Frieden aus ganzem Herzen und ganzer Seele

Fuldaer Persönlichkeiten beim traditionellen St.-Michael-Jahresempfang in Berlin

Prälat Dr. Karl Jüsten (Leiter Katholisches Büro in Berlin), Bundeskanzler Olaf Scholz, Bischof Dr. Georg Bätzing (Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz).
Fotos: Günter Wolf

14.09.2024 / BERLIN - Dankbarkeit für die bisherige Unterstützung aus Deutschland und die internationale Gemeinschaft - genau das waren Themen in Berlin. Nicht nur Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Mitglieder seines Kabinetts – auch Fuldaer Persönlichkeiten, allen voran Bischof Dr. Michael Gerber, waren beim gestrigen St.-Michael-Jahresempfang in Berlin zu Gast. Im Mittelpunkt der Begegnung von etwa 550 Frauen und Männern aus Kirche, Politik und Gesellschaft im Tagungszentrum Katholische Akademie stand die Festansprache des Oberhaupts der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, des Kiewer Großerzbischofs Dr. Swatoslaw Schewtschuk.



Schewtschuk zeichnete in seiner auf Englisch gehaltenen Rede nicht nur die aktuelle Situation in der kriegsgeschüttelten Ukraine eindringlich nach. Er nutzte auch die Gegenwart von Bundeskanzler Olaf Scholz, um für die bisher geleistete Unterstützung aus Deutschland zu danken. "Sie helfen der ukrainischen Armee, Unschuldige zu verteidigen. Sie stellen sich der Tyrannei und internationalen Aggression entgegen. Sie unterstützen einen wahrhaft gerechten Frieden. Sie arbeiten unermüdlich für die europäische Einheit und internationale Gerechtigkeit", so der ukrainische Oberhirte.

"Nur ein echter Frieden ist authentisch und nachhaltig"

Der Kiewer Großerzbischof beklagte die zielgerichtete Zerstörung von Gotteshäusern und Pfarreien durch die russischen Aggressoren. "Sollte es Putin gelingen, die gesamte Ukraine zu besetzen, werden alle ukrainischen Kirchen ausradiert. Unsere Kirche (die griechisch-katholische Kirche, Anmerkung des Autors) ist in den besetzten Teilen der Ukraine bereits verboten worden. Fast alle unsere Pfarreien wurden zerstört, Kirchen und Klöster konfisziert und deren Eigentum beschlagnahmt", sagte Schewtschuk.

Das ukrainische Volk habe sich nach der Befreiung vom "Roten Reich des Bösen" dazu aufgemacht, sich den Demokratien in Europa und in der Welt anzuschließen, um zu einer friedlichen und gerechten Welt beizutragen. "Wir wollen Frieden aus ganzem Herzen und ganzer Seele, aber einen gerechten Frieden, weil nur ein gerechter Frieden authentisch und nachhaltig ist", betonte Großerzbischof Schewtschuk.

Europäische Friedensordnung wurde "grundlegend beschädigt"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg), hatte zu Beginn die Gäste begrüßt. Dabei wandte er sich deutlich gegen eine Entwicklung, bei der die Suche nach Lösungen nicht durch Sachlichkeit und Differenziertheit geprägt sei, sondern zunehmen durch gegenseitige Aufwiegelung und Streit. "Wir werden sorgsam darauf achten müssen, dass diese Polarisierungen nicht weiter zunehmen", mahnte der Oberhirte. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sei die europäische Friedensordnung nicht nur missachtet, sondern sogar "grundlegend beschädigt" worden, so Bätzing.

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen in aller Welt würden eine "wachsende Unordnung in der Welt" widerspiegeln. Dabei würde nicht nur das Völkerrecht, sondern auch viele andere anerkannte Ordnungsprinzipien infrage gestellt und missachtet. "Wir engagieren uns für die Einhaltung des Völkerrechts. Wir bekennen uns zum Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen. Wir bejahen regelbasierte Ordnungen in allen Bereichen des Zusammenlebens der Völker und Staaten. Wir bekräftigen die Verpflichtung der Staaten und der internationalen Gemeinschaft, diese Rechte zu achten und zu schützen – nicht zuletzt die Rechte der Ärmsten auf der Welt und der Geflüchteten", betonte Bätzing.

Auch Fuldaer Prominenz war vor Ort

Unter den 550 Gästen des St.-Michael-Jahresempfangs waren auch einige Gäste aus Fulda. Bischof Dr. Michael Gerber, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, nutzte eine Gelegenheit am Rande des Empfangs zu einem Gespräch mit dem Ehrengast Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk. Im regen Austausch war auch der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU) mit dem Direktor des Fuldaer Sozialgerichtes, Professor Dr. Carsten Schütz, und dem Direktor der Katholischen Akademie im Bistum Fulda, Gunter Geiger, zu sehen.

Eingeladen hatte zum St.-Michael-Jahresempfang traditionell der Leiter des Katholischen Büros in Berlin des Kommissariats der Deutschen Bischöfe, Prälat Dr. Karl Jüsten. Musikalisch gestaltet wurde die Veranstaltung im Hotel Aquino im Tagungszentrum Katholische Akademie unweit des Bahnhofs Friedrichstraße im ehemaligen Ostteil der Hauptstadt vom Quartett GANNA Ensemble (Ganna Gryniva, Gesang; Matt Adomeit, Kontrabass; Mathias Ruppnig, Schlagzeug; Povel Widestand, Klavier). (mis/pm) +++

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