Schreckliches Unglück vor 80 Jahren

700 Menschen in Bunker getötet - Bomben fallen auf die Domstadt

Die Katastrophe im Krätzbachtunnel in Fulda war das größte Massensterben in einem deutschen Bunker im Zweiten Weltkrieg. 700 Menschen verloren ihr Leben. Schüler der Fuldaer Richard-Müller-Schule haben die Gräber der Opfer am Zentralfriedhof in einem dreitägigen Projekt wieder freigelegt und Geschichten der Toten recherchiert.
Fotos: Carina Jirsch

12.07.2024 / FULDA - Fliegeralarm - Flucht in den Bunker - krachend schlagen die Bomben ein. Und plötzlich wird der Schutzraum zur Todesfalle für 700 Menschen. Die Katastrophe im Krätzbachtunnel in Fulda war das größte Massensterben in einem deutschen Bunker im Zweiten Weltkrieg. Ein grausamer Rekord. 80 Jahre nach dem Unglück in 1944 wird jetzt der Opfer gedacht.



Schüler der Fuldaer Richard-Müller-Schule haben die Gräber der Opfer am Zentralfriedhof in einem dreitägigen Projekt wieder freigelegt, die Geschichten der Toten recherchiert und so dazu beigetragen, dass die 700 Opfer des Krätzbachtunnels nicht in Vergessenheit geraten. Dessen Zugang war eingestürzt, nachdem Bomben der Amerikaner auf den benachbarten Verschiebe-Bahnhof abgeworfen wurden. Viele der nun Gefangenen erstickten qualvoll.

Junge Menschen für Heimatgeschichte begeistern

"Ich halte das wirklich für eine tolle Arbeit, die hier geleistet wird", erklärte Gunter Geiger im Rahmen der Gedenkfeier am Donnerstagabend. Er hatte als Rotary-Präsident vor einem Jahr die erste Auflage des Formates mit ins Rollen gebracht. Es gehe darum, junge Menschen für Heimatgeschichte zu begeistern und die Idee weiterzutragen.

"Vielen Dank, dass Sie erneut auf Spurensuche gegangen sind", sagte Fuldas Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld in Richtung der Jugendlichen. Die Gedenksteine freizulegen sei ein symbolischer Akt, die Biografien der Opfer zu recherchieren, ein ganz konkretes Werk. "Sie sorgen dafür, dass wir nicht vergessen und das ist genau das, wofür ich Ihnen, liebe Schüler, danken will", so Wingenfeld.

"Auch Zuhause ging uns das Thema sehr nahe"

Zwei der an dem Projekt Beteiligten Schülerinnen sind Leonie und Luise. Vor den Versammelten erklärten sie für die Gruppe: "Irgendwie ist es schockierend, wie unwissend wir über die Geschichte unserer Stadt sind". In Gesprächen mit einer Zeitzeugin sei ihnen die Tragweite dieser Katastrophe über Generationen hinweg bewusst geworden. "Auch Zuhause ging uns das Thema sehr nahe", berichteten sie - gerade mit Blick auf den Ukrainekrieg. "Wer aus der Vergangenheit nicht lernt, ist verdammt, sie zu wiederholen".

Schulleiter Jörg Demuth dankte den Schülern für ihr Engagement und erklärte auch mit Blick auf das Kollegium: "Ohne Sie wäre das alles nicht möglich". Staatsminister a.D. und Vorsitzender des Landesverbands Hessen Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Karl Starzacher, erklärte: "Das Thema Krieg ist allen wieder nahe gerückt. Ich denke, wir werden einen Weg finden, dieses Projekt fortzusetzen". (Moritz Bindewald) +++

X