Der Stadtpfarrer bei O|N

"Du führst mich zum Ruheplatz am Wasser!" Ps. 23,2

Der Stadtpfarrer bei O|N.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

04.09.2024 / FULDA - Als Priester verrichte ich täglich mein sogenanntes Breviergebet. Ich bete dabei morgens, mittags und abends das Gebet der Kirche auch in allen Anliegen von Kirche und Welt. Es besteht zum Großteil aus den Psalmen des Alten Testaments. Psalmen sind religiöse Lieder, Gebete und Gedichte. Mit ihnen beten Juden und Christen zu Gott.



Das Psalmwort "Du führst mich zum Ruheplatz am Wasser" stammt aus Psalm 23, einem der bekanntesten und beliebtesten Psalm der Bibel. Dieses Bild des Hirten, der seine Schafe zu einem ruhigen, friedlichen Ort führt, spricht von Gottes Fürsorge, Führung und Schutz. Was könnte dieses Bild für das geistliche Leben von heute bedeuten? Der Psalm beginnt mit den Worten: "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln." Hier wird Gott als Hirte dargestellt, der sich um seine Schafe kümmert. Diese Vorstellung ist tief verwurzelt in der Kultur des Alten Testaments, wo Hirten eine wichtige Rolle spielten. Sie waren verantwortlich für das Wohl ihrer Herden, führten sie zu frischem Wasser und saftigem Weideland, schützten sie vor Raubtieren und führten sie auf den richtigen Wegen.

Wenn Menschen Gott als ihren Hirten anerkennen, bedeutet das, dass sie ihm ihr Leben anvertrauen, dass sie ihm folgen, auch wenn sie den Weg nicht immer verstehen. Es bedeutet auch, dass sie darauf vertrauen, dass er dem Menschen alles gibt, was er braucht, und dass er ihn sicher führt, auch durch schwierige Zeiten. Der Ruheplatz am Wasser symbolisiert einen Ort der Erfrischung und des Friedens. Wasser ist ein lebenswichtiges Element, das in der Bibel oft für das Leben, die Reinigung und die Erneuerung steht. Ein ruhiger Platz am Wasser ist ein Bild für einen Ort, an dem wir zur Ruhe kommen können, wo die Seele Erfrischung und neue Kraft findet. Im hektischen Alltag, in dem Menschen oft von Sorgen und Ängsten überwältigt werden, brauchen sie solche Ruheplätze. Sie erinnern daran, dass es in Gottes Gegenwart immer einen Ort der Ruhe und des Friedens gibt.

In Zeiten der Unruhe und Unsicherheit lädt Gott ein, zu ihm zu kommen, bei ihm zu bleiben und die Seele zu erfrischen. Dieser Vers ruft auch dazu auf, Momente der Stille im Leben zu suchen. In einer Welt, die ständig in Bewegung ist, in der die Menschen von Nachrichten, sozialen Medien und Terminen überwältigt werden, ist es wichtiger denn je, Zeiten der Stille zu finden, in denen es die Möglichkeit gibt sich auf Gott zu besinnen. Diese Stille kann ein tägliches Gebet sein, eine Zeit der Meditation oder einfach ein Spaziergang in der Natur, bei dem der Mensch bewusst die Schöpfung wahrnimmt und Gott dankt. Es ist eine Gelegenheit, die Gedanken und Sorgen vor Gott zu bringen und seine Stimme zu hören. Der Ruheplatz am Wasser ist nicht nur ein physischer Ort, sondern auch ein Zustand des Herzens. Wenn ein Mensch in Gott ruht, bedeutet das, dass er ihm vertrauen und seine Sorgen in seine Hände legen kann. Es ist eine Gelassenheit, die aus dem Wissen kommt, dass Gott die Kontrolle hat, dass er den Menschen liebt und dass er ihn durch alle Herausforderungen

des Lebens führen wird. Diese innere Ruhe ist ein Geschenk, das in eine tiefe Beziehung zu Gott finden lässt. Sie erlaubt es, in den Stürmen des Lebens standhaft zu bleiben und Frieden inmitten von Schwierigkeiten zu finden. Das Bild des Ruheplatzes am Wasser ist ein kraftvolles Symbol für Gottes Fürsorge und die Erfrischung, die der Mensch in seiner Gegenwart findet. Es erinnert daran, dass er in Gott einen Hirten hat, der ihn sicher führt, ihn versorgt und Frieden schenkt. Suchen doch auch Sie an diesem neuen Tag ihre regelmäßigen Ruheplätze auf, sei es im Gebet, beim Lesen des Wortes Gottes in der Bibel oder in einem guten Gespräch oder einem Spaziergang in der Natur, damit auch ihre Seele erfrischt wird und Sie neu Kraft tanken für den Tag. (Stefan Buß) +++

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