Infektionsketten unterbrechen
Nächste Schritte zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP)
Fotos: HMLU
21.09.2024 / REGION -
Das Hessische Landwirtschaftsministerium (HMLU) hat die nächsten Schritte zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bekanntgegeben. Bei einem Ortstermin in Mörfelden-Walldorf erklärten Experten neue Schritte bezüglich der Strategie, mit der die Tierseuche eingedämmt werden soll – mit besonderem Fokus auf das infizierte Gebiet, die sogenannte Sperrzone II.
Nächster Schritt: Reduzierung von Schwarzwild in der Sperrzone II
Zunächst galt für die Sperrzone II ein absolutes Jagdverbot, um möglicherweise infizierte Wildschweine nicht in seuchenfreie Gebiete zu vertreiben. Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage bezüglich des Geschehens der Tierseuche konnten am 9. September erste Lockerungen für die Jagd beschlossen werden, unter anderem ist die Bejagung von Schalenwild (außer Schwarzwild) unter Auflagen erlaubt. Der nächste strategische Schritt sieht vor, die Wildschweindichte in der Sperrzone II zu reduzieren, um Infektionsketten zu unterbrechen und die Sperrzone I zu schützen.Seuchenbekämpfung mit Fallen
Dafür werden in Hessen künftig in der Sperrzone II Fallen – sogenannte Saufänge – eingesetzt. Saufänge sind eine bewährte Maßnahme der Seuchenbekämpfung, die bereits im europäischen Ausland sowie in den Ländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zur ASP-Bekämpfung zum Einsatz kommen. Ausschließlich der Saufang ermöglicht es, ganze Rotten auf einmal zu entnehmen, ohne die Tiere zu beunruhigen und eine Versprengung der Seuche in bisher noch nicht infizierte Gebiete zu vermeiden.Tierschutzgerechter Einsatz von Saufängen
"Der Einsatz von Saufängen in der Tierseuchenbekämpfung ist eine Ultima Ratio. Umso wichtiger ist es, auf einen tierschutzgerechten Einsatz zu achten. Die Wildschweine werden im Vorfeld durch Anfüttern langsam an die Anlage gewöhnt, um von Beginn an Stress zu reduzieren. Es kommen nur Fallen ohne Metallgitter zum Einsatz, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Die Saufänge werden außerdem kontinuierlich überwacht, um vor allem beim Auslösen der Falltür sicherzustellen, dass sich die gesamte Rotte in der Anlage befindet, keine anderen Tiere mitgefangen werden und sich kein Wildschwein beim Auslösen der Fallentür verletzten kann. Der Abschuss erfolgt dann durch geschultes Personal," erläutert Prof. Dr. Michael Lierz von der Justus-Liebig-Universität Gießen, wildbiologischer Berater des Führungsstabs ASP des Hessischen Landwirtschaftsministeriums. Er hat zum Thema Saufänge geforscht und eine Studie zu deren tierschutzgerechtem Einsatz im Jahr 2022 abgeschlossen.Landestierschutzbeauftragte sieht keinen Spielraum
Auch die Tierschutzbeauftragte des Landes Hessen, Dr. Madeleine Martin, hat sich mit dem Thema Saufänge beschäftigt und weiß: "Hessen hat intensiv dazu geforscht und diese Fallen getestet. Das hier gewählte Modell, das sich in dem Forschungsprojekt als geeignet erwies, ist akzeptabel und wird auch dem Tierschutz am ehesten gerecht. Der Einsatz von Fallen ist für die Tiere immer eine Belastung, gleichwohl lassen die EU-Vorschriften zur Seuchenbekämpfung der Hessischen Landesregierung keinen Spielraum."Unterstützung der Jägerschaft
Auch die neuen Maßnahmen zur ASP-Bekämpfung werden von der hessischen Jägerschaft unterstützt: "Der Einsatz von Saufängen im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung hat sich bereits in anderen Bundesländern bewährt. So kann es gelingen, ganze Wildschweinrotten zu entnehmen und die Infektionsketten zu unterbrechen. Im Gegensatz zu einer unkontrollierten Durchseuchung kann so das ASP-Geschehen in Südhessen schneller kontrolliert werden. Somit kommt diese Maßnahme insbesondere einem gesunden Tierbestand der Zukunft zugute", so Markus Stifter, Pressesprecher des Landesjagdverbandes Hessen.Aktuelle Regelungen für die Sperrzone I bleiben bestehen
In der Sperrzone I, die auch als Pufferzone bezeichnet wird und den äußeren, infektionsfreien Rahmen um das vorläufige Infektionsgebiet (Sperrzone II) bildet, sind weiterhin Bewegungs- und sogenannte Erntejagden, teilweise unter Auflagen, möglich. (pm/cdg) +++