Razzien auch in Hessen
Faeser verbietet rechtsextremes "Compact"-Magazin
Fotos: Sven Kraueler/dpa
16.07.2024 / BERLIN -
Am frühen Morgen durchsucht die Polizei Gebäude in vier Bundesländern. Es geht um «Compact» und eine Filmproduktion. Die Bundesinnenministerin will damit gegen «geistige Brandstifter» vorgehen.
Das vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte «Compact»-Magazin darf nicht mehr erscheinen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat das Medienunternehmen sowie die Conspect Film GmbH verboten. Nach Angaben ihres Ministeriums durchsuchten Einsatzkräfte am Morgen Räumlichkeiten der Organisation sowie Wohnungen führender Akteure, der Geschäftsführung und von Anteilseignern in Brandenburg, Hessen, im sächsischen Pirna und in Sachsen-Anhalt.
«Compact»-Chefredakteur Jürgen Elsässer sprach von einem ungeheuerlichen Eingriff in die Pressefreiheit und sagte vor Reportern: «Was wir heute in der BRD haben, ist ein undemokratisches Regime, wie es das SED-Regime war.»
«Demokratiefeindliche Positionen»
Im Online-Shop von «Compact» konnte man zuletzt unter anderem auch eine Münze mit dem Konterfei des Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke erwerben. Elsässer bringt seine Zuhörer bei Veranstaltungen mit Sprüchen wie «Ami go home und Freundschaft mit Russland» zum Johlen. Der AfD-Spitzenkandidat bei der Europawahl, Maximilian Krah, der nach mehreren Skandalen parteiintern in der Kritik steht, wurde von «Compact» als «Patriot» und «Agent des Volkes» auf den Titel gehoben.
Außerdem attestiert das Ministerium dem Medienunternehmen ein «völkisch-nationalistisches Gesellschaftskonzept» und verweist auf dessen «Widerstands- und Revolutionsrhetorik».
Kritik an Faeser von der AfD - Zuspruch von den Grünen
Die Co-Vorsitzenden der AfD, Tino Chrupalla und Alice Weidel, schrieben in einer gemeinsamen Mitteilung: «Wir beobachten diese Vorgänge mit großer Sorge.» Das Verbot sei «ein schwerer Schlag gegen die Pressefreiheit». Zuspruch erhielt Faeser unter anderem von den Grünen.Der Parteivorsitzende Omid Nouripour schrieb auf der Plattform X: «Es ist absolut richtig, dass das BMI dieses antisemitische und rassistische Medium verbietet.» Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD), kommentierte: Der erfolgreiche Schlag gegen dieses verfassungsfeindliche Medium der Neuen Rechten ist ein klares Signal des Rechtsstaats an seine Feinde.»
Im vergangenen Jahr waren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock kurz hintereinander im Bürgermeisterwahlkampf in Falkenberg zu Gast, wo jetzt der Schwerpunkt der Durchsuchungen war. Scholz wurde bei dem Europafest im Juni 2023 angeschrien und ausgebuht. Eine Gruppe rief laut «Kriegstreiber», «Frieden schaffen ohne Waffen» und «Hau ab!».
Elsässer hat in dem Ort allerdings nicht nur Freunde. Ein Anwohner sagte einem Reporter während der Razzia, er wolle mit dem Verlag und seinen Vertretern nichts zu tun haben. (Von Anne-Béatrice Clasmann, dpa) +++