"Bürokratie zermürbt"

"Koalition der Willigen": Strauss und die DHL starten Logistik-Kooperation

Nikola Hagleitner, Vorständin Post & Paket Deutschland der DHL Group und Matthias Fischer, COO und verantwortlich für das operative Geschäft am Montagvormittag vor der CI-Factory in Schlüchtern
Fotos: Hans-Hubertus Braune

10.09.2024 / SCHLÜCHTERN - Wenn es um Arbeitskleidung und weit darüber hinaus geht, dann ist der Name Strauss längst zu einem bekannten und geschätzten Markennamen geworden. Henning und Steffen Strauss führen das Unternehmen in der vierten Generation und bleiben nach wie vor im Kinzigtal eng verwurzelt.



In Biebergemünd steht die Zentrale, in Schlüchtern ist die "CI-Factory" an der Autobahn A66 weithin sichtbar. Henning Strauss ist Ehrenbürger von Bad Orb. Alea Park, Alea Resort und wohl bald auch die Alea School sorgen für zusätzliche Attraktivität der Region. Das Unternehmen hat rund 1.700 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro.

Stillstand ist ein Fremdwort, vielmehr will sich das Unternehmen stetig weiterentwickeln und optimieren. Ein Schwerpunkt ist den Einsatz von erneuerbaren Energien in allen Bereichen. Im Bereich der Logistik wurde nun die Kooperation mit der DHL Group im Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland gestartet.

Seit 2020 versendet Strauss aus seiner CI Factory mit ressourcenschonender Hightech-Logistik, auch am Hauptsitz wird die Logistik derzeit hinsichtlich Digitalisierung und Ressourcenschutz optimiert. Neben ersten Elektromobilitäts-Piloten im vergangenen Jahr und einer automatischen füllgradabhängigen Höhenanpassung der Versandkartons treibt Strauss nun mit dem neuen Logistik-Partner DHL Group den emissionsfreien Versand der Zukunft voran. Gemeinsam mit DHL identifiziert Strauss im nächsten Schritt geeignete Fahrzeuge mit alternativem Antrieb für den Fernverkehr zum umweltfreundlicheren Transport seiner Pakete. Ziel ist eine zeitnahe Implementierung in den regulären Versandprozess.

"Familie denkt nachhaltig"

Das Engagement für ressourcenschonendes Wirtschaften liegt dabei im Eigeninteresse der Unternehmerfamilie. "Ich könnte ihnen ein Bild meiner Enkelkinder zeigen, dann wüssten sie, wieso wir dies machen. Wir wollen die Welt in ihrer Schönheit erhalten", sagt Matthias Fischer, COO und verantwortlich für das operative Geschäft, während des Pressegesprächs am Montagvormittag in der HIGH5ve-Kantine. "Familie denkt nachhaltig. Denn Familien denken in Generationen – und somit von Haus aus langfristig. Wir haben alle operativen Abläufe im Blick und programmieren uns sozusagen stetig neu", sagt CEO und Inhaber Henning Strauss in der Pressekonferenz.

Nikola Hagleitner, Vorständin Post & Paket Deutschland der DHL Group, sagt: "Wir freuen uns sehr, dass wir Strauss als Partner für unser GoGreen Plus Angebot gewinnen konnten. Beide Unternehmen verbindet der Ehrgeiz, die logistikbezogenen Emissionen so weit wie möglich zu senken und so zu einer saubereren Umwelt beizutragen. Strauss-Kunden bekommen ab sofort nicht nur die gewohnte Top-Qualität bei der Arbeitskleidung, sondern erhalten ihre Waren jetzt auch umweltfreundlicher. Denn mit GoGreen Plus reduziert DHL die transportbedingten Emissionen direkt in ihrer Transportkette." Das Jahresvolumen der Kooperation mit Strauss liegt bei etwa 4,5 Millionen Paketen – im Durchschnitt pro Tag zehn bis elf Lkw mit Hänger.

Es mangelt an Planungssicherheit und Infrastruktur

Bei der Zustellung nutzt die DHL bereits 30.000 elektrische Zustellfahrzeuge. Zudem sind 14 Elektro-Trucks unterwegs. 400 Lastwagen fahren mit Flüssiggas. Doch Hagleitner macht deutlich, woran es hapert: "Wir bauen unsere eigenen Tankstellen", sagt die Konzern-Vorständin und hat klare Vorstellung an die Politik in Deutschland. Auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS sagt Hagleitner: "Wir brauchen sehr viel mehr Planungssicherheit. Was ist denn die präferierte Lösung? Wir brauchen mehr Infrastruktur", sagt sie. Auch die langen Genehmigungsverfahren belasten die Unternehmen. Die DHL testet "alle Brückentechnologien", da unklar sei, welche Antriebsart sich durchsetzen werde. Das kostet natürlich viel Geld.

Matthias Fischer schildert die Investitionen von Strauss, etwa in die Geothermie und Solaranlagen. Aktuell beschäftigt sich Strauss mit den Möglichkeiten von Wasserstoff-Projekten und befinde sich in dieser Sache im Austausch mit dem Main-Kinzig-Kreis. "Wir sind ja technisch begeistert", sagt Fischer. Er sagt aber auch: "Die Genehmigungsverfahren müssen vereinfacht werden. Du wirst ja zu einem Wissenschaftler, wenn du da durchsteigen willst. Wir sind ja eine Koalition der Willigen, doch die Bürokratie zermürbt uns", sagt Fischer.

Trotz dieser Herausforderungen plant Strauss in die Zukunftstechnologien. Strauss investiert seit Anfang September dieses Jahres laut eigenen Angaben als neuer Programm-Partner gezielt in emissionsreduzierende Maßnahmen und den Infrastrukturumbau im gemeinsam genutzten Logistiknetz von Deutsche Post und DHL. So fördert Strauss als Versender aktiv den CO2-reduzierten Versand durch sogenanntes "Insetting". Hierzu werden beispielsweise nachhaltige Kraftstoffe genutzt sowie Elektro-Lkw eingesetzt. (Hans-Hubertus Braune) +++

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