Das Leben nach dem Tod
Auftakt von "Leseland Hessen" in der Domstadt
Fotos: Mediennetzwerk Hessen/Anke Zimmer
05.09.2024 / FULDA -
Das Leben, die Liebe und kriminalistischer Spürsinn enden nicht mit dem Tod. Jedenfalls nicht bei Michael Kumpfmüller. Der Autor stellte zum Auftakt der diesjährigen Reihe "Leseland Hessen" seinen neuen Roman "Wir Gespenster" vor.
Eine Frau im roten Kleid steht neben einer Leiche und erkennt in der Toten sich selbst. Sie weiß nicht, wer sie ist, sie weiß nicht, wo sie herkam oder hinwollte, und warum sie hinterrücks erstochen wurde, erschließt sich ihr schonmal gar nicht. Überhaupt blickt sie eher distanziert und ein wenig verwirrt auf ihren eigenen Tod.
Jutta Sporer, die ehrenamtlich zusammen mit Klaus H. Orth vom Fuldaer Kulturamt die von der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Fulda geförderte Reihe initiiert und begleitet, stellte anschließend den Autor und seinen Roman vor. Kumpfmüller "erweckt die Toten zum Leben", sagte sie, und das sei ein schöner Gedanke. Denn auch die Fähigkeit zu lieben ende bei dem preisgekrönten Autor nicht mit dem finalen Atemzug der jeweiligen Person.
Das Leben nach dem Tod, wie es in "Wir Gespenster"_geschildert wird, ist dem Dasein davor nicht ganz unähnlich. Die Frau in Rot – später wird sie erfahren, dass sie Lilli heißt – muss sich nach dem Mord, der an ihr verübt wurde, zunächst zurechtfinden im neuen Dasein und einem Alltag, in dem sie zwar keine Türen öffnen kann, aber wie jeder Sterbliche (oder Unsterbliche?) schlafen muss, die eigenen Probleme in Selbsthilfegruppen zu lösen versucht und alles daran setzt, klar zu kommen. Zur Seite steht ihr dabei der ehemalige Kommissar Andrä, auch er Opfer einer Gewalttat. Zaghaft nähern sie sich an, parallel dazu kehren ein paar Erinnerungen zurück. An den Ehemann Paul, an ihren sogenannten "Herzensfreund", und dann ist da noch ihr Fall, der aufgeklärt werden sollt. Und ja: Es war authentisch und ein Genuss, Michael Kumpfmüllers pointierter Lesart zu lauschen.
Michael Kumpfmüller: Wir Gespenster. 243 Seiten. 24 Euro. Kiepenheuer & Witsch. (Anke Zimmer) +++