FSV-Coach Tim Görner im Interview
Zwischen Aufbruchstimmung, Wucht, vielen Talenten und Pro-Lizenz
Fotos: FSV Frankfurt
07.09.2024 / FRANKFURT AM MAIN -
Es ist am Samstag schon das vierte Hessenderby für die Kicker der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz. Nach Aufsteiger Gießen (2:2), Steinbach Haiger (0:1) und Kickers Offenbach (1:2) steht nun der Vergleich mit dem FSV Frankfurt an. Mit einem jungen und frischen Gesicht, das der Regionalliga sichtlich guttut: der 28-jährige Tim Görner. OSTHESSEN|NEWS hat mit ihm gesprochen.
Die Themen sind vielfältig: Was den FSV am Samstag in der Johannisau erwartet, Fuldas neuen Trainer Daniyel Cimen, die aktuell gute Verfassung des Traditionsvereins vom Bornheimer Hang, Görners neue Lizenz, Philosophie und Ausrichtung am Bornheimer Hang und manches mehr.
Osthessen|News: Herr Görner, was erwartet Sie und den FSV am Samstag?
Tim Görner: Na ja, mit dem Trainerwechsel bei Fulda ist das nicht ganz so einfach abzuschätzen. Sowohl von der taktischen Ausrichtung als auch von den Spielprinzipien her. Schau'n wir mal, wie viel Auftrieb der Trainerwechsel der SG Barockstadt gibt. Es kann schon passieren, dass eine Aufbruchstimmung auf uns zukommt. Eine Wucht. Trotzdem wollen wir natürlich unser Spiel durchziehen.
Görner: Wir haben nicht so eine erfahrene Mannschaft wie Fulda. Wir sind wachsam und fahren auch so dorthin. Wollen aber mutig und selbstbewusst auftreten.
Görner: Ja, so langsam geht es darum. Wir wollen weiter, solange es geht, im oberen Drittel dabeisein.
O|N: Daniyel Cimen ist Ihnen sicher ein Begriff ...
Görner: Ja, aber ich kenne ihn nicht persönlich. Ich bin deshalb weit davon entfernt, mir ein Urteil zu erlauben. Ich habe großen Respekt vor seiner Leistung, die er in Gießen erbracht hat.
O|N: Die SG Barockstadt ist nicht so toll und unglücklich gestartet. Wie beurteilen Sie das?
Görner: Jedes ihrer Spiele ist knapp ausgegangen. Immer mit maximal einem Tor Differenz. Kein positiver oder negativer Ausschlag. Das spricht für Fulda. Im letzten Jahr hat die Mannschaft eine gute Runde gespielt und war zeitweise im Flow.
O|N: Sie haben die SGB in Offenbach gesehen. Was ist Ihnen aufgefallen?
Görner: Pomnitz, der mit dem Freistoß früh getroffen hat, ist ein Unterschiedsspieler in dieser Liga. Fulda hat danach kompakt und tief verteidigt, und mit dem Platzverweis wurde es dann noch schwieriger.
O|N: Zum FSV. Ihr steht gut da in dieser Saison. Was sind die Gründe?
Görner: Grundsätzlich weiß ich und wissen wir, wo wir herkommen. Wir hatten immer eine hohe Kader-Fluktuation. Erst in der Rückrunde ist es uns gelungen, dass wir in den Flow gekommen sind. Das heißt, wir haben immer eine Entwicklung gesehen. Im März 2022 hatte ich übernommen auf einem Abstiegsplatz, Gott sei Dank ist der Klassenerhalt noch herausgesprungen; auch der Gewinn des Hessenpokals. Dann sind wir Neunter und Fünfter geworden, waren viertbestes Rückrundenteam. Auch jetzt haben wir viele Leistungsträger verloren, aber auch viele gute Neue bekommen. Da wächst frühzeitig ein richtiges Team zusammen. Mit Geschlossenheit, Teamgefüge und auch Erfahrung. Am dritten Spieltag sind wir mit weit negativem Torverhältnis nach Freiburg gefahren - haben dort aber gewonnen. Wir können unsere Situation ganz gut einschätzen.
O|N: Wie hat sich der Kader des FSV verändert im Vergleich zur letzten Saison?
Görner: Wir hatten 14 Abgänge - und zwölf Zugänge, inklusive der eigenen Jugend. Unsere U19 spielt in der Bundesliga. Wir sind bekannt dafür, viele Jugendliche hochzuziehen - und achten darauf, dass sie auch Spielpraxis kriegen. Elias Breir, der im letzten Jahr rausgekommen ist, hat im letzten Spiel gegen den Bahlinger SC in der Anfangsformation gestanden - wie auch Timo Hildmann, den wir im Jahr zuvor hochgezogen haben. George Iorga und Nicolas Löbus saßen auf der Bank.
O|N: Welche Ausrichtung oder gar Philosophie verfolgen Sie am Bornheimer Hang?
Görner: Wir wollen immer eine gesunde Balance haben zwischen erfahrenen Spielern und Nachwuchskräften, mit denen es allein ja nicht geht. Aber wir müssen nicht so drüber reden. Die Zahlen sagen ja alles, wie viele Jugendliche den Sprung geschafft haben und diesen Weg gegangen sind.
O|N: Zu Ihnen persönlich: Sie stricken an einer neuen Lizenz ...
Görner: Ja, aktuell absolviere ich die Pro-Lizenz, die höchste Lizenz der Fußballtrainer-Ausbildung. Ich bin einer von 17 Teilnehmern. In unserem Lehrgang sind zwei Drittliga-Trainer, viele aus der Regionalliga und viele C-Trainer aus der Ersten und Zweiten Bundesliga. Das Ganze geht noch bis Dezember. Viele Module sind in Frankfurt, aber auch eine Auslands-Woche hatten wir schon.
O|N: Sie sind - ebenso wie Ihr Vater Michael, der Präsident des FSV Frankfurt ist - ein Kind des Traditionsvereins vom Bornheimer Hang. Skizieren Sie doch bitte kurz Ihren Werdegang ...
Görner: Seit ich 15 bin, habe ich praktisch alle Stufen durchlaufen. Bei Germania Enkheim in der F- und E-Jugend angefangen, im Nachwuchs-Leistungszentrum von Kickers Offenbach weitergemacht - ehe ich zum FSV Frankfurt gewechselt bin. Im ersten Jahr war ich Co-Trainer der U17, dann Co der U19 - und bin mit den Jungs in die Bundesliga aufgestiegen. Bevor ich Cheftrainer der U17 wurde, mit der wir es ebenfalls in die Bundesliga geschafft haben. Dann war ich Chef der U19. Ehe im März 2022 die Erste Mannschaft in der Regionalliga anstand. (wk) +++