Sind Jugendliche maulfaul?
Telefonieren ist offenbar out - Text- oder Sprachnachricht immer beliebter
Fotos: Marie Birkenstock
13.09.2024 / REGION -
Heutzutage besitzt so gut wie jeder Jugendliche ein Handy. Ob WhatsApp, Instagram, TikTok oder Snapchat, alles ist auf dem kleinen Gerät zu finden und wird tagtäglich konsumiert. Zum Telefonieren wird das Handy jedoch immer weniger genutzt. Lieber wird eine Text- oder Sprachnachricht gesendet. Doch woran kann das liegen?
Wir haben Jugendliche in Fulda nach ihren Kommunikationsgewohnheiten gefragt. Das übereinstimmende Ergebnis der Befragten: Beim Schreiben kann man sich Zeit lassen, man kann die Nachricht bearbeiten oder sogar wieder löschen. Für Textnachrichten hat man zudem eine längere Bedenkzeit: Man kann sich vorher überlegen, wie man sich ausdrücken möchte. "Textnachrichten sind viel übersichtlicher, vor allem in Gruppen ist es so leichter, etwas abzuklären": sagt ein 12-Jähriger.
Mit mehreren gleichzeitig zu kommunizieren, ist beim Telefonieren eher schwierig. Und mündlich müssen die jungen Erwachsenen schnell und spontan reagieren. Offenbar haben viele Jugendliche Bedenken, dann etwas Falsches zu sagen, was man nicht mehr rückgängig machen kann. Manch einem Jugendlichen ist es sogar richtig unangenehm zu telefonieren. "Doch wenn meine Schwester anruft, geh ich gerne dran", sagt die 16-jährige Annika. Aber viele Jugendliche sind vielseitig beschäftigt und haben einen stressigen Alltag. Das ist sicher einer der Gründe dafür, dass es schwierig ist, einen gemeinsamen Zeitpunkt zu finden, um sich telefonisch auszutauschen.
Auch in der älteren Generation sind die Textnachrichten sehr beliebt. Aber manch einer telefoniert auch mal ganz gerne drei bis vier Stunden, wenn es sich anbietet. Beim Telefonat können die Emotionen zudem viel besser vermittelt werden. Bei Textnachrichten, die meist auch länger dauern als ein kurzer Anruf, können Aussagen schnell falsch verstanden werden, besonders bei ironisch gemeinten Bemerkungen.
Die Zahl der persönlichen Telefonate geht bei Jugendlichen eindeutig zurück. Viele vermeiden face-to-face-Gespräche oder Telefonate. Langfristig könnte das zu einem großen Problem werden. Denn in der Arbeitswelt oder im Freundeskreis sind persönliche Gespräche unvermeidlich. (Marie Birkenstock)+++