Leichtathletik: Die Sensation ist perfekt

U16-Mädchenmannschaft holt die Deutsche Vize-Meisterschaft nach Osthessen

Dieser Jubel ist grandios: Der deutsche Vize-Titel sprang heraus
Fotos: Vereine

23.09.2024 / REGION - Ein letztes Mal in diesem Jahr wurden an diesem Wochenende in der Leichtathletik Deutsche Meisterinnen und Meister in Stadion-Disziplinen gekürt. Am Samstag kämpften die Talente der U20 und U16 mit ihren Vereinsteams um Edelmetall, am Sonntag waren die Masters dran. Austragungsort beider Titelkämpfe war das Carl-Heinz-Reiche-Stadion in Lage/Nordrhein-Westfalen.


Teamgeist ist bei diesen Titelkämpfen Trumpf. In der männlichen und weiblichen U16 sowie U20 hatten sich gemäß Rangliste die acht stärksten Vereine/Startgemeinschaften Deutschlands für die Team-DM in Lage qualifiziert. Darunter bei der weiblichen U16 das Team der Startgemeinschaft Neuhof-Flieden-Hünfeld – qualifiziert über Platz vier der Rangliste, nur knapp hinter den Plätzen 2 und 3.

Das Prinzip: Drei Starter pro Team und Disziplin sind zugelassen, zwei davon kommen in die Wertung für das Mannschaftsergebnis. Dabei sind die Talente vielseitig einsetzbar, jeder Athlet darf in bis zu drei Einzeldisziplinen sowie einer Staffel starten. An Disziplinen sind bei der WJU16 zu bewältigen: 100 Meter, 800 Meter, 3.000 Meter, 4 x 100 Meter, 80 Meter Hürden, Weitsprung, Hochsprung, Kugelstoß, Diskuswurf, Speerwurf.

Die Underdogs aus Osthessen am Start

Schaut man sich den Vorbericht des Deutschen Leichtathletik-Verbandes an, dann hatte trotz der hervorragenden Platzierung in der Rangliste so wirklich niemand die Underdogs aus Osthessen auf dem Zettel. Die U16 Mädchen der Startgemeinschaft spielen - ob man es glauben will oder nicht - aktuell in der Leichtathletik "Bundesliga" mit. Sie waren neben den großen Leichtathletik-Vereinen wie Eintracht Frankfurt, LAV Bayer Uerdingen/Dormagen, USC Mainz, TV Wattenscheid, TSV Bayer 04 Leverkusen am Start.

Um bei solchen Wettkämpfen bestehen zu können, benötigt man auch eine "Ersatzbank". Wie schnell ist mal was passiert, und dann muss man schauen, wie man die Startplätze möglichst gut aufgefüllt bekommt. Und die Ersatzbank des Teams aus Osthessen konnte sich wahrlich sehen lassen.

Von der Startgemeinschaft waren in Lage mit dabei (in Klammern, die Starts):

Hünfelder SV: Amalia Teckie (100m, 4x100m), Amelie Witzel (80m Hürden, Hochsprung), Emma Röhrdanz (100m, 80m Hürden, 4x100m), Hannah Sattler (3.000m), Joelina Cean (3.000m), Lilianna Zirpel (Weitsprung, 4x100m), Lilli Roth (Weitsprung, Speer, 4x100m), Linda Schmitt (800m), Lina Veith (3.000m), Marie Weber (Weitsprung, Kugelstoß, Diskus), Marielle Beckmann, Maya Zielke, Nika Marie Henkel (100m, 4x100m), Svea Witzel (4x100m), Thea Marquart (800m)

TV Flieden: Edda Bischof (Kugelstoßen, Diskus, 4x100m), Laia Sofie Staack, Maja Spörer, Marah Stanzel (Hochsprung, Kugelstoßen, Speer), Mona Belz (Diskus)

TV Jahn Neuhof: Anna Schreiber (Hochsprung), Ella Kayser (Speer), Kirsa Paschek, Lotte Schwarz (80m Hürden, 800m, 4x100m)

Die auch nominierten Hanna Knieper (100m, Kugel, 4x100m; TV Jahn Neuhof) und Rosalie Möller (Hünfelder SV) konnten verletzungs- oder krankheitsbedingt nicht mitkommen.

Sponsoren unterstützen mit Hoodies und T-Shirts

Das Team aus Osthessen reiste wegen des frühen Wettkampfbeginns bereits am Freitagnachmittag im Anschluss an die Schule an - und es übernachtete in der Jugendherberge in Detmold. Dort wurde der Wettkampftag vorbesprochen, und die Mädels erhielten je einen von Sport-Becker in Hünfeld gesponsorten Hoody und ein vom Steuerberater Florian Roth in Eiterfeld und vom Therapie- und Rehazentrum Hübbe in Eiterfeld gesponsortes T-Shirt.

Am Samstag ging es bereits um 9.30 Uhr mit den 3.000m los. Die Zeitmessung wollte nicht gleich so, wie sie sollte. Mit 10 Minuten Verzug fiel endlich der erste Startschuss. Und das Ergebnis konnte sich auch gleich sehen lassen. Lina Veith kam im 22-köpfigen Teilnehmerfeld auf einen hervorragenden 4. Platz. Joelina Cean, von U14 hochgestartet und Hannah Sattler, dem jüngeren Jahrgang bei U16 angehören, belegten die Plätze 6 und 8. Nach der ersten Disziplin bedeutete das Platz 3 - nur zwei Punkte hinter dem TV Bayer 04 Leverkusen, aber schon 253 Punkte hinter der Eintracht Frankfurt. Und die Frankfurter hatten mit Luise Brzoska ein absolutes Ausnahmetalent am Start, die, wie man später sah, bei der Titelvergabe dann auch den gewissen Unterschied ausmachen sollte.

Nach den Anfangsschwierigkeiten mit der Technik läuft es

Die zweite Disziplin, das Kugelstoßen, beendeten Edda Bischof, Marie Weber und Marah Stanzel auf den Plätzen 5, 11 und 17. Weiter Platz 3 in der Gesamtwertung. Danach die 80m Hürden. Emma Röhrdanz, Lotte Schwarz und Amelie Witzel hier auf den Plätzen 9, 16 und 20. Die Zeit und Punktabstände gering. Im Speerwurf ließ die osthessische Startgemeinschaft, bei viel Wind, richtig Punkte liegen. Die Mädels kamen mit dem Wind nicht so richtig zurecht. Lilli Roth, Ella Kayser und Marah Stanzel auf den Plätzen 10, 21 und 22. Wir nun mit drei Punkten Rückstand auf Platz 4.

Dann die 100m - und damit sprichwörtlich die Halbzeit. Wie schon bei den Hürden mit viel Gegenwind. Die Zeiten waren deshalb nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Die Plätze 6, 7, und 22 für Emma Röhrdanz, Nika Marie Henkel und Amalia Teckie. Die Halbzeitbilanz: Platz 3 mit 5.052 Punkten, hinter dem USC Mainz mit 5.158 Punkten und der Eintracht Frankfurt mit 5.476 Punkten.

Die Halbzeitbilanz nach fünf Disziplinen war richtig gut

Der Zeitplan geriet zwischenzeitlich etwas durcheinander. Edda Bischof, Marie Weber und Mona Belz landeten im Diskus auf den Plätzen 3, 7 und 11. In der Gesamtwertung nahm die Startgemeinschaft aus Osthessen Platz 4 ein - nur sechs Punkte von den Plätzen zwei und drei entfernt! Es blieb spannend.

Der Hochsprung verlief nicht wie gewünscht, auch hier ließen die jungen Osthessinnen Punkte liegen. Amelie Witzel, Anna Schreiber und Marah Stanzel belegten die Plätze 5, 11 und 24. In der Gesamtwertung blieb alles gleich. Der Abstand zur Eintracht Frankfurt schmolz auf 270 Punkte.

Bei den 800 Metern sprangen für Linda Schmitt, Lotte Schwarz und Thea Marquart die Plätze 3, 7 und 14 raus. Die 800m brachten die Wende - die Startgemeinschaft aus Osthessen sprang auf 2 - nur noch 145 Punkte hinter der aus Frankfurt.

Der Weitsprung war die vorletzte Disziplin. Lilianna Zirpel, Marie Weber und Lilli Roth waren hier mit dabei. In Kenntnis des Punktestandes flatterten ganz schön die Nerven. Heraus kamen die Plätze 3, 16 und 17. Und in der Gesamtwertung blieb es bei Platz 2.

Die abschließende 4x100m-Staffel muss die Entscheidung bringen. Und wieder verzögerte sich der Start, die Mädels mussten gut 10 Minuten warten. Dann endlich der Startschuss. Die erste Staffel in der Besetzung Nika Marie Henkel, Lotte Schwarz, Amalia Teckie und Emma Röhrdanz schaffte Platz 2; die zweite Staffel in der Besetzung Lilianna Zirpel, Lilli Roth, Edda Bischof und Svea Witzel kam auf Platz 10 ein.

Die Deutsche Vize-Meisterschaft war erreicht. Der Jubel riesengroß

Und die Mädels formulieren gleich mal wieder ein neues Ziel. Sie wollen nächstes Jahr auch wieder zur Team-DM. Das ist alles andere als einfach. Aber genau dasselbe hatten die Beteiligten vor einem Jahr auch gesagt. Und was daraus geworden ist, das konnte man nun erleben.

Im kommenden Jahr ist der Jahrgang 2009 bei dieser Meisterschaft raus. Im Jahr 2025 dürfen Athleten der Jahrgänge 2010, 2011 und 2012 an den Start gehen. Das Ganze funktioniert aber nur, wenn die Vereine als Region zusammenstehen.

Wenn Talenten von relativ kleinen Vereinen, wie bei Emma Röhrdanz oder auch Svea Witzel die Möglichkeit gegeben wird, an solchen Events teilzunehmen. Die Beiden sind nach Hünfeld gewechselt, trainieren aber zur Aufwand-Reduzierung teilweise weiterhin auch bei ihren Heimatvereinen mit. Ihr Erfolg ist damit auch ein Erfolg ihrer Heimatvereine - der TSG Schlitz, des TSV Hilders und der dortigen Trainer.
(wk/pm) ++

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