Symbiotische Beziehung
Pony statt Porsche: Beim Dressurturnier zählt mehr als nur das Training
Fotos: Marius Auth
25.08.2024 / FULDA -
Wenn die jungen Reittalente zum Dressurturnier in der Johannisau in Fulda antreten, zählt nicht zuletzt die Frage: Eigenes Pferd oder nicht? Wer mit seinem Tier bei der Leistungsschau eine beinahe symbiotische Beziehung eingehen kann, hat in den höheren Dressurklassen bessere Chancen auf Erfolg.
Am Samstag stehen bei hochsommerlichen Temperaturen lange Reihen von Pferdeanhängern vor der Reitanlage des Reit- und Fahrvereins Haunetal Fulda. Während die einen ihr Tier striegeln oder auf dem Reitboden des Außenplatzes auf die Prüfung vor den Juroren vorbereiten, flüstert Laura Moazzeni ihrem Reitpony "Day of Champ" aufbauende Worte ins Ohr. Gleich steht die Prüfung an. "Er ist wahnsinnig verschmust, aber leistungsbereit - und zeigt sich gerne bei solchen Anlässen, das ist gut." Mutter Bianca hat das 18-jährige Tier für ihre Tochter beim Online-Pferdemarkt "ehorses" gekauft - Videos anschauen, Probereiten, Überführung von Hamburg.
Gutes Pferdematerial zählt
"Qualitativ hochwertiger Unterricht ist wichtig, aber mindestens ebenso das gute Pferdematerial. Reitsport ist auch deswegen elitär, weil man sich die Qualität kaufen kann." Moazzeni hat drei Pferde im Stall bei Künzell-Dirlos stehen - als die passionierte Reiterin merkte, dass die eigenen Kinder Talent haben, konnte sie schnell Wünsche erfüllen. "Das hieß schon mal Pony statt Porsche, aber das war es wert." Die 15-jährige Laura hat bereits in der Dressurklasse L* gewonnen und Platzierungen in der Dressurklasse M* erringen können, sitzt seit ihrem fünften Lebensjahr auf eigenen Pferden und nimmt seit acht Jahren an Turnieren teil.Beim Dressurturnier am Samstag zählen für die Juroren neben den Grundgangarten Kurzkehrt, Rückwärtsrichten, Mitteltrab und andere Übungen. Die sollten nach ausreichend Training souverän zu meistern sein, allerdings werden auch andere Qualitäten gewertet: "Wenn es gut läuft, sieht man nicht, was der Reiter macht, sondern nur die Auswirkungen davon. Es ist eine gewisse Leichtigkeit im Umgang", erklärt die erste Vorsitzende Kornelia Kleemeyer. Die vor allem jugendlichen Reiterinnen kommen aus einem Umkreis von 150 Kilometern zum Turnier. Je höher die Dressurklasse, desto häufiger das eigene Pferd:
Reiterin wächst mit Pferd zusammen
"Die Reiterin wächst immer mehr mit dem Pferd zusammen, allein das braucht mindestens ein Jahr. Außerdem kauft man Pferde, die dem Ausbildungsgrad der Kinder entsprechen. Das Ideal ist, dass Reiterin und Pferd eine Einheit bilden - und den Unterschied sieht man eben bei solchen Turnieren", so Moazzeni. Dreimal die Woche trainiert Laura, für ein Turnier wird zusätzlich eine Woche vorher vorbereitet. "Ich bin am Wochenende viel unterwegs, auch meine beste Freundin reitet, das macht es einfacher." Vom Pony übers Kleinpferd bis zum Großpferd hat Moazzeni analog zu ihrer eigenen körperlichen Entwicklung die Stockmaße genommen.