"Lasst das Saufen!"
Cannabis-Debatte verdrängt die hohe Gefährlichkeit von Alkoholkonsum
Symbolfoto: ON
25.08.2024 / REGION -
Die Legalisierung von Cannabis durch die Ampel-Regierung hat medial und gesellschaftlich für viel Aufsehen gesorgt. In der Diskussion ist eine der gefährlichsten Drogen, die die Menschheit kennt, in den Hintergrund gerückt: Der Alkohol.
In Deutschland konsumieren 7,9 Millionen Menschen der erwachsenen Bevölkerung Alkohol in einem für die Gesundheit riskanten Maß. Zahlen aus dem Jahr 2016 zeigen, dass an den Folgen, die unmittelbar auf den Konsum von Alkohol zurückzuführen sind, 19.000 Frauen und 43.000 Männer starben. Diese Zahlen sind dramatisch und alarmierend zugleich. Dennoch wird in Deutschland zu wenig gegen den risikoreichen Alkoholkonsum getan. Vielmehr ist er treuer Begleiter in breiten Teilen der Gesellschaft. Geburt eines Kindes: Alkohol, Taufe: Alkohol, Firmung oder Konfirmation: Alkohol. Firmenjubiläum: Alkohol. Bis zum Tröster lässt sich diese Liste bis an das Lebensende der Menschen unendlich weiterführen. Gründe, Alkohol zu konsumieren, bietet die Gesellschaft reichlich. Kein Wunder, dass in Deutschland so viele Menschen einen riskanten Konsum haben.
Es gibt keine Menge an Alkohol, für die ein gesundheitsfördernder Effekt nachgewiesen ist. Vielmehr kennt man mehr als 200 gesundheitliche Auswirkungen, die auch Unfälle mit einschließen, die durch Alkohol ausgelöst werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät bei dem Konsum von Alkohol dazu, nur geringe Mengen zu sich zu nehmen und lehnt den Konsum durch Kinder, Schwangere und stillende Frauen kategorisch ab. Frühere Empfehlungen bewerteten für Männer zwei und für Frauen ein Getränk pro Tag wie ein kleines Glas Bier oder Wein als unbedenklich.
Alkoholkonsum und dessen Folgen sind ein weltweites Gesundheitsthema. Betrachtet man das Trinkverhalten der Menschen im Vergleich aller Länder, war die Menge an Alkohol, die ein Mensch in Deutschland zu sich nimmt, doppelt so hoch wie im Durchschnitt. Um die Menge zu verdeutlichen: Im Schnitt nehmen Deutsche 12 Liter reinen Alkohol pro Jahr zu sich.
Die Gesundheitsfolgen von Alkohol
Alkohol hat während des Konsums direkte Auswirkungen auf den Körper. Diese betreffen die Koordination und das Konzentrationsvermögen. Zudem wird die Hemmschwelle heruntergesetzt. Das kann einer der Gründe dafür sein, warum besonders unter dem Einfluss von Alkohol Straftaten wie Körperverletzung, Vandalismus oder Sexualdelikte begangen werden. Zudem senkt er das Reaktionsvermögen deutlich. Diese Kombination macht ihn zu einer großen Gefahr im Straßenverkehr. Bei einem sehr hohen Blutalkoholspiegel setzt das Kälteempfinden aus, man kann das Bewusstsein verlieren und bei entsprechender Wetterlage erfrieren oder an seinem Erbrochenen ersticken.
Eine der Hauptursachen für Krebs
Langfristig schadet Alkohol nicht nur der Leber. Eine große Zahl weiterer Krankheiten geht auf sein Konto. Alkohol ist ein Nervengift. Bei übermäßigem Konsum leidet man unter Muskelschwund, psychischen Störungen und Über- oder Untergewicht durch falsche oder mangelnde Ernährung. Bei längerem Alkoholmissbrauch treten neurologische Erkrankungen wie Gedächtnisschäden und Schädigungen des Gehirns und des Nervensystems auf. Zudem kann sich das Blutbild verändern. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass Alkohol einer der Hauptauslöser für Krebs ist. Neben Mund- und Speiseröhrenkrebs kann Alkohol Leber- und Brustkrebs auslösen. Zudem wird das Risiko für Darmkrebs deutlich erhöht.
Die Folgen des Alkoholkonsums der Deutschen sind ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die Gesundheitskosten müssen von der Allgemeinheit getragen werden. Zudem leiden Dritte, wenn beispielsweise eine Trunkenheitsfahrt im Unfall mit der Beteiligung Unschuldiger endet. In anderen Ländern sind Rabatt- und Werbeaktionen für die Droge verboten und die Abgabezeiten für Alkohol begrenzt worden. Zusätzlich wurden Alkoholsteuern eingeführt. Eine Erkenntnis ist eben auch weltweit bekannt: Aufklärungsaktionen wie dieser Text wirken kaum im Gegensatz zur Regulierung über den Geldbeutel.
Wer sich nun über diesen Text empört und sagt: "Das betrifft mich alles nicht”, der sollte sich im Freundes- und Familienkreis umblicken und sich die Frage stellen, ob es nicht doch den ein oder anderen im eigenen Umfeld gibt, dessen Trinkverhalten bedenklich ist. Und wer sich selbst bezüglich seines Verhaltens testen will, kann hier einen Selbsttest machen: https://www.kenn-dein-limit.de/alkohol-tests/alkohol-selbsttest/
(Adrian Böhm) +++
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Symbolfoto: ON/Moritz Bindewald