Osthessischer Standort betroffen

thyssenkrupp Automotive Body Solutions will 400 Arbeitsplätze abbauen

thyssenkrupp Automotive Body Solutions will 400 Arbeitsplätze abbauen
Symbolfoto: pixabay

31.08.2024 / BURGHAUN - Der Karosseriebau-Spezialist thyssenkrupp Automotive Body Solutions will bundesweit 400 Arbeitsplätze abbauen. Am Standort Burghaun ist die Hälfte der rund 60 Arbeitsplätze bedroht. In einem virtuellen "Live-Update" wurden die Beschäftigten der thyssenkrupp Automotive Body Solutions darüber informiert, dass man einen Personalabbau in der genannten Größenordnung plant. Den größten Abbaubedarf sehe man im operativen Projektgeschäft. Dies habe zur Folge, dass die Standorte Burghaun und im saarländischen Lockweiler den Löwenanteil des geplanten Stellenabbaus zu erleiden hätten.

Betriebsräte in Burghaun sind fassungslos



In einer Frage- und Antwortrunde wurden die Beschäftigten darüber in Kenntnis gesetzt, dass es den Bereich Engineering so künftig in Burghaun nicht mehr geben soll. Dessen Entfall würde eine Halbierung der Gesamtbelegschaft bedeuten. Die Beschäftigten wurden darüber informiert, dass ihre Tätigkeiten künftig an Standorte und Dienstleister in Niedriglohnländer verlagert werden sollen. Ihr Know-how sollen die Betroffenen dennoch bis zum Ende ihrer Beschäftigung weiter vermitteln, sich also selbst überflüssig machen. Die Betriebsräte am Standort Burghaun zeigten sich fassungslos über diese Vorgehensweise.

In den letzten fünf Jahren wurden bereits zwei Restrukturierungsprogramme und umfangreiche Personalabbaumaßnahmen durchgeführt, die die Standorte und verbleibende Beschäftigung eigentlich langfristig sichern sollten. Der Betriebsratsvorsitzende in Burghaun, Christian Landeck sagte nach der Informationsveranstaltung: "Die Beschäftigten stehen nun wieder vor Existenzängsten und Ungewissheit. Erneut sind unsere Arbeitsplätze in Gefahr. Gerade in Burghaun ist das nicht nur völlig unverantwortlich den Beschäftigten gegenüber, sondern auch gegenüber der ganzen Region." Matthias Ebenau, Geschäftsführer der IG Metall Hanau-Fulda zeigte sich ebenso erschüttert "Wir sehen uns mit Planungen eines Unternehmens konfrontiert, das von der obersten Konzernspitze herab zunehmend gegen die eigenen Beschäftigten agiert. Als IG Metall werden wir das weitere Vorgehen sehr intensiv prüfen. Für uns steht an erster Stelle, dass das, was das Management vorgestellt hat, nicht unserer Vorstellung von sozialem Unternehmertum entspricht. Wir werden für den Erhalt aller Arbeitsplätze einstehen."

Statement der Konzernleitung

O|N hat sowohl bei der Konzernleitung von Thyssen-Krupp als auch bei der für Burghaun zuständigen Niederlassung in Heilbronn um ein Statement zu dem massiven Stellenabbau gebeten. Die Pressestelle des Unternehmens schreibt am Freitag: "In den letzten Monaten haben sich die Markt- und Wettbewerbsbedingungen im Projektgeschäft, besonders im Anlagenbau, erheblich verändert. Ein hoher Kostendruck lastet auf Seiten der europäischen Automobilhersteller, die sich deshalb zunehmend für preisgünstige Zulieferer insbesondere aus Osteuropa und China entscheiden. Die vergleichsweise hohen Lohnkosten in Deutschland stellen uns – wie auch andere Automobilzulieferer im Bereich Projektgeschäft – im internationalen Wettbewerb vor erhebliche Herausforderungen. Die Folgen für die Business Unit Automotive Body Solutions (BU AB) sind gravierend. Wir gewinnen kaum noch kostendeckende Aufträge im Projektgeschäft – mit der Folge von Unterauslastungen und deutlich negativen Geschäftsergebnissen im laufenden Geschäftsjahr. Das Transformationskonzept der BU AB soll die profitable Fortführung des Geschäfts sicherstellen und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens insgesamt sowie besonders seiner Standorte in Deutschland wiederherstellen, auch um in Deutschland das Projektgeschäft langfristig zu erhalten. Der geplante Stellenabbau in den produktiven Bereichen in Deutschland wird auch in überschaubarer Größenordnung eine Verkleinerung der Service- und Verwaltungsbereiche der Business Unit Automotive Body Solutions in Deutschland nach sich ziehen.

Von der geplanten Restrukturierung betroffen ist das Projektgeschäft im Karosserieanlagenbau. Dies betrifft dort diverse Produktlinien und Wertschöpfungsschritte. Die betroffenen Bereiche sind überwiegend am Standort Lockweiler angesiedelt, jedoch nicht ausschließlich – Burghaun ist auch betroffen. Der geplante Stellenabbau in den produktiven Bereichen in Deutschland wird auch in überschaubarer Größenordnung eine Verkleinerung der Service- und Verwaltungsbereiche der BU AB in Deutschland nach sich ziehen."

Um wie viele Arbeitsplätze es in Burghaun konkret geht, könne momentan noch nicht beziffert werden, die Gespräche dazu seien vor einiger Zeit gestartet. Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern sei es erklärtes Ziel, gute Lösungen für alle betroffenen Mitarbeitenden zu finden. (ci/pm)+++

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