Prof. Dr. Helge Braun

Vom Intensiv-Politiker und Intensiv-Mediziner zum Eifaer "Intensiv-Bäcker"

MdB Helge Braun fühlt sich sichtlich wohl mit seinen Eifaer „Backhaus“-Kollegen. Rechts der OGV-Vorsitzende Kurt Schlorke.
Fotos (3):Privat

24.09.2024 / ALSFELD - Es schien zunächst ein ganz normaler Backtag zu sein im vereinseigenen Dorfbackhaus des Eifaer Obst- und Gartenbauvereins (OGV). Der wohlbekannte Duft des Buchenholz-Feuers und vor allem der deftigen Backspezialitäten wie der legendäre oberhessische Salzekuchen oder diverse Brotsorten betörten wie regelmäßig alle zwei Wochen donnerstags die Sinne der vielen von Nah und Fern herbeiströmenden Stammkunden.



"Backtag" – das hat ein bisschen was von einem Ausnahmetag im Alsfelder Stadtteil und ist fast schon ein kleines, wiederkehrendes Event geworden (wir hatten bereits berichtet: Es wird wieder gebacken! Der Salzekuchen ist zurück aus der Winterpause - Osthessen|News (osthessen-news.de)). Doch diesmal staunten die Kunden beim grüßenden Blick ins Backhaus-Team nicht schlecht: "Der mit der Schürze ist doch...!?". Richtig: das war tatsächlich Kanzleramtsminister a.D. Helge Braun (CDU) höchstpersönlich, und der war aus seiner Gießener Heimatstadt und seinem Berliner Dienstsitz nicht (nur) zum Genießen und Schauen gekommen, sondern zum Anpacken und Schuften. Mittendrin statt nur dabei, genau wie seine Ehefrau Katja.

Vom OP in den Bundestag

Von Haus aus war der Gießener vor seiner steilen Politikerkarriere, die ihn 2003 als CDU-Abgeordneten des Wahlkreises Gießen/Vogelsberg in den Bundestag und in der Amtszeit von Kanzlerin Angela Merkel zwischen 2018 und 2021 als Minister bis ins Kanzleramt führte, eigentlich Arzt. "Sowohl im OP-Saal und auf der Intensivstation als auch in politischen Debatten geht es ja zuweilen heiß her", lacht Braun im Backhaus-Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS, "aber das hier direkt am Backofen ist schon eine andere Nummer". Der Schweiß auf der Stirn spricht eine deutliche Sprache: Brauns Anwesenheit ist keine Klick-and-Run-Show-Nummer für die Presse, sondern stundenlanges Anpacken mit Herzblut. Anita Schlorke, Ehefrau des OGV-Vorsitzenden Kurt, freut sich diebisch über den Coup: "Wir haben einen neuen Azubi! Der macht sich richtig gut und kann gerne alle zwei Wochen mit dabei sein!". Schlorke kennt Braun bereits seit 2003 und unterstützte seinerzeit als die Alsfelder CDU-Vorsitzende Brauns Bundestags-Bewerbung. "Ich habe seinen bemerkenswerten Werdegang mit großem Interesse verfolgt. Wir freuen uns immer beide sehr über jedes Wiedersehen!"

"Wir haben viel gelernt"

Helge Braun beschreibt die Vorgeschichte seines Einsatzes so: "Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren für unsere traditionelle hessische Küche. Und die Erzählungen von Frau Schlorke, wie aktiv die Backhauskultur in Eifa gelebt wird - alle zwei Wochen - hat mich sehr fasziniert. Viele Backhäuser werden ja nur noch ein oder zwei Mal im Jahr zu Backhausfesten angefeuert. Als ich meiner Frau Katja erzählt habe, dass ich plane, einen Tag in Eifa beim Backen von Brot und Salzekuchen mitzuhelfen war sie gleich Feuer und Flamme und so haben wir beide mitgemacht. Wir haben beide viel gelernt und es hat sehr viel Freude gemacht, mit den Freunden vom OGV zusammen zu backen." Während Braun seinen Mann beim hitzeintensiven Ein- und Ausschießen der Salzekuchen- und Brotbleche in den Holzbackofen oder beim Vorbereiten der Teiglinge stand, packte Ehefrau Katja beim Ausrollen des Salzekuchen-Teiges und dem portionsgerechten Schneiden der "oberhessischen Pizza" mit an. Dass anschließend auch die höchst verdiente gemeinsame Verköstigung im Team anstand, versteht sich von selbst.

Politische Dimension

Braun ließ es sich aber am Rande auch nicht nehmen, auf eine durchaus politische Dimension hinzuweisen: "Es ist mir politisch wichtig, diese Kultur unserer Heimat zu erhalten. Deshalb sind Fördermittel -auch hier in Eifa sind EU Mittel zur Unterstützung geflossen- gerade für Bau und Instandhaltung oft unerlässlich. Ich würde mich darüber hinaus sehr freuen, wenn mehr jüngere Leute ihre Leidenschaft für unsere Backhauskultur entdecken würden, damit die Tradition und die guten alten Rezepte auch in der Zukunft erhalten und lebendig bleiben."

Das Ehepaar Braun hat dazu zur Freude des OGV Eifa einen bemerkenswerten Beitrag geleistet. Dass Anita und Kurt Schlorke ihren "neuen Azubi" in zwei Wochen wiedersehen würden, werden sie sicher nicht erwartet haben – und falls doch, so musste er sie in seiner aktuellen exponierten Funktion als Vorsitzender des Haushaltsausschusses des Bundestages enttäuschen: "Die Haushaltsberatungen stehen an, da komme ich nicht weg – und das wird garantiert im Bundestag ähnlich wie hier im Backhaus auch eine ganz heiße Kiste!" (goa) +++

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