Naturschutzflächen am Hälsberg im Blick

Länderübergreifenden Fachexkursion "Hessen-Thüringen"

Aus der Bekanntschaft und Freundschaft zwischen dem ehemaligen Vorsitzenden des Vogelsberger Schafhaltervereins Klaus Schönfeld und Roland Barthelmes, dem ehemaligen Kreisschäfermeister des Wartburgkreis, entstand vor über 25 Jahren der jährlich wechselnde Besuch der Schafhalter aus Thüringen und Hessen.
Fotos: Dieter Graulich

08.08.2024 / LAUTERBACH - Aus der Bekanntschaft und Freundschaft zwischen dem ehemaligen Vorsitzenden des Vogelsberger Schafhaltervereins Klaus Schönfeld und Roland Barthelmes, dem ehemaligen Kreisschäfermeister des Wartburgkreis, entstand vor über 25 Jahren der jährlich wechselnde Besuch der Schafhalter aus Thüringen und Hessen. Mit der Zeit entwickelten sich über die Themen der Schafthaltung selbst auch die Themen der Landschaftspflege hinzu.



Der fachliche Austausch stellt nun bereits schon seit fast drei Jahrzehnten für beide Seiten einen wertvollen Blick "über den Tellerrand hinaus" dar, denn trotz der räumlichen Nähe sind zum Beispiel Agrar-Förderprogramme, Organisation und Zuständigkeiten sowie auch die Flächen selbst sehr unterschiedlich strukturiert. Christian Merle vom Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum beim Vogelsbergkreis stellte den thüringischen Gästen auf dem Hälsberg bei Maar die Natura2000-Magerrasenfläche vor und erläuterte Beweidungskonzept und Flächenpflege.

Der Vogelsberg insgesamt biete eine Fülle landschaftlicher Facetten. Der überwiegende Teil ist durch die traditionelle Bewirtschaftung entstanden. Entwaldung, Beweidung und anderweitige land-, forst- und fischereiwirtschaftliche Nutzung trugen dazu bei, neue Lebensräume und unterschiedlichste Landschaftsmosaike zu schaffen: die artenreichen Kulturlandschaften.

Jahrhundertealte Form der Bewirtschaftung

Diese jahrhundertealte Form der Bewirtschaftung insbesondere von extensiv genutztem Grünland, heute hier die Hute-Flächen welche aufgrund von Hangneigung und Steinen nicht gemäht werden können, sondern nur Beweidet, seien aufgrund der ökonomischen Herausforderungen an die Landwirtschaft aus der wirtschaftlichen Tätigkeit der Betriebe heraus heute alleine nicht mehr möglich. "Wenn allerdings niemand mehr diese Flächen bearbeitet und pflegt, wird diese einzigartige Pflanzen- und Tiervielfalt verschwinden und dem Land Hessen würde ein wertvoller Naturschatz verloren gehen", so Merle. Nach Nutzungsaufgabe würde die Artenvielfalt erst durch Verbrachen und in der Folge durch Verbuschung und Bewaldung verschwinden.

Dem Menschen sei es ohne die Tierhaltung nicht möglich den Aufwuchs von Grünland zu verwerten, da er Gras nicht verdauen kann und andere Verwertungen kaum wirtschaftlich sind. Tiere aber können aus dem Gras für den Menschen verdauliches Eiweiß und Fett liefern, daher kann jeder durch den Kauf von regionalen Produkten, wie Rind- und Lammfleisch, Wurstwaren und Milchprodukte die Region Vogelsberg bei der Erhaltung der besonderen Artenvielfalt tatkräftig unterstützen.

Die hier wirtschaftenden Betriebe erhalten durch ihre harte Arbeit die Natura2000-Flächen, auf denen Pflanzen wie zum Beispiel: Heidenelke, Thymian, Färberginster und auch die Türkenbundlilie, die Wappenblume des Vogelsbergkreises, erhalten geblieben seien.

Naturschutz und Landnutzung in Einklang bringen

Die Herausforderung besteht hier darin, Naturschutz und Landnutzung nachhaltig in Einklang zu bringen und dabei insbesondere auch die wirtschaftlichen Zwänge, denen die Landnutzer unterworfen sind, zu berücksichtigen. Durch den Preisdruck erhalten die Bewirtschafter keine kostendeckenden Erträge aus ihrer eigentlichen Arbeit und insbesondere nicht von extensivem Grünland. Wie alle landwirtschaftlichen Sparten sei die extensive Grünlandbewirtschaftung auf EU-, Bundes- und Landesmittel aus den Agrarhaushalten angewiesen, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Eine besondere Rolle spielten hier Zahlungen aus Agrarumwelt- und Naturschutzförderprogrammen, dem HALM, die der besonderen Bedeutung der Landnutzer für unsere Landschaft Rechnung tragen sollten. Trotz dieser Ausgleichszahlungen erlebten viele unserer heimischen Landwirte wirtschaftlich schwere Zeiten, da Erlöse aus Vermarktung und Agrarförderung die hohen Kosten für Winter-Futtermittel, Pacht und Investitionen kaum decken. Die hohen Arbeitsbelastungen in der Viehhaltung ohne Wochenendfreizeiten und Urlaub tragen ihr Übriges dazu bei, dass die Zahl der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe im Vogelsberg seit Jahren rückläufig sei.

"Die national als bedeutend eingestufte Artenvielfalt des Vogelsbergs, ist durch den Menschen entstanden und an die traditionelle Bewirtschaftung unserer Heimat gebunden. Daher ist auch der Erhalt nur gemeinsam mit den örtlichen Landwirten und Verbrauchern möglich und für diese Leistung gebührt den Schafhalten großer Dank, da ohne die Schafhalter, der Erhalt der Hutungen unmöglich wäre", so der Dank an die Schafhalter. Auf dem Hälsberg stellte der Bewirtschafter Michael Prediger seine rund 500 Tiere umfassen Schwarzkopf-Fleisch Schafherde sowie das Besucherkonzept speziell für Kindergarten und Grundschule vor. Weiterhin wurden im Bereich des Hälsberg verschiedene Geräte zur maschinellen Landschaftspflege durch Dennis Stier vorgestellt. (gr) +++



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