25 Jahre Perspektiva

Von der Vision zum preisgekrönten Netzwerk

Hinter Perspektiva steht ein starkes Team (v. l. n. r.): Prokuristin Kathrin Müller (Leiterin Startbahn), Geschäftsführerin bei antonius und Beiratsmitglied von Perspektiva Silke Grabowitsch und Geschäftsführer von Perspektiva Jan Martin Schwarz.
Fotos: Melanie B. Weber

31.07.2024 / ANZEIGE - Im Jahr 1999 schlossen sich 19 Fuldaer Unternehmen zusammen und gründeten die "Perspektiva. Fördergemeinschaft für Arbeit und Leben” als gGmbH. Das Ziel: Jugendliche und Unternehmer zusammenbringen. Die jungen Menschen sollten qualifiziert und gut ausgerüstet in reguläre Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. Heute, 25 Jahre später, sind mehr als 120 Unternehmen im Netzwerk zusammengeschlossen. In diesem Zeitraum erhielten über 1000 junge Menschen eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz. Für sie eröffneten sich damit ganz neue Lebensperspektiven.



"Junge Menschen ohne Ausbildungseignung gelten auf dem Arbeitsmarkt schon seit langem als nicht vermittelbar.” – so leitet die Perspektiva gGmbH ihre Zwischenbilanz 2005 ein. Und genau diese Erkenntnis verweist auf den Gedanken, der zur Bildung des Netzwerks führte: Auch Menschen mit Lernschwierigkeiten oder fehlendem Schulabschluss können in Unternehmen wertvolle Arbeit leisten und ihr Leben selbstbestimmt gestalten – finanziell unabhängig und in größtmöglicher Selbständigkeit. Sie benötigen keine Sozialleistungen, sondern Arbeitgeber, die auf sie eingehen und eine Arbeit finden, die ihren Talenten entspricht.

Viele Fördermaßnahmen nicht zielführend – Vernetzung dagegen schon

Seit langer Zeit gibt es zahlreiche Fördermaßnahmen, die junge Menschen "ohne Ausbildungseignung" unterstützen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass diese Maßnahmen oft nicht so wirken wie gedacht. "Die jungen Menschen kommen auch durch wiederholte Bildungsmaßnahmen oftmals nicht in dauerhafte, reguläre Arbeitsverhältnisse, sondern in Förderkarrieren, die im Bezug von Sozialhilfe oder in Werkstätten für Menschen mit Behinderung münden", beschreibt Jan Martin Schwarz, Geschäftsführer der Perspektiva gGmbH, das Problem.

An diesem wunden Punkt setzt Perspektiva an: Es bringt die Jugendlichen mit Unternehmerinnen und Unternehmern zusammen und erarbeitet gemeinsam mit den relevanten Akteuren eine sinnvolle Unterstützung. Ziel ist es, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf dem Arbeitsmarkt in eine dauerhafte Anstellung zu bringen, sodass eine weitere Unterstützung durch Sozialhilfeträger nicht erforderlich ist. Wenn das gelingt, dann profitieren die jungen Menschen davon, sie wachsen daran. Ein selbständiges, selbstbestimmtes Leben, nicht nur in finanzieller Hinsicht, ist das Ziel.

Perspektiva begleitet in vier Schritten langfristig durch das Arbeitsleben

Am Anfang der Begleitung steht eine ausführliche Berufsorientierung und das Training von Arbeitstugenden wie Pünktlichkeit, Höflichkeit oder Zuverlässigkeit. Diese Schritte werden auf dem Theresienhof an der Maberzeller Straße vermittelt. Hier werden in einem zweiten Schritt Begegnungen zwischen Unternehmern und den jungen Menschen initiiert.

Im dritten Schritt plant Perspektiva gemeinsam mit den jungen Menschen ihren beruflichen Weg – verbindlich und in Zusammenarbeit mit den Unternehmern. Auf der vierten und letzten Etappe steht das Netzwerk den jungen Menschen und den Unternehmern als langfristige Partner in allen Fragen zum beruflichen Weg und darüber hinaus zur Verfügung.

Drei Strategien: informieren, unterstützen, netzwerken

Drei Strategien verfolgt Perspektiva dabei: Mit den örtlichen und regionalen Schulen arbeitet man eng zusammen, um das kleine Zeitfenster für eine erfolgreiche Förderung zwischen Schule und Arbeitswelt optimal zu nutzen und die jungen Menschen schon während ihrer Schulzeit gezielt ansprechen zu können. Als zweite Strategie stellt Perspektiva gezielt Unterstützung im beruflichen und sozialen Umfeld bereit. Die dritte Strategie betrifft den Auf- und Ausbau des Netzwerks: Perspektiva ist nicht nur Netzwerk, sondern hilft den jungen Menschen, selbst ein Netzwerk aufzubauen, um eigene und öffentliche Mittel bestmöglich für ein selbstbestimmtes Leben zu nutzen. Diese drei Strategien ergänzen die Kernaufgaben von Perspektiva effektiv.

Arbeit als Lebensinhalt begreifen

Die Motivation zu arbeiten liegt erst einmal darin, den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber Arbeit ist weit mehr als das. Viele Menschen definieren sich über ihre Arbeit, sehen sie als Lebensinhalt und Lebensvollzug an. Arbeit schafft soziale Anerkennung und ist sinnstiftend. Bei Perspektiva geht es nicht darum, Menschen irgendwie finanziell über Wasser zu halten. Perspektiva erarbeitet Lebensperspektiven, indem das Netzwerk benachteiligten Jugendlichen hilft, eine Ausbildung zu absolvieren, einen Beruf zu erlernen und damit ein selbstbestimmtes Leben zu führen.



Dass dieses Konzept funktioniert, zeigen die Zahlen. Die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt wurde durch Corona um fast zehn Jahre zurückgeworfen: Während im gesamten Bundesgebiet die Anzahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung um etwa 12 Prozent gestiegen ist, war diese Zahl in Fulda sogar rückläufig. Denn in der Region Fulda wird Inklusion auf dem Arbeitsmarkt gelebt. Perspektiva wurde im November 2023 mit dem dritten Platz beim hessischen Sozialpreis ausgezeichnet. In den zurückliegenden 25 Jahren konnte Perspektiva mehr als 1000 Jugendlichen eine Ausbildung ermöglichen und sie in feste Arbeitsplätze vermitteln. Das sind mehr als 1000 Menschen, die eine Lebensperspektive haben und selbstbestimmt leben können. +++

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