Faire Bildungschancen waren ihm ein Anliegen
Früherer FDP-Chef Wolfgang Gerhardt gestorben
(Archivbild)picture alliance / dpa
13.09.2024 / WIESBADEN -
Er war Wissenschaftsminister in Hessen, Bundesvorsitzender und Bundestagsfraktionschef der FDP. Doch sein Wunschamt erreichte Wolfgang Gerhardt nicht. Nun ist der Mann der leisen Töne gestorben.
Der ehemalige FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt ist tot. Der 80-Jährige sei am Freitagmorgen in Wiesbaden gestorben, teilte FDP-Chef Christian Lindner im Auftrag der Familie mit. «Fast 60 Jahre hat er sich mit der FDP gemeinsam für eine freie und starke Gesellschaft eingesetzt. Sein Tod macht mich zutiefst traurig», schrieb Lindner in einer Würdigung. «Wir haben einen herausragenden Liberalen verloren», ergänzte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai.
Wunschposten blieb Gerhardt verwehrt
Mit der Bundestagswahl 1994 wechselte Gerhardt von Wiesbaden nach Bonn. Im Bundestag gehörte er zunächst dem Post- und später dem Auswärtigen Ausschuss an. Er wäre gern Außenminister geworden, doch dies blieb ihm verwehrt, weil die rot-grüne Koalition die Bundestagswahl 2002 gewann und es nicht zu einem Wechsel zu Schwarz-Gelb kam.Gerhardt pflegte einen eher nüchternen, gediegenen Stil - Show-Politik waren seine Sache nicht. Nach dem Verlust seiner Spitzenämter im politischen Tagesgeschäft der FDP verstand er sich als ein Vordenker des politischen Liberalismus in Deutschland.
«Mann der leisen Töne»
«Liberalismus war für ihn immer nicht nur ein parteipolitisches Programm, sondern vielmehr eine Haltung», schrieb Djir-Sarai zu seinem Tod. Lindner erklärte: «Er war nie ein Machtpolitiker, sondern blieb auch in Spitzenpositionen ein belesener, feiner und großzügiger Mensch. In einer schwierigen Phase unserer Geschichte hat er die FDP zusammengehalten und wieder aufgerichtet.»Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) würdigte den Gestorbenen als einen «herausragenden Politiker». Der Freidemokrat sei «ein Mann der leisen Töne, dessen Rat sehr viele gerne gehört haben». Gerhardt habe sich mit Leidenschaft und Hingabe für die Belange der Gesellschaft eingesetzt: «Er hat es verstanden, Brücken zu bauen und unterschiedliche Meinungen zusammenzuführen. Sein Einsatz für eine pluralistische Gesellschaft und ein besseres Deutschland wird uns fehlen.» (dpa) +++