"Hier sind Weltkarrieren und Ehen entstanden"

Pianale-Gründerin Uta Weyand erklärt, warum Teilnehmer das Festival lieben

Pianale-Gründerin Uta Weyand (r) über die Liebe zum Piano-Festival
Fotos: Pianale

13.07.2024 / FULDA - Die Freiheit, sich in dem Dreiklang aus Lernen und Lehren zu bewegen, ist für Uta Weyand ein Lebensziel. Ihren Plan, für nachkommende Generationen etwas Neues zu schaffen, hat sie mit der Gründung der Pianale im Jahr 2007 verwirklicht. Knapp 700 junge Pianisten aus aller Welt haben mittlerweile am europaweit bekannten Klavier-Festival teilgenommen, viele eine Weltkarriere hingelegt. Und fast alle haben an Osthessen und die Pianale nur die besten Erinnerungen. Es sind sogar Ehen unter den Teilnehmenden entstanden. Im Interview erklärt Uta Weyand, warum junge Klavier-Virtuosen das Festival so lieben.


Frau Weyand, was unterscheidet Pianale-Teilnehmer von anderen Menschen ihres Alters?

Uta Weyand: Sie gehen hoch konzentriert an eine Sache und sind sehr diszipliniert. In vielen Bereichen unterscheiden sie sich aber nicht von anderen jungen Leuten. Sie sitzen abends oft beisammen und spielen Karten. Auch das Schützenfest ist ein interessantes Betätigungsfeld für sie in Fulda.

Wie würden Sie das diesjährige Teilnehmerfeld charakterisieren?

Uta Weyand: Es ist eine sehr homogene Truppe. Die Teilnehmer kommen ja aus 17 verschiedenen Ländern. Der Jüngste ist ein 13-Jähriger aus der Türkei. Und eine Pianistin aus Japan hat uns inständig gebeten, sie nochmals am Wettbewerb teilnehmen zu lassen, ehe sie die Altersgrenze von 30 erreicht.

Können Sie erklären, warum das Festival bei den Pianisten so beliebt ist?

Uta Weyand: Das liegt natürlich an den hochklassigen und teilweise weltbekannten Dozentinnen und Dozenten, aber auch an der Qualität des Teilnehmerfeldes. Denn es besteht ja die Möglichkeit, sich mit den anderen zu messen und sich von ihnen etwas abzuschauen. Es gibt Unterricht auf hohem Niveau und außerdem eine ganze Menge an Konzerten. Und Fakt ist: Nach jedem Auftritt spielt man besser. Und schließlich bieten wir ja auch ein bisschen was außerhalb der Musik an. Das sind zum Beispiel Sprachunterricht und Fitnessprogramm. Wobei das Fitnessprogramm nicht so sehr in Anspruch genommen wird. Denn die Teilnehmenden müssen täglich von ihrer Unterkunft am Frauenberg zur Musikschule laufen. Ich habe schon oft gesagt bekommen, dass sie noch nie so viel gelaufen sind wie in ihrer Zeit in Fulda.

Viele Teilnehmende kommen aus Metropolen oder zumindest aus großen Städten. Was sagen Sie über das "kleine" Fulda?

Uta Weyand: Die jungen Leute lieben Fulda. Sie haben ausreichend Zeit, sich frei in der Stadt zu bewegen. Sie sind schnell in der City und lernen sie zügig kennen. Die Friedrichstraße zum Beispiel erinnert viele unserer Teilnehmer an Flaniermeilen in Spanien. Da warne ich aber immer vor dem Kopfsteinpflaster und schreibe ihnen vor der Anreise, dass sie ihre Sneaker mitnehmen sollen.

Bei der Pianale geht es nicht nur darum, sich persönlich zu verbessern. Schließlich entscheiden Jury und Publikum, wer ins Halbfinale und Finale kommt und wer gewinnt. Herrscht unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch Konkurrenzkampf?

Uta Weyand: Der ist zu Beginn sicher ein Thema. Aber man merkt von Tag zu Tag, wie das Miteinander sich verbessert. Die jungen Leute profitieren ja auch voneinander. Einige Pianale-Teilnehmer haben mittlerweile eine Weltkarriere gestartet. Es sind Freundschaften fürs Leben entstanden – sogar Ehen. Wir haben ein Paar, da ist sie Professorin in Nürnberg und er inzwischen ein weltbekannter Pianist. Es besteht immer noch ein sehr guter Kontakt zwischen uns. Dabei unterstreichen sie immer wieder, wie wichtig die Teilnahme an der Pianale in Fulda war - in jeglicher Beziehung. Dieses Jahr ist eine ihrer Studentinnen Teilnehmerin bei der Pianale. Auch das ist eine schöne Geschichte, auf die ich sehr stolz bin. (pm) +++

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