Alles im Blick

Einfach laufen lassen: Heribert Klüber ist seit 56 Jahren Schiedsrichter

Schiedsrichter Heribert Klüber beim Spiel der SG Hilders/Simmershausen gegen die RSV Margretenhaun II/SC Wiesen in Simmershausen
Fotos: Marius Auth

06.08.2024 / FULDA - Schiedsrichtermangel bedroht den Spielbetrieb vor allem in unteren Fußballklassen. Im Landkreis Fulda dagegen ist die Nachwuchsproblematik weniger ausgeprägt, selbst E-Jugend-Spiele können zuverlässig besetzt werden. Garant dafür sind auch ältere Semester wie Heribert Klüber: Der 77-Jährige pfeift seit 56 Jahren und denkt noch lange nicht ans Aufhören.



Über dem Sportplatz in Hilders-Simmershausen im Landkreis Fulda ziehen dicke Regenwolken auf. Beim Sportfest wird am Sonntag die Begegnung der Zweiten Mannschaften der SG Hilders/Simmershausen und des RSV Margretenhaun II/SC Wiesen geboten. Klüber überprüft den Sitz der Tornetze, dann kann es losgehen: "Das ist das erste Spiel der Saison, noch gibt es nichts zu gewinnen. Die Stimmung sollte entspannt sein", meint der Fuldaer. 40 Minuten Anfahrt wegen einer Baustelle zwischen Hilders und Simmershausen sind moderat: Die Ansetzer der Schiedsrichtervereinigung Fulda vergeben Spieltermine in rund 50 Kilometern Entfernung um die Barockstadt, in der Kartei stehen alle lizenzierten Schiedsrichter. Der in Simmershausen wurde eine Woche im Voraus angefragt, wenn Not am Mann ist, muss es auch mal schneller gehen:


Begehrlichkeiten aus den Nachbarkreisen

"Neulich hatte ich ein Spiel in Eichenzell-Löschenrod, da kam 15 Minuten vorher die Anfrage, weil der Schiedsrichter ausgefallen ist. Dann muss das Spiel eben fünf Minuten später beginnen." Weil die Schiedsrichtervereinigung beziehungsweise die Vereine vergleichsweise gut aufgestellt sind, gibt es Begehrlichkeiten aus den Nachbarkreisen: "Wir helfen im Lauterbacher Raum aus, im Altkreis Hünfeld, ich habe auch schon in Schlüchtern und Bad Neustadt gepfiffen." Klüber pfeift von der A-Liga abwärts, außerdem Alte Herren und Damen.

"Ich kann nicht mehr so rennen wie früher, auf Ballhöhe ist nicht immer möglich, deswegen muss ich die Spielsituation gut im Blick haben. Einmal im Jahr bei der Leistungsprüfung werden Intervallläufe durchgeführt, das geht noch gut." Beim Spiel in Simmershausen fliegen die Haxen, Klüber lässt laufen, auch um den Spielfluss nicht zu stören. "Meckerer gibt es immer, da hat sich über die Jahrzehnte nichts verändert. Haarig ist es aber bisher nie für mich geworden, weil die Leute wissen, dass es teuer wird, wenn sie handgreiflich werden."

30 Cent Spritgeld pro Kilometer sowie 30 Euro pro Spiel gibt es für Klüber. "Wenn's um etwas geht, versuchen die Vereine schon mal zu beeinflussen, aber das legt sich mit der Zeit." Nach dem Spiel lässt sich der Bayern-Fan das Steak einpacken.

Ans Aufhören denkt Klüber trotz fortgeschrittenem Alter nicht: "Schiedsrichter sein hat mir immer gefallen, ich habe früher sogar in der Schiedsrichter-Fußballmannschaft gespielt." Um auf Nummer sicher zu gehen, hat Klüber bereits einen Lehrgang für Gehfußball absolviert. "Das gefällt mir nicht ganz so gut. Noch nicht."

Hintergrund: Jedes Spiel eines Schiedsrichters zählt, egal ob Senioren oder Jugendspiel - maximal darf ein Schiedsrichter 50 Spiele in einer Saison leiten. Allerdings muss ein Verein dafür sorgen, dass seine Schiedsrichter in der Summe die je gemeldeter Mannschaft geforderten Spiele erbringen. Die erbrachten Spiele eines Schiedsrichters gelten aber nur, wenn er in einer Saison fünf Lehrveranstaltungen und die Kreisleistungsprüfung besucht hat. (mau) +++


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