Johannes Schäfer beim Ötztaler Radmarathon
Hinauf in die Bergwelt, rein in die Weltspitze - nur eine Kleinigkeit fehlt
O|N-Archivfoto
19.10.2024 / LAUTERBACH -
Es ist müßig, die Leistung der Sportler aus Osthessen zu bewerten oder gar miteinander zu vergleichen. Dieser hier hält jedem Vergleich stand. Gemeint ist der Lauterbacher Johannes Schäfer. Vor gut einem Jahr entschied er sich, sich als Radsportler der Weltspitze der Alpenmarathons zu nähern. Und das gelingt ihm auf beeindruckende Weise. Beim Ötztaler Radmarathon landete er kürzlich auf Rang 19 - und nur ein Erfahrungswert hinderte ihn an einer Platzierung in den Top Ten. In der Weltspitze. OSTHESSEN|NEWS erzählt seine Geschichte. Lassen Sie sich entführen in die Welt der Alpen.
"Das war schon der Saison-Höhepunkt", sagt Johannes Schäfer Tage danach. "Worauf du dich ein Jahr vorbereitet hast. Das ist das eine - und der Tag, wenn der Wettkampf, wenn der Ötzi dann gekommen ist, das andere." Und in einer ersten Rückschau, die auch eine Bewertung seiner Leistung ist, schiebt er nach. "Es ist bilderbuchmäßig gelaufen und alles eingetreten, was wir vorhatten." Das einzige Pacing - der einzige Plan - sei es gewesen, an der Spitze mitzufahren.
Ein annehmbarer Einstieg - bis auf 2.000 Meter Höhe
Jaufenpass: "Da geht das Rennen erst richtig los", ist nicht nur Johannes' Wahrnehmung. Und der Lauterbacher spielte mit im Konzert der Großen. Im Konzert der Weltspitze. "Vorne ist eine Gruppe von 17 Leuten hochgefahren. Und ich war dabei", war er stolz auf sich und mit sich im Reinen. Der Kanadier Jack Burck, der den "Ötzi" vor zwei Jahren gewonnen hatte, startete hier seine Soloflucht zum Sieg und setzte hier seine entscheidende Attacke.
"Du bist die ganze Zeit fokussiert. Man darf sich keinen Fehler erlauben"
Runter nach St. Leonhard - in der Spitze dabei
"An sich ist es eher eine Kleinigkeit. Daraus lernt man", versuchte der Lauterbacher die Dinge mit etwas Abstand einzuordnen. Und er wusste natürlich, nein, er saugte etwas förmlich in sich auf: "Es ist einfach nur fatal, es zu vergessen und nicht daran zu denken. Das war es in der Tat. "Ich hatte mich noch sehr gut gefühlt bis zu dem Moment, als es passierte." Es schmerzte ihn schon, als er wahrnahm: "Es ist einfach nur bitter, wenn die anderen an die vorbeifahren und du Platz für Platz nach hinten fällst."
Bittere Momente. Bewegende Momente eines Spitzensportlers aus Osthessen
Die Gedanken, jetzt reißt du dir das ganze Jahr den Arsch auf, bereitest dich so lange und mit solchem Input, mit solchen Anstrengungen vor, dauerten nur kurz. Johannes Schäfer nahm den Ausgang halt so hin, wie er war. "Das Ziel war hochgesteckt - und es sollte eínfach nicht sein." Die 7-Stunden-Marke wollte er erreichen, wollte 15 Minuten schneller sein als im Vorjahr, da waren es 7 Stunden 32.
Die sieben Stunden schaffte er nicht ganz, bei 7:15,38 blieb die Uhr stehen. "Es ist natürlich schade, dass ich mein Ziel nicht erreicht habe. Aber es war realistisch. Und es war grundsätzlich eine krasse Leistung, die nicht viele schaffen." Für Johannes Schäfer ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel. Und im Ziel angekommen, warteten auf Johannes Freunde und Familie. "Es ist einfach unbezahlbar, wenn man ins Ziel kommt und dort schon erwartet wird. Aber auch auf der Strecke standen vereinzelt Freunde und auch meine Freundin, was das Leiden im Rennen nochmal deutlich leichter macht."
Velolease gewinnt die Teamwertung
Und am Ende sagte er sich: "Der Weg war richtig. Und die Investitionen. An sich hat der Leistungszustand dazu gereicht, um vorne mitzufahren." Bewegende Momente. Bewegende Aussagen eines Spitzensportlers aus Osthessen. (wk)Teamwertung: Die schnellsten fünf Fahrer aus einem Team werden gewertet. Ihre Zeiten werden addiert. Johannes Schäfer war der Schnellste seines Teams velolease, das die Gesamtwertung gewann. Darunter auch ein weiterer Osthesse: Sebastian Stöhr aus Antrifttal im Vogelsberg, der ebenfalls unter die Top 100 mit einer Zeit unter acht Stunden fuhr. +++