NS-Raubgut im Museum?

Konrad-Zuse-Museum wird derzeit von Forschern unter die Lupe genommen

Im Konrad-Zuse-Museum Hünfeld wird derzeit untersucht, ob dort NS-Raubkunst vorhanden ist.
Fotos: Stadt Hünfeld

11.08.2024 / HÜNFELD - Gibt es im Konrad-Zuse-Museum mit Stadt- und Kreisgeschichte NS-Raubgut? Dieser Frage wird beim sogenannten Erstcheck nachgegangen. Provenienzforscherin Dr. Jennifer Chrost aus Darmstadt war vor Ort und hat das Hünfelder Museum und das Stadtarchiv unter die Lupe genommen.



Der Museumsverband Hessen (MVH) führt seit März Erstchecks zu NS-Raubgut in drei hessischen Museen durch. Dazu gehören neben dem Konrad-Zuse-Museum auch Museen in Hanau und Korbach. Ziel ist es, die Museumssammlungen auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Objekte zu überprüfen. Das fünfmonatige Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert. Der Erstcheck ist für Museen in Hessen kostenfrei. Museumsleiterin Ute Schneider zeigte Dr. Jennifer Chrost zunächst das Museum und die Datenquellen.

Zwischen vielen Ordnern, Heften und Objekten begann für die Forscherin die wichtige Arbeit. Sie recherchierte und sichtete die Inventare, den hauseigenen Schriftverkehr und einzelne Objekte. Verdachtsmomente ergeben sich in allen drei Häusern. So besitzen die Museen Judaica-Objekte, bei denen die Herkunft und die Umstände des Eingangs in die jeweilige Sammlung größtenteils unbekannt sind, heißt es in der Pressemitteilung des Museumsverbandes Hessen.

Stichprobenartige Suche

Chrost suchte stichprobenartig nach Indizien und Hinweisen, ob eine tieferliegende Forschung notwendig ist. Das abschließende Ergebnis steht noch aus. In der Geschichte eines Museumsobjekts spielt die Herkunft eine besondere Rolle. Provenienzforschung erschließt mit wissenschaftlichen Methoden, woher Objekte stammen. Gehören sie dem Museum? Oder wurden sie in der NS-Zeit enteignet? "Erstchecks helfen, die Sammlungsgeschichte zu erschließen. So haben es die Museen leichter, ihrer historischen und moralischen Verpflichtung nachzukommen", sagt Dr. Saskia Johann aus Kassel, Referentin für Provenienzforschung beim MVH, die sich ebenfalls vor Ort ein Bild machte. Der MVH übernimmt die Projektkoordination.

Die Erstchecks richten sich besonders an Museen, die nicht von sich aus Provenienzforschung betreiben können. "Sie sind gerade für kleinere und mittelgroße Museen ein bewährter Einstieg in die Provenienzforschung, da diese aufgrund des Mangels an Personal, Zeit und Geld Provenienzforschung nicht proaktiv betreiben können", verdeutlicht Johann. Sollte sich herausstellen, dass ein Objekt NS-Raubgut ist, startet die Suche nach Nachkommen oder Erbberechtigten. "Die Menschen hinter den Objekten sollen sichtbar bleiben", sagt Chrost. Für den Museumsverband Hessen ist es der zweite Erstcheck. 2022 wurden erfolgreich die Stadtmuseen in Bad Wildungen und Eschwege, das Vonderau Museum Fulda und das Heimatmuseum Reinheim auf jüdischen Vorbesitz überprüft. (pm) +++



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