"Fuldaer Jung" und Triathlet Fabian Reuter

Der Weltspitze so nah: Beim Frankfurt Ironman riecht er am Startplatz für Hawaii

Der Fuldaer Jung und Triathlet Fabian Reuter ...
Fotos: privat

28.08.2024 / KASSEL/FULDA - Beim Namen Fabian Reuter macht es bei so manchem Fuldaer "klick". Der heute 31-Jährige stammt aus dem Wallweg in Richtung des Fuldaer Stadtteils Kohlhaus. Vor Jahren zog er aus, um sich im Rahmen der Förderung bei seinem Arbeitgeber, der Polizei, der Weltspitze im Triathlon zu nähern. Erst Anfang Mai gewann er den Barockstadt-Triathlon in Fulda. Und beim Ironman in Frankfurt, dieses Mal ins Etikett "Europameisterschaft" verpackt, roch er am Startplatz für den Ironman auf Hawaii. Und das sehr heftig. Doch lesen Sie die Osthessen-Geschichte selbst.

"Es lief wirklich gut. Deutlich besser, als ich es erwartet hätte in dem für Frankfurt stark besetzten Feld", lautet Fabian Reuters erste Reaktion. "Von der Weltspitze haben nur eine Handvoll Athleten gefehlt. Die Breite war mit 80 Startern außergewöhnlich. In dieser Masse war es das beste Feld, das es jemals in Frankfurt gegeben hat. Und 30 aus diesem Starterfeld haben es unter acht Stunden geschafft. Das ist bemerkenswert. Die Leistungsdichte war sehr gut", erklärte er. Fabian Reuters Zeit: 8:03 Stunden. Ein Qualitätsmerkmal - obwohl er wesentlich mehr vor Augen hatte.

Schwimmen. Ungewohnt war, dass in Vierer-Reihen gestartet wurde. "Du warst körperlich gefordert und musstest dich durchsetzen", erinnert sich Reuter so, als sei es vor wenigen Minuten gewesen. In knapp 48 Minuten über die 3,8 Kilometer legte er ein sehr gutes Rennen hin. Heraus kam "Platz elf oder zwölf." Doch er sagte auch: "Podiums-Ambitionen hatte ich nicht." Für ihn aber war es eine perfekte Ausgangslage.

Rad. Er absolvierte er die 180 Kilometer - genau waren es 177 - derart gut, dass er anschließend vom "besten Radfahren meiner Karriere" sprach. Und das im letzten Rennen seiner Profi-Karriere. "Frankfurt war mein Abschlussrennen. Der Schwerpunkt verschiebt sich mehr und mehr zum Beruf." Als Polizei-Beamter. Als Polizei-Oberkommissar.

"Die Bedingungen waren extrem fordernd auf dem Rad. Teilweise war Starkregen. Die Fahrer sind oft weggerutscht", schildert er die schwierigen Verhältnisse. Und Fabian Reuter fuhr - trotz seiner tollen Zeit - mit Bedacht in der Verfolgergruppe, "um noch genügend Körner fürs Laufen zu haben".

Es spricht viel dafür, dass ihm bei dieser ganzen Qual sein immenser Trainingsaufwand zugutekommt. Zwei bis drei Einheiten pro Tag sind es, mehr als 30 Stunden in der Woche kommen zusammen. "Über die Jahre steigert man das immer wieder", sagt Fabian nur. Bei 4 Stunden und neun Minuten war er in Frankfurt jetzt angekommen.

Laufen. Fabian Reuter fühlte sich bei sich. Einfach gut. "Es war unglaublich", spürte er. "Der Abstieg vom Rad und der Übergang zum Laufen, das ist immer so' n Knackpunkt. Beim Abstieg hatte ich ein dickes Grinsen auf den Lippen." Alles erreicht bisher. Seine Vorstellungen und deren Umsetzung hatte gegriffen.

Und er begann irgendwie zu träumen. "Dieses Jahr wäre es der Sehnsuchtsort gewesen, Hawaii." In seinem letzten Profi-Jahr. Und dadurch, dass der Ironman in Frankfurt als Europameisterschaft deklariert war, gab es sechs Startplätze für Hawaii. Das Gute: Fabian Reuter war in Schlagdistanz für diese Plätze.


Und er nimmt schon mal vorweg, dass as nicht so aufging, wie erhofft. "Wäre ich vernünftig gelaufen und wäre, wie sonst auch oft, 7 Stunden 50 gelaufen, hätte ich die Quali auch geschafft. Das wäre definitiv auch möglich gewesen. Ich hab' mir halt gedacht und versucht, die 7:45 anzugehen."
Heraus kamen 8:03 Stunden. Der 32. Platz unter 80. Nicht schlecht.

Dass er das Laufen zu schnell anging und es hinten heraus nicht mehr so klappte, erklärt er im Nachhinein so: "Hätte ich es nicht riskiert, hätte ich mir vielleicht im Anschluss Vorwürfe gemacht. Ich hatte mich aber entschieden, ins Risiko zu gehen. Ich wollte mehr." Ab Kilometer 30 war er nicht mehr in der Lage, das hohe Tempo zu halten. Jetzt sagt er sich: "Ich habe es versucht. Aber es halt nicht geschafft. Es war ein harter Kampf um die Hawaii-Quali. Wenn man doch mal an diesem WM-Ticket gerochen hat." Gedanken und Gefühle eines Spitzensportlers, die viele nicht haben während ihres Wettbewerbs.

Fabian Reuter ist mit sich im Reinen, er war zufrieden mit sich und seiner großen Willensleistung - und er führt aus: "Ich hab' für mich die Entscheidung getroffen. Zwischenzeitlich hatte ich beim Laufen ja sogar mal Weltmeister Patrick Lange überholen können." Auch der hatte sich mehr ausgerechnet, hatte aber starke Rückenprobleme - und scheiterte mithin klar am Gesamtsieger Kristian Blummenfelt aus Norwegen, dem vielleicht weltbesten Triathleten derzeit.

Unterstützung hatte er in Frankfurt wieder mal in seiner Freundin Nina Voelckel. Sie ist stets an seiner Seite. Auch sie ist bei der Polizei, eine sehr gute Läuferin und "eine wahnsinnig gute Ausdauersportlerin", wie Fabian bekennt und sie schmückt. "Sie weiß, was Höchstleistung bedeutet und ausmacht." Auch seine gesamte Familie und Freunde aus Fulda waren in Frankfurt an der Strecke.

Und war er Osthessen|News abschließend anbietet, das ist Anschauúng, klingt wie ein Glaubensbeknntnis und ist ein Stückchen Philosophie. "Sport ist meine Leidenschaft. Ich lebe und liebe das. Jetzt halt mit einer anderen Gewichtung." Sein Beruf als Polizist rückt ab jetzt stärker in den Fokus. (wk)


Zur
Person

FABIAN REUTER ist 31 Jahre alt. Er bezeichnet sich selbst als "Fuldaer Jung", wurde in der Barockstadt geboren und wuchs dort auf. Er besuchte die Sturmiusschule, wechselte dann zur Rabanus-Maurus-Schule und absolvierte dort am Domgymnasium - besonders ist ihm seine Sportlehrerin Tamara Jacobi in Erinnerung - auch sein Abi. Fabian war lange bei den Wasserfreunden Fulda (sein Opa und die Familie engagierten sich dort) fing als Schwimmer an - und war starker Wasserballer. So stark, dass er es als 17-Jähriger in der 2. Bundesliga schaffte.

Beruflich entschied er sich dazu, Polizist zu werden. 2012 begann er ein Polizeistudium - und entdeckte seine Leidenschaft für den Triathlon. Er begann bei Tri-Force, startete im Hessenliga-Team - und wechselte dann, nicht zuletzt wegen seines Studiums, zu TuS Griesheim, wo er in Trainer Daniel Schmoll einen Trainer fand, dem er bis heute all seine Erfolge verdankt. Fabian Reuter gehört nach wie vor dem Hessischen Landeskader an, firmiert beruflich als Polizei-Oberkommissar - und kam in den Genuss der Sportförderung durch die Polizei. In Frankfurt bestritt er erst seine zweite Langdistanz; zuvor war er auf der Mittel- und Sprintdistanz spitze - und sozusagen nach acht Jahren Sportförderung auch sein letztes Rennen als Profi. Fabian Reuter arbeitet und wohnt in Kassel. Er startet für den KSV Baunatal. +++

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