18-köpfigen Liga - der Vorsprung auf die hinteren Ränge beträgt nur wenige Punkte, der Abstand zum vorderen Mittelfeld auch, die Spitzenplätze sind zumindest in der Vorserie, anders als im letzten Jahr, kaum erreichbar.
Es ist nicht nur erlaubt - vielleicht muss man es auch tun, die Partie in Freiburg auf zwei Aspekte nicht zu reduzieren, aber doch einzuschränken. Erstens: Hätte Moritz Dittmann eine seiner beiden Möglichkeiten in der ersten Halbzeit genutzt - wie wäre das offene Spiel (denn das war es, und es spricht für die SGB) dann ausgegangen? Zweitens: Ein wenig mehr Cleverness bei der Verteidigung des Freiburger Siegtores hätte ebenso geholfen.
Punkt eins kommentierte Cimen so. "Dass Moritz Dittmann mal zwei Spiele von Anfang an gemacht hat, ist ja auch neu für ihn und eine Erfahrung, die er machen muss. Er ist wohl der Erste, der sich darüber am meisten ärgert." Und überhaupt: Dittmann lieferte, wie der andere Außen Tim Korzuschek, eine gute Leistung. Beide waren ständig unterwegs, beschäftigten die Freiburger Hinterreihe und bereiteten ihr ordentlich Kopfzerbrechen.
Es gab noch andere Möglichkeiten einer bockstarken ersten SGB-Hälfte, Dittmanns beide aber waren die besten. Guckt man auf das Torverhältnis der SGB von derzeit 10:11, sagt das einiges aus. Das Positive aber, das hebt Cimen zurecht hervor. "Wir kamen ja in Situationen, in denen wir das Tor hätten machen können. Oder müssen." Mut, Körpersprache, Überzeugung, das Gespür und Selbstbewusstsein, in offensive Räume und auch in die Box vorzudringen, sind wesentlich besser geworden als noch vor 14 Tagen. "Wir müssen effektiver, gieriger und entschlossener werden", betont der Trainer, "vielleicht auch mal nicht so schön und dafür einfacher spielen."
Punkt zwei: Das Gegentor resultierte aus einer Fehlerkette. Nicht leicht zu verteidigen war's. Ein bisschen Ganime, ein bisschen Campman, ein bisschen Pomnitz, ein bisschen Grösch, der als Innenverteidiger in dieser Situation zwei, drei Schritte vor musste - das passiert. Oder anders ausgedrückt: Der individuell mit mehr Erfahrungswerten ausgestattete Gegner nutzt es. Und es sah nach Fußball aus: punktgenaues Anspiel Pellegrino, An- und Mitnahme mit der Brust und toller Abschluss des Torschützen Wörner.
"Bis aufs Tor haben wir nicht viel zugelassen", lobte Cimen, "wir haben ein gutes Auswärtsspiel bei einem sehr guten Gegner gemacht. Dieses eine Tor war schade für diesen Spielverlauf. Der Ausgang war bitter". Was seine Mannschaft gegen den Ball eine Halbzeit lang ablieferte, das war Spitzenklasse. "Es war unser Plan, dass wir ihnen den Ball überlassen", erklärte Fuldas Coach. "Und die Zwischenräume haben wir super gut verteidigt." Durch Ganime, Campman oder Frey, der immer wieder prima und rechtzeitig vorrückte. Und Grösch organisierte das Abwehrverhalten bestens. "Dass immer mal wieder einer durchbricht", sei Freiburgs Klasse geschuldet - aber auch das löste die SGB gut. Sehr gut.
So folgerte Cimen: "Ich bin mit unserer Leistung total einverstanden. Sowohl offensiv als auch defensiv. Es gibt wenig, bei dem ich sagen würde, das hat mir gar nicht gefallen. Ein Punkt wäre mehr als verdient gewesen." Und das ohne Kapitän Patrick Schaaf und Marius Köhl. Ehe es am Sonntag an der Zeit ist, im Heimspiel gegen Eintracht Trier einen Dreier einzufahren. Und den Anschluss in der Tabelle an die Stuttgarter Kickers, an Trier oder Steinbach Haiger oder Walldorf zu gewinnen. Übrigens bleiben Fußball-Trainer auch bei Siegen Menschen. Einfach nur Menschen. (wk) +++