Großer Besucherandrang in Dannenrod

Oldtimer vom Bulldog über den Straßenkreuzer bis zum Leichenwagen

Der knapp 30 Jahre alte Verein hatte wieder seine Kultveranstaltung Oldtimertreffen in den Kalender geschrieben.
Fotos: goa

02.09.2024 / HOMBERG (OHM) - Die Oldtimer-Freunde Ohmtal e.V. wirkten einmal mehr als Magnet: Der knapp 30 Jahre alte Verein hatte wieder seine Kultveranstaltung Oldtimertreffen in den Kalender geschrieben – und etwa 500 ausstellende Liebhaber von Traktoren, aber auch Autos, Lkws, Zweirädern und Co. hatten ihre Schätzchen herausgeputzt und zur Schau gestellt.



Bei besten äußeren Bedingungen strömten die älteren und jüngeren Motor-, Blech- und Chromfans aus einem weiten Einzugskreis herbei, um zu staunen und zu fachsimpeln.

Richtwert von etwa 40 Jahren

Der 2. Vorsitzende des Vereins, Kurt Zimmermann, konnte sich im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS erneut über gestiegene Besucher- und Ausstellerzahlen freuen. Der Verein profitiert gerade bei dieser Veranstaltung von der hervorragenden Infrastruktur des Areals: Mehrere vereinseigene Ausstellungs- und Museumshallen werden um großzügige Freiflächen ergänzt, sodass sowohl die Bewirtung der vielen Besucher, als auch für die Präsentation der Exponate genügend Platz ist. "Wir mussten die Außenfläche erneut erweitern, um dem Bedarf gerecht zu werden, denn im Gegensatz zu früher sind wir längst nicht mehr auf landwirtschaftliche Exponate beschränkt. Die Besucher wollen die ganze Bandbreite von Oldtimern sehen – und das bekommen sie. Es gilt beim Exponatealter ein Richtwert von etwa 40 Jahren." Zimmermann wies darauf hin, dass eine Besichtigung des Vereinsmuseums während des ganzen Jahres nach vorheriger Terminabsprache möglich ist. Kevin Kehl ist eines von etwa 160 Vereinsmitgliedern, die meisten sind als Helfer aktiv bei der Großveranstaltung eingebunden. Kehl ergänzt, dass in diesem Jahr die sogenannten Standmotoren Mottogeber waren: mit ihnen wurde maschinelle Arbeit geleistet, die Fortbewegung war dabei nicht gewollt.

Fahrzeuge im lauffähigen Zustand

Ein Gang über das Gelände verwöhnte die Augen der zum Teil weitgereisten Besucher. Die meisten der Fahrzeuge und Motoren präsentierten sich im lauffähigen Zustand beziehungsweise im Betrieb. Straßenkreuzer, Motorsportboliden, Schlepper, Unimogs, Lkws, Kräder, ein ebenso origineller wie originaler US-amerikanischer Police-Department-Streifenwagen, sorgten für staunende Blicke. Ganz zu schweigen vom brachialen Steinbrecher, der fauchend zeigte, was er heute noch draufhat. Auch an die Kinder war gedacht: Quadfahrten, eine Ziegenkutsche oder die vereinseigene Lohrenbahn bescherten tolle Momente.

Immer wieder für Gäste lohnenswert: die Fahrzeuge nicht nur mit den Augen zu erobern, sondern auch das Gespräch mit den Restauratoren zu suchen. Gordon Pickert etwa hat aus seiner kleinen Grünberger Sammlung einen 280er SEL W116 mitgebracht. Den 1979 gebauten stattlichen Daimler hat der heute 55-jährige Lkw-Fahrer bereits im Alter von nur 18 Jahren erworben. "Damals war ich Lehrling in einer Autowerkstatt und konnte ihn recht günstig erwerben", sagt der stolze Besitzer. Der wuchtige Benz offenbart heute noch seine zeitlose Eleganz: die Gardinen im Heckbereich verraten, dass er als Chauffeurswagen im Einsatz war. "Bei einem Verlag in Düsseldorf", weiß Pickert. Damals saß der VIP hinten, heute sitzt er vorn: Pickert als Restaurator und leidenschaftliche Besitzer selbst.

Wohnmobile sind heute schwer angesagt

Beim Gang durch die Fahrzeugreihen sieht man, dass es auch bereits in den 60er Jahren solche Angebote gab: im März 1969 wurde der VW-Bulli von Friedhelm Schneider erstzugelassen. Der T2 hat einen sehr seltenen Dach-Aufbau von Arcomobil. "Das Fahrzeug ist bei mir immer noch in erster Hand und hat auch noch das Original-Kennzeichen", sagt der stolze Inhaber aus Bad Laasphe, der 49 Jahre in einer VW-Werkstatt gearbeitet hat. Noch am Vortag hat er damit ein Brautpaar gefahren.

Skurril wird es bei einem weiteren im Originalzustand befindlichen Fahrzeug, einem drei Jahrzehnte alten Leichenwagen. Aus Wetzlar ist Dr. Horst Weintraut mit seiner Frau Kerstin angereist und sorgt damit für einen besonderen Hingucker und Gesprächsstoff. "Ich bin schon ewig in der Gothic-Szene verwurzelt, so kam das Interesse an dem Auto, das wir vor 10 Jahren erworben haben", sagt er schmunzelnd. Etwa 8.000 Leichen dürften damit ihre letzte Fahrt angetreten haben, habe er hochgerechnet – aber: "Nein, aktuell liegt keine drin". Stilecht und sehenswert ist nicht nur das Auto inklusive des Sarges im offenen Laderaum, sondern auch das Outfit des Paares. "Mit unserer Gesamtpräsentation haben wir auch bereits mehrere Pokale gewonnen", berichtet er nicht ohne berechtigten Stolz.

Kleiner Tipp: die FAQ hat der Hobby-"Bestatter" zur leichteren Kommunikation gleich in einem Infoblatt an der Fahrzeugscheibe beantwortet. Lesenswert, siehe Fotogalerie! (goa)+++

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