Wegen 56.000 Euro?

Einsatzkräfte frustriert: Parlament fordert Sparzwang bei Feuerwehr-Neubau

Das Feuerwehrgerätehaus in Ronshausen entspricht schon lange nicht mehr den Vorgaben des technischen Prüfdienstes
Fotos: Philipp Apel

25.09.2024 / RONSHAUSEN - Kindergarten, Feuerwehr, Infrastruktur: Die kommunalen Aufgaben sind vielfältig und oftmals mit hohen Kosten verbunden. In Zeiten knapper Kassen nehmen die Diskussionen in den Gemeindeparlamenten zu. Was ist nötig? Wo kann man einsparen? Müssen die freiwilligen Leistungen wirklich sein?



Auf der Strecke bleiben dabei oftmals die Bürger. Auf der einen Seite müssen sie über die Steuern und Abgaben tiefer in die Taschen greifen, auf der anderen Seite wird an der Attraktivität der Kommune gespart. In der Gemeinde Ronshausen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg geht es aktuell um den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses.

Knapp 2.400 Menschen leben in der Kommune nahe der Eisenbahnerstadt Bebra. Die örtliche Feuerwehr hat erfreulich viele Mitglieder. 54 Einsatzkräfte engagieren sich ehrenamtlich für ihre Mitmenschen. 30 Kinder und Jugendliche sind bei der Nachwuchsabteilung dabei. Dazu die Alters- und Ehrenabteilung. Neben den innerörtlichen Aufgaben wird die Feuerwehr Ronshausen als Teil zweier Katastrophenschutz-Löschzüge auch überörtlich eingesetzt und war unter anderem dieses Jahr bei allen drei Großbränden in Bad Hersfeld im Einsatz.

Personell ist also (noch) alles bestens. Es hakt bei der Infrastruktur - wie an so vielen Standorten in Deutschland. Das Feuerwehrgerätehaus in Ronshausen ist zu klein, der technische Prüfdienst hat das Gebäude seit 15 Jahren auf den Status "rot" gesetzt. Es ist also dringender Handlungsbedarf geboten. Seit dem Jahr 2021 beschäftigt sich eine Feuerwehrkommission mit dem Neubau.

Feuchtigkeit sorgt für zusätzliche Kosten

Nach viel Gezerre wurde zumindest die Grundstücksfrage geklärt. Allerdings waren zunächst weiteren Ausgaben von rund 500.000 Euro nötig. Inzwischen können die Ausgaben wohl auf rund 300.000 Euro reduziert werden. Das Areal sei feucht. Die entsprechenden Ausbesserungen werden so geplant, um das Wasser so abzuleiten, dass auch die Anwohner davon profitieren können, um das feuchte Areal "In der Aue" trocken zu bekommen.

In den entsprechenden Bedarfs- und Entwicklungsplan wurde ein Neubau mit fünf Fahrzeughallen und einer Waschhalle vorgesehen. Aktuell hat die Feuerwehr Ronshausen vier Fahrzeuge, ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) soll vor allem für die Jugendfeuerwehr angeschafft werden. Dazu entsprechende Räume für die Ausbildung, Vereinsraum und ein Raum für den Dienstsport, den der Feuerwehrverein ausstatten wollte. Das Ingenieurbüro hatte eine Vorplanung erstellt. Die Kosten wurden mit rund 7,5 Millionen Euro kalkuliert, damit man "gut" für die Zukunft bauen könne. Die Vertreter der Feuerwehr hatten bereits damals erklärt, das Geld "in Grenzen zu halten" und nicht "auf Teufel komm' raus" ausgeben zu wollen. Allerdings sind sie auch an die technischen Vorgaben und gesetzlichen Anforderungen gebunden. Letztlich konnten die Kosten durch den Architekten auf 6,1 Millionen Euro reduziert werden.

Kein Vereinsraum, kein Sportraum

Das reicht der Politik nicht, der Rotstift wurde angesetzt: Inzwischen haben die Gemeindevertreter jedoch beschlossen, die Kosten für das neue Feuerwehrgerätehaus auf fünf Millionen Euro zu deckeln. Der Architekt erklärte, dass dies nicht umsetzbar sei. Der Geldtopf wurde um 500.000 Euro erhöht. Die Feuerwehrkommission tagte erneut, um gemeinsam mit dem Bürgermeister und dem Architekten nach Einsparpotenzialen zu suchen. Es wurde auf vieles verzichtet, da der Feuerwehr das Wohl der Bürger am Herzen liege. Der Sportraum wurde gestrichen, ebenso der Vereinsraum. Die Waschhalle soll gemeinsam mit dem Bauhof genutzt werden, also Synergieeffekte geschaffen werden. Ein vorgeschlagener Waschplatz macht gerade im Winter wohl weniger Sinn. Ein angedachter Aufzug in das Obergeschoss fällt weg. Die Küche wurde verkleinert. Auch der Außenbereich wird minimalistisch geplant.

Letztlich fehlen aktuell rund 56.000 Euro, um die Vorgaben komplett erfüllen zu können. Bei der Gemeindevertretersitzung am Mittwochabend steht das endgültige Raumkonzept für den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Ronshausen auf der Tagesordnung. Ob der geänderte Vorschlag der Feuerwehrkommission eine Mehrheit findet, ist zumindest unsicher. Während der Haupt- und Finanzausschusssitzung am Montag wurde das Konzept mit 3 zu 4 Stimmen abgelehnt.

Was ist das Ehrenamt noch wert?

Letztlich geht es auch darum, wie das Ehrenamt unterstützt wird. Die Einsatzkräfte stellen sich an 365 Tagen im Jahr zu jeder Tages- und Nachtzeit für die Gemeinde zur Verfügung. Bei den Verantwortlichen der Feuerwehr sorgt das Beharren der Politik für Frust. Sie haben nach eigenen Angaben schon eingespart, wo es nur geht. Geben und nehmen scheint hier aus dem Gleichgewicht zu geraten. Es besteht keine Pflicht, sich ehrenamtlich zu engagieren. Für die Kommunen ist der Brandschutz und die "Allgemeine Hilfe" jedoch eine Pflichtaufgabe.

Ob es das richtige Signal für das wichtige Ehrenamt ist, müssen nun die Parlamentarier entscheiden. Ronshausen ist kein Einzelfall. Die Kommunen sind das letzte Glied in der Kette. Für die Attraktivität der Städte und Dörfer sind die Diskussionen und den daraus vielfach resultierenden Gemengelagen zwischen den Vereinen wenig förderlich. Eine ordentliche Infrastruktur ist kein Luxus, sondern ein Muss, um die Menschen vor Ort für das wichtige Ehrenamt etwa bei den Feuerwehren auch in Zukunft begeistern zu können. (Hans-Hubertus Braune) +++

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