Klangwelten im Dialog
Klingende Bezüge: Cello-Sextett trifft Orgel beim Niedermooser Konzertsommer
Fotos: Hanswerner Kruse
01.08.2024 / FREIENSTEINAU -
Der Nieder-Mooser Konzertsommer 2024 wurde mit der Aufführung "Cellisten & Orgel" fortgesetzt. Im Cello-Sextett musizierte Wen-Sinn Yang mit seiner Meisterklasse, während Frank Hoffmann an der Kirchenorgel wirkte.
Ansonsten entstanden in der Veranstaltung reichlich inhaltliche oder klingende Bezüge zwischen den getrennt vorgetragenen Werken. Der Organist begann das Konzert mit kraftvollen Improvisationen eines spätromantischen Stücks von Siegfried Karg-Ehlert (1877-1933). Das Sextett bot insgesamt drei, jeweils für sechs Celli bearbeitete Arrangements dar, als erstes die bekannte Holberg-Suite von Edward Grieg (1843-1907). Deren fünf Sätze changieren zwischen barocken Bezügen und romantischer Klangwelt; das Streicherensemble setzte damit den "modern" wirkenden Einstieg fort.
Bach Vater und Sohn
Auch das folgende Choralvorspiel von Johann Sebastian Bach (1685-1750) mutete hochaktuell an, denn ohne Gesänge wirkt seine Musik - jedenfalls auf den Schreiber dieser Zeilen - oft sehr zeitlos. Dem Übervater Bach folgte die oben beschriebene Sonate seines Sohnes. Orgelklänge von Louis Lefebure-Wely (1817-1869) riefen starke innere Bilder hervor – von einem Duo des Pfeifenwerks mit sich selbst bis hin zu dynamischen karnevalesken und tänzerischen Melodien.Die "Suite populaire Espagnole" von Manuel de Falla (1876-1840) machte vor allem die weiche Vielfalt der möglichen Celloklänge deutlich. Mit einer mächtigen Orgelkomposition von Lèon Boellmann (1862-1897) führte der Organist das Konzert weiter. Durch deren Toccata verzauberte Hoffmann das Publikum mit tiefen, düsteren Bässen und fröhlich darüber kreisenden Melodien. Hier wurde die gesamte Bandbreite des Klangwerkzeugs intensiv genutzt. Es war die spannende Besonderheit dieses Abends, dass jeweils die vielfältige Klangpalette von Orgel und Cello so deutlich wurde.
Freches Potpourri aus Bizets "Carmen"
Mit einem frechen Potpourri aus "Carmen" von George Bizet (1838-1875) beendete "Cellissimo" den Musikabend, in dem alle populären Melodien der Oper, etwa "Habanera" oder der "Toreador", interpretiert wurden. Ein Streicher hatte sein Instrument durch einen Schellenkranz und eine Triangel getauscht, damit erhöhte er das spanische Flair, das den Abend beschloss. Doch das 350-köpfige Publikum ertrotzte mit Ovationen im Stehen noch zwei Zugaben.Hintergrund des Nieder-Mooser Konzertsommers Was einst 1978 als Orgelkonzertreihe begann, hat sich nun zu einer vielfältigen Konzertreihe rund um die historische Oestreich-Orgel in der Evangelischen Kirche in Nieder-Moos entwickelt.m Das besondere Ambiente der Kirche und das breite Spektrum an Chor- und Instrumentalmusik durch alle Epochen der Musikgeschichte bietet Menschen, die oft von weither anreisen, ein unvergessliches Erlebnis." (Hanswerner Kruse) +++