"Lasst die Finger weg vom Kiffen!"
Die Polizeichefs zur Sicherheitslage, Waffenverbotszonen und Respektlosigkeit
Fotos: Hendrik Urbin
19.08.2024 / FULDA -
Osthessen ist, wenn man sich die Kriminalitätsstatistik anschaut, eine sehr sichere Region. Hessenweit werden in den Landkreisen Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg die meisten Straftaten aufgeklärt. Das ist der Erfolg der über 1.000 Beschäftigten im Polizeipräsidium Osthessen. Die Chefs, Michael Tegethoff (59) aus Eichenzell und sein Vize Theo Wiegand (60) aus Rasdorf, haben die Sicherheitslage täglich im Blick und setzen neben einer qualifizierten Ermittlungsarbeit verstärkt auf Prävention, aber auch auf ein gutes Verhältnis zwischen Polizei und Bevölkerung.
"Am besten ist es, wenn gar keine Straftat passiert", sagt Polizeipräsident Tegethoff im exklusiven OSTHESSEN|NEWS-Gespräch und betont: "Dafür tun wir viel. Meine Kollegen machen einen engagierten Job. Sie sind auf den Straßen unterwegs, Tag und Nacht. Zudem gibt es einen guten Kontakt zum Bürger, der uns oft entscheidende Hinweise liefert."
Ob die Landesoffensive ‚Sichere Innenstadt‘, Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, Tuner, Raser und Poser oder Waffenverbotszonen im Bereich von Brennpunkten – die Themen der Polizeichefs sind vielfältig. "In Osthessen haben wir kurze Wege, auch zu den Städten und Gemeinden. Das ist wichtig, denn sie sind elementarer Teil der Sicherheitsstruktur", betont Tegethoff, seit Herbst 2022 Präsident des Polizeipräsidiums Osthessen und damit verantwortlich für die Sicherheit von fast einer halben Million Menschen.
Ein Thema, was die Polizeichefs umtreibt: die zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Polizisten und Einsatzkräften der Blaulicht-Familie. "Was die Kollegen draußen auf der Straße im täglichen Dienst aushalten müssen, macht mir große Sorgen", sagt Michael Tegethoff. Pöbeleien, persönliche Anfeindungen, aber auch heimtückische und gewaltsame Angriffe seien nahezu alltäglich. "Diese Entwicklung ist nicht hinnehmbar. Meine Kollegen stehen für die Sicherheit der Menschen ein und verdienen daher auch Respekt und Anerkennung. Jeder Angriff auf unsere Einsatzkräfte ist ein Angriff auf unseren Rechtsstaat. Das dürfen wir nicht tolerieren. Unserem Innenminister Prof. Dr. Poseck bin ich daher dankbar für sein "Respektpaket" zur Wertschätzung der hessischen Polizistinnen und Polizisten, das auch die Anhebung der Mindeststrafe von drei auf sechs Monate für Angriffe auf Einsatzkräfte vorsieht."
Auch die Cannabis-Legalisierung der Ampel-Regierung im Bund beschäftigt die Polizei. "Die Auswirkungen sind heute noch nicht absehbar, es wird aber Folgen für den Straßenverkehr haben", sagt Wiegand und kündigt verstärkte Kontrollen an, auch im Bereich von Schulen, Kindergärten und Spielplätzen. Der deutliche Appell von Tegethoff: "Lasst die Finger weg vom Kiffen!" Konsum von Cannabis könne sich auch Tage nach dem Konsum noch auf die Fahrtüchtigkeit auswirken. "Wer unter dem Einfluss von Drogen ein Fahrzeug führt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Deshalb gilt: Jeder Einzelne muss sich seiner Verantwortung bewusst sein, damit alle gesund an ihrem Ziel ankommen."
Eine sichere Region und vor allem sichere Innenstädte und Parks – das wollen Osthessens Polizeipräsident und sein Vize. "Wir prüfen anlass- und ortsbezogen die Verfügbarkeit von Einsatzkräften. Polizeiarbeit ist im Wandel und den gehen wir konsequent mit, indem wir uns immer auf neue Lagen und Phänomene einstellen. Das bedeutet auch, dass wir unsere Präsenz anlassbezogen erhöhen: mit uniformierten und zivilen Kräften, mit modernster Videoüberwachung und Kontrollen. Die klare Botschaft an die Menschen in Osthessen heißt: Wir sind für Eure und Ihre Sicherheit 24 Stunden an 365 Tagen im Einsatz!" (Christian P. Stadtfeld) +++