Deutsche Meisterschaft "Dynamische Kurzwaffe"

Feuer frei! 184 Schützen ermitteln in 1.265 Einzelstarts 14 Champions

Auf der verbandseigenen Schießsportanlage in Alsfeld ermittelten 200 Schützen die Deutschen Meister mit den Großkaliber-Pistolen und Revolvern.
Fotos: goa

30.07.2024 / ALSFELD - Es ist eine beeindruckende Szenerie am ehemaligen BGS-Schießstand in Alsfeld. Fast 200 Schützen des Bundesverbands der Militär- und Polizeischützen (BDMP e.V.), darunter 13 Schützinnen, ermittelten von Freitag bis Sonntag auf der großzügigen verbandseigenen Schießsportanlage die Deutschen Meister mit den Großkaliber-Pistolen und Revolvern. Respekteinflößende Waffen, die hier von der deutschen Schützenelite ihrer Sportart mit absoluter Professionalität so abgefeuert werden, dass sie auch aus Entfernungen von bis zu 50 Yards (45,72 Meter) unglaublich eng beieinander liegende Schussbilder ergeben. OSTHESSEN|NEWS durfte exklusiv dabei sein.



Beate Friedrich und Klaus-Dieter Semrau sind ein eingespieltes Team. Im Auswertungsbereich wühlen sie sich routiniert durch Startmeldungen und Ergebnislisten, hier und da entscheiden sie auch über Einsprüche gegen Schusswertungen. Semrau ist Bundesreferent des BDMP für die Disziplinen Police Pistol, Service Pistol und Super Magnum, Friedrich seine Stellvertreterin. Gemeinsam sind sie einmal mehr die Macher der Deutschen Meisterschaft, anerkannte Fachleute, geschätzte Schützen, Menschen zum Anpacken. "Mensch Beate, schön dich wiederzusehen." – wieder fällt ihr ein ankommender Schütze strahlend um den Hals.

Der Bad Nauheimer Semrau ist bereits am ersten Meisterschaftstag hochzufrieden: "Wir sehen erneut ein gestiegenes Niveau, auch wenn das kaum noch möglich erscheint, gleichzeitig ist die Zahl der aus den Landesverbänden qualifizierten Schützen wie bereits im Vorjahr deutlich angestiegen, so dass wir sogar über den Vor-Corona-Zahlen liegen." Während des entspannten Gespräches sind wir am Schießstand angekommen. Klarer Fall: Gehörschutz auf, alle Bewegungen jetzt sehr konzentriert und diszipliniert – kein Schütze soll gestört werden, und über allem steht das unantastbare Diktat absoluter Sicherheit. Die Standanlage ist in unterschiedliche Zonen eingeteilt: zuerst für den Umgang mit Ausrüstung und Munition, dann mit Waffe OHNE Munition, die sogenannte "Fummelzone / Safety Area", und schließlich die eigentlichen Bereiche für den scharfen Schuss. Semrau lässt keinen Zweifel: "Wer die Zonenregeln verletzt, wird von der Aufsicht ohne Toleranz sofort disqualifiziert. Außerdem herrscht striktes Alkoholverbot!" Bemerkenswert: die knallharte Disziplin und bei Bedarf auch Sanktion bis zur Disqualifikation steht ohne jeden Widerspruch zur Maxime der BDMP-Schützen, Geselligkeit und Kameradschaft besonders zu pflegen. Das eindeutige Sagen am Stand haben mehrere Aufsichten, und über allen rangiert der speziell ausgebildete "Range Officer" mit seiner signalroten Weste.

Maxime des Schießens: nicht nur Treffgenauigkeit, sondern Handling + Tempo + Präzision

Auffallend bei den geschossenen Disziplinen ist, dass hier nicht wie bei den Disziplinen des Deutschen Schützenbundes der Schwerpunkt beim Präzisionsschießen liegt, sondern das automatisierte sichere Handling unter enormem Zeitdruck unerlässliche Zusatzbedingung ist. Man orientierte sich bei der Verbandsgründung 1979 am Vorbild der englischen British Army Rifle Association. Betont wird die stark praxisbezogene Entwicklung der Disziplinen, die aus dem Waffenträgeralltag der Sicherheitsbehörden wie Polizei, Grenzschutz (heute Bundespolizei), Zoll, und Justiz, aber auch des Militärs und der Reservisten abgeleitet ist. Daher die äußerst anspruchsvolle Bandbreite der Anforderungen: wechselnde Positionen wie stehend, liegend, sitzend oder kniend, schnelles Nachladen der Pistolenmagazine oder Revolvertrommeln – zum Teil in atemberaubendem Tempo. Die Unterschiedlichkeit der Waffen und ihrer Spezifikationen, zum Beispiel mit oder ohne Zieloptik, führen zur Gesamtzahl von 14 Meisterschafts-Disziplinen.

Optimierter Schießstand, Umweltschutz inklusive

Der Schießstand vor den Alsfelder Stadttoren, am Waldrand des Hombergs gelegen, wurde Anfang der 2000er Jahre vom BGS übernommen und im Laufe der Jahre mit hohem Verbandsaufwand optimiert und erweitert. "Wir sind stolz darauf, hier einen der mordernsten Schießstände zu betreiben!", sagt Semrau. Die zentrale Lage innerhalb Deutschlands macht einen weiteren nicht unwesentlichen Pluspunkt für ein solches Leistungszentrum von bundesweiter Bedeutung aus. Ein intensiver Aufwand wird nach seinen Angaben auch in Sachen Umweltschutz betrieben: "Gerade vor zwei Tagen wurden die Sandwälle des Geschossfangs kostenintensiv von den Bleigeschossen befreit, die nun dem Recycling zugeführt werden."

Der BDMP e.V. hat seinen Sitz in Paderborn und verfügt derzeit über 36.000 Mitglieder, organisiert in 1.400 Schießleistungsgruppen und 14 Landesverbänden. Präsident ist David Brandenburger, er gehört dem Präsidium seit 2010 an. (goa)+++

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