Geheimkonzert der unangepassten Außenseiter

"Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin" mit Regisseur Martin Groß

Heimspiel für die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Aline Gros, die beim Sommerkino die Auswärtsspiel-Protagonisten Martin Groß und Silke Klug interviewt.
Fotos: Point Alpha Stiftung

16.07.2024 / RASDORF/ GEISA - Kurz nach ihrer Gründung führt die Düsseldorfer Punk-Band "Die Toten Hosen" die Stasi an der Nase herum: Campino, Andi, Breiti und Co. geben 1983 ein Geheimkonzert in der damaligen DDR. Rund 150 Zuschauer waren ins US Camp der Gedenkstätte Point Alpha gekommen, um das "Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin" im Rahmen des Point-Alpha-Sommerkinos auf großer Leinwand zu verfolgen. Die filmische Dokumentation im authentischen Geschichtsort fängt ein legendäres deutsch-deutsches Abenteuer während des Kalten Krieges ein. Und es schwingen die ewig aktuellen Fragen mit: anpassen oder auflehnen, funktionieren oder frei sein?



Der Filmemacher Martin Groß hat sich 40 Jahre später für seinen Mehrteiler "Auswärtsspiel" auf Spurensuche begeben und diesen verwegenen Roadtrip wiederholt – gemeinsam mit den Toten Hosen und all den Helfern, die die "kirchliche Veranstaltung mit musikalischer Untermalung" in der Erlöserkirche 1983 ermöglicht hatten. Als Ehrengast auf Point Alpha erzählt Groß von den Dreharbeiten, plaudert aus dem Nähkästchen und erlaubt einen Blick hinter die Kulissen dieser Produktion. Mit Begeisterung für die Musikszene und historischem Blick für Teilperspektiven politischer Prozesse in Ost und West arbeitet der Regisseur in dem Film den illegalen Auftritt auf. Er trifft den schillernden Musikmanager Mark Reeder und DDR-Punks, die verraten, wie sie an Mielkes Stasi vorbei verbotene Konzerte organisierten. Allen voran die Berliner Punk-Band "Planlos", die damals als Vorgruppe auftrat - mit dem späteren ARD-Tatort-Kommissar Bernd Michael Lade am Schlagzeug.

Regisseur Groß verknüpft Archivmaterial mit Interviews, ergänzt mit animierten Cartoon-Sequenzen und Anekdoten, untermalt die Szenen mit Punk-Hymnen, aber auch mit Unterhaltsamem und Humor. So entsteht sowohl ein lebhaftes Bild des aufsässigen Rebellentums und des Zusammenhalts innerhalb der Punk-Szene als auch ein politisches Zeitbild deutsch-deutscher Historie aus der Sicht von unangepassten Außenseitern. Was im Westen rotziges Aufbegehren gegen das Establishment ist, gilt im Osten als bedrohliches Feindbild für das SED-System. "Ich war beeindruckt, welche Courage die Jugendlichen damals hatten, etwas auszuprobieren, und sehe dabei die Musik als große Kraft, Position zu beziehen", fasst Groß in der Gedenkstätte zusammen. (pm) +++

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