Positive EM-Bilanz

Endlich mal wieder ein Turnier für die Fans

Die Fans der niederländischen Nationalmannschaft prägten mit ihren Fanmärschen das Bild dieser EM
Foto: picture alliance/dpa | Christoph Reichwein

16.07.2024 / REGION - Die Fußball-EM 2024 ist Geschichte. Deutschland blickt auf ein vierwöchiges Fußballfest zurück. Und auch wenn nicht alles perfekt lief, fällt das Fazit dennoch insgesamt sehr positiv aus. Vor allem, weil das Turnier endlich mal wieder eines für die Fans war. Ein Kommentar von O|N-Redakteur Felix Hagemann.



"Naar links, naar rechts". An dem Song und der dazu von links nach rechts hüpfenden orangen Masse kam man in den letzten vier Wochen auch als Nicht-Fußballfan kaum vorbei. Die Bilder der ausgelassenen und friedlichen Fanmärsche der Niederländer gingen, genau wie die Dudelsack-spielende schottische Tartan Army, um die Welt - und standen damit auch symbolisch für die größte Stärke dieser EM.

Fans prägten diese EM

Denn nach zuletzt zwei bleiernen Turnieren war die EM in Deutschland endlich mal wieder ein Fest für die Fans. 2021 ließen Corona und eine über den ganzen Kontinent verteilte Euro keine Turnierstimmung aufkommen, bei der WM in Katar vor eineinhalb Jahren mussten von den Gastgebern sogar "Fans" eingekauft werden, um so etwas wie Fußballbegeisterung vorzugaukeln. Das Turnier in Deutschland war da das genaue Gegenteil.

Die Anhänger prägten mit ihren Fanmärschen, Gesängen, bunten Verkleidungen und friedlichen Partys das Bild dieser EM. Sie sorgten für eine ausgelassene Stimmung in den Stadien und Ausrichterstädten und transportierten eine ungewohnte Leichtigkeit in sonst so schwierigen Zeiten. Darauf hatten im Vorfeld alle gehofft. Diese Hoffnungen haben sich voll erfüllt. Auch deshalb können die Organisatoren ein positives Fazit ziehen.

Es war nicht alles perfekt

Dabei war lange nicht alles perfekt bei dieser Euro. Sportlich erreichte das Turnier nicht immer das höchste Niveau. Vor allem in der K.-o.-Runde waren die Mannschaften vornehmlich darauf aus, keine Fehler zu machen. Teams wie Frankreich, Portugal oder auch die im Finale stehenden Engländer enttäuschten auf ganzer Linie - gerade weil es in all diesen Mannschaften so viel Potenzial für ansprechenden Offensiv-Fußball gibt. Zum Glück hat sich deren destruktiver Ansatz nicht durchgesetzt. Mit Spanien hat die Mannschaft, die den attraktivsten Offensiv-Fußball bot, den Titel geholt. Gut so.

Und sonst? Das Wetter spielte auch nicht immer mit. Aufgrund von Unwettern mussten Fanfeste immer wieder geschlossen werden. Die Bilder der Wasserfälle im Dortmunder Stadion werden genau so bleiben wie die, der feiernden Fans. Dafür kann natürlich niemand etwas, es trübte ab und an aber dennoch die Stimmung.

Außerdem weiß jetzt auch der letzte in Europa, dass der Zustand des deutschen Nah- und Fernverkehrs schon längst nicht mehr dem Bild des Organisationsweltmeisters entspricht. Wie sangen die österreichischen Fans während einer von zahlreichen Unterbrechungen geprägten Fahrt so treffend: "Die Deutsche Bahn ist so im Oasch". Das hat hoffentlich jetzt auch der Letzte begriffen.

Deutschland ein guter Gastgeber

All das lässt sich aber verschmerzen. Denn alles in allem präsentierte sich Deutschland als weltoffener und fröhlicher Gastgeber. War es das viel erhoffte "Sommermärchen 2.0"? Nein, so etwas lässt sich nicht auf Knopfdruck wiederholen. Die EM 2024 war anders - anders schön. Sie sorgte aber genau wie die WM 2006 für eine neue Leichtigkeit und ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl. Es wäre schön, wenn uns etwas davon auch über das Turnier hinaus erhalten bliebe. (fh)+++

Die spanischen Fans konnten sich über den vierten EM-Titel freuen
Archivfoto: ON/Hans Braune

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