34 Jahre Deutsche Einheit
Bouffier am Point-Alpha: "Hier war für viele das Ende der Welt"
Fotos: Bernd Vogt
03.10.2024 / RASDORF / GEISA -
"Der 3. Oktober 1990 markiert eine Wende"
"Die Archive unserer Stiftung sind voll von Bildern dieser Tage", sagt Dr. Stefan Heck, Stiftungsratsvorsitzender der Point-Alpha-Stiftung. "Für diejenigen, die dieses Wunder nicht miterlebt haben, klingt das wie Geschichten aus ferner Vergangenheit", so Heck. Auch deswegen sei die Arbeit der Stiftung so wichtig. Es gelte, die Erinnerung zu bewahren und Lehren aus dieser Zeit zu ziehen. "Der dritte Oktober 1990 markiert eine Wende, er ist ein Freiheitstag. Ein Tag der Freude und des Glücks".
"Die Wende war das Ergebnis des Muts vieler Menschen in der DDR"
Die Grüße des Landes Hessen überbrachte Michael Ruhl, Staatssekretär des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat. Er hob die gemeinsame Verantwortung der beiden Grenzländer Thüringen und Hessen hervor, die Gedenksstätte zu erhalten und zu unterstützen. Mit Blick auf die Wende erklärte er: "Sie war das Ergebnis des Muts vieler Menschen, vor allem in der DDR. Sie wollten Demokratie und Freiheit". Diese Werte gelte es zu verteidigen, für ihre Bedeutung einzutreten und deren Definiton nicht rechten Kräften zu überlassen.
Ramelow: "Das hätte ganz anders ausgehen können"
Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow war gekommen, nachdem er erfahren hatte, dass sein ehemaliger hessischer Amtskollege die Festrede halten werde. Beide verbinde eine lange gemeinsame politische Zeit, in der man trotz verschiedener Parteibücher oft gemeinsam Probleme gelöst habe. Er erinnerte an die damaligen Entscheidungsträger, aber auch einzelne Grenzsoldaten, die sich gegen den Griff zur Waffe entschieden hatten und so womöglich einen dritten Weltkrieg verhinderten. "Sonst hätte das ganz anders ausgehen können", so Ramelow. Bouffier erinnert: "Es war leichter aus Rasdorf nach Hawaii zu kommen, als nach Geisa"
"Ein Erinnerungsort, ein Gedenkort, ein Lernort", mit diesen Worten beschrieb der ehemalige hessische Landesvater Volker Bouffier Point-Alpha. In gewisser Weise sei hier für viele Hessinnen und Hessen die Welt zu Ende gewesen. "Es war leichter aus Rasdorf nach Hawaii zu kommen, als ins benachbarte Geisa", erinnert er sich und ergänzte: "Wer versuchte der DDR zu entkommen, der bezahlte das mit Jahren der Haft und nicht zu selten mit dem Leben. Auch deswegen gehe es am Tag der Einheit ebenfalls darum, denen Respekt zu zollen, die unter der Grenze gelitten haben. Zur Ukraine: Was wäre, wenn die Alliierten Hitler einfach zugeschaut hätten?
"Putins Krieg ist ein Angriff auf unsere Lebensweise und deshalb müssen wir die Ukraine unterstützen, am besten noch effizienter als bisher. Sie haben bestimmt auch schon gehört, man dürfe Putin nicht reizen. Da frage ich mich: Was soll das heißen? Sollen wir den Bruch sämtlicher Völkerrechtsregeln einfach ignorieren? Was wäre eigentlich passiert, hätten die Alliierten Hitler einfach zugeschaut und gewähren lassen. Natürlich will jeder Frieden, aber was wäre das für ein Frieden?", so der ehemalige Landesvater. Daher brauche es eine glaubhafte Abschreckung. "Der Tag der Deutschen Einheit muss immer auch ein Appell an die europäische Solidarität sein."
Gegen rechte Hetze, für Mut zur Demokratie
Doch nicht nur Russland bedrohe die demokratischen Werte, mittlerweile müsse man sich hier auch gegen Kräfte von Innen schützen. "Wenn Politiker nur noch verachtet werden, wenn Hass und Hetze die Debatte bestimmen, ist die Demokratie in Gefahr. Ich hoffe, dass es auch jetzt genügend mutige Demokraten gibt, die sagen, unsere Zukunft überlassen wir nicht den Verächtlichmachern", machte Bouffier Mut. Die jüngsten Wahlergebnisse seien verstörend.