Kultureller Schulterschluss mit Fulda

Vor 340 Jahren: Lauterbach wird Haupt- und Residenzstadt - Fest im Posthotel

Eine historische Szene zum Beginn der Jubiläumsfeier am Freitagnachmittag im Posthotel in Lauterbach
Fotos: Hans-Hubertus Braune

31.08.2024 / LAUTERBACH - Die heutige Kreisstadt Lauterbach kann auf eine fulminante Geschichte zurückblicken: Vor genau 340 Jahren schlossen die Riedesel Freiherren zu Eisenbach, Erbmarschalle zu Hessen, einen bedeutenden Vertrag mit der Fürstabtei Fulda, der ihnen die endgültige Herrschaft über Lauterbach auch auf dem Papier sicherte.



Mit diesem Vertrag wurde Frieden geschlossen. Fulda erhielt damals 9.000 Reichstaler und konnte damit - es ist nicht recherchiert - wohl auch seine imposanten Bauwerke mitfinanzieren. Die Menschen in Lauterbach bekamen Wein, Weck und Würstchen und festliche Musik spendiert.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Bedenken entwickelte sich jedoch im 18. Jahrhundert eine fruchtbare Symbiose zwischen den Freiherren und ihrer Residenz- und Hauptstadt. Große Investitionen der Freiherren Riedesel ließen prächtige Schlossanlagen entstehen, Gartenkunst und eine neue, große Kirche. Beamtenviertel und Handelshäuser wuchsen heran und dienten der alten Stadt als Zierde.

Von der Residenz- und Hauptstadt zur Kreisstadt im Vogelsberg

Dass Lauterbach Residenz- und Hauptstadt wurde, hat bis heute Auswirkungen: Zumindest war es nicht schlecht, um sich heute Kreisstadt des Vogelsbergkreises nennen zu dürfen.

Rund 120 Menschen kamen am Freitagnachmittag im schmucken Saal des Posthotels Johannesberg in der Bahnhofstraße zusammen, um an die historische Zeit zu erinnern und damit auch in den Mittelpunkt der heutigen Zeit zu rücken. Unter den Gästen waren auch 15 Persönlichkeiten der Riedesel Freiherren zu Eisenbach, was insbesondere Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller freute und ein Stück weit stolz machte. Es sei Ausdruck der guten Zusammenarbeit bis in die heutige Zeit. "Dieses Jubiläum erinnert uns daran, wie Reich an Geschichte und Tradition unsere Stadt ist und welche bedeutsame Rolle sie über Jahrhunderte in unserer Region, aber auch in unserem Lande ganz allgemein hat", sagte der Bürgermeister.

Stolz auf die historischen Wurzeln und die Kultur

Auch Staatssekretär Michael Ruhl und Landrat Dr. Jens Mischak gingen in ihren Grußworten auf die bedeutsame Wirkung des Vertrages ein. Lauterbach wäre nicht das Zentrum dieser Region, wenn nicht dieser Vertrag geschlossen worden wäre. Mischak rief dazu auf, diese historischen Feste zu feiern und stolz auf die Wurzel und die Kultur zu sein.

"Die große Leistung ist, dass man Frieden geschlossen hat", sagte Fuldas Kulturamtsleiter Dr. Thomas Heiler in seinem Grußwort. Er freue sich, dass die Kulturämter der beiden Städte nun enger zusammenarbeiten wollen. So wird beispielsweise der Historiker und Lauterbacher Stadtführer Till Hartmann beim Fuldaer Geschichtsverein einen Vortrag über Lauterbach und Fulda halten. In den Grußworten wurde zudem betont, dass das historische Bewusstsein gefestigt werden müsse. Das Geschichtsbewusstsein sinke. "Wir müssen mehr in die Vermittlung setzen", sagte Heiler.

Es folgten drei Vorträge von Till Hartmann, Prof. Dr. Karl-August Helfenbein und Baron Henn-Wolfram Riedesel Freiherr zu Eisenbach. In einem von Andreas Wellstein kommentierten historischen Schauspiel wurde die Geschichte in drei Szenen auszugsweise dargestellt. Mit passender Festmusik gingen die Feierlichkeiten im Posthotel in den lauen Sommerabend über. (hhb) +++

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