Kinder erklären Frieden

Suche! Finde! Halte Frieden! Theatralisch-musikalisches Projekt

Suche! Finde! Halte Frieden! – dazu riefen die Kinder der Wendelinusschule Steinau und der Städtischen Musikschule Fulda gemeinsam auf.
Fotos: privat

10.07.2024 / FULDA - Suche! Finde! Halte Frieden! Die Geschichte vom kleinen Herrn Frieden – das gemeinsame Projekt der Städtischen Musikschule Fulda und der Wendelinusschule Petersberg drehte sich alles um das Thema Frieden. "Ukraine, Israel – die Erwachsenen verhandeln, und trotzdem passiert nichts, überall herrscht Krieg. Wie sieht Frieden aus Kinderaugen aus? Wie kann man Frieden erreichen?" erklärte Natalias Geras von der Städtischen Musikschule Fulda die Idee, die zu dem gemeinsamen Projekt mit der Grundschule führte.





Dörthe Behmel, Lehrkraft am Kompetenzzentrum für Sprache und Erziehung, entwickelte zusammen mit einer Gruppe von acht Kindern mit ganz unterschiedlichem kulturellem Hintergrund ein Theaterstück in zehn Szenen, das den Frieden im Kleinen und aus Kindersicht erklärt. Frieden fängt nämlich bei jedem Einzelnen an, in alltäglichen Situationen. Idee und Text entwickelten Natalia Geras und Dörthe Behmel gemeinsam.

Frieden als Haltung, nicht als Zustand

Zur Sprache kamen Szenen, die wir alle kennen: Kinder verkriechen sich in ein Spiel auf dem Smartphone, statt miteinander zu spielen. Eine müde Mutter kommt von der Arbeit nach Hause und stößt bei ihrem Kind auf Desinteresse, wenn sie sich nach der Schule erkundigt und ein Gespräch führen will. In der Schule darf ein Kind die Stifte des anderen nicht benutzen, einem anderen Kind nimmt man die Mütze ab, um damit zu spielen. Dinge gehen kaputt, niemand will daran Schuld sein. Die Kinder zeigten in den Szenen auf, wie sich diese Situationen friedlich lösen lassen, sodass am Ende alle mit einem guten Gefühl herauskommen.


So wurde in wenigen Sätzen aus Achtlosigkeit Achtsamkeit, aus Nichtstun Unterstützung, aus Rücksichtslosigkeit Einfühlsamkeit, aus Angst Mut. Die Kinder verwandelten mit ihren eigenen Worten Verachtung in Respekt und Gleichgültigkeit in Liebe. Dass Frieden im Großen nur gelingen kann, wenn er fest in der Haltung jedes Einzelnen verankert ist und im Alltag gelebt wird, war den Zuschauern und Zuschauerinnen schnell klar. Denn der Frieden wurde von Dörthe Behmel dargestellt, die zu Anfang des Theaterstücks klein zusammengekauert in ihrem schwarzen Umhang auf dem Boden hockte, niedergedrückt vom Gewicht der negativen Gefühle und Haltungen, die mit schwarzen Mülltüten (symbolisch für Steine) dargestellt waren.


Szenenwechsel musikalisch verdeutlicht

Zwischen den einzelnen Szenen bearbeiteten die Kinder und Jugendlichen der Städtischen Musikschule die verschiedenen Gedanken und Gefühle musikalisch. Am Flügel (Gayatri Akella, Maximilian Bleuel, Sophia Klug, Benjamin Schmitt, Emi-Marie Weber, Ana-Madalena Weber und Johanna Müller), mit Violine (Theresa Kurzberg und Jana Wierlacher), Horn (Amalia Klug), Cello (Jana Groß) und Saxophon (Ella Meindl) wurden Stücke wie "Eine Träne" (M. Mussorgsky), "Die Brandung" (V. Engel), "Klage" (A. Gretschaninov), "Sakura" (N. Ikeda) und andere wiedergegeben, jeweils passend zu den Szenen gewählt.


Das Finale spielten Jana Wierlacher (Violine), Jana Groß (Cello) und Johanna Müller (Klavier) mit einer selbst arrangierten Version von "Mamma Mia" (Original: B. Anderson, B. Ulvaeus).


Dass Dörthe Behmel mit jeder Szene einen bunten Luftballon mehr aus den schwarzen Mülltüten zog, fiel erst einmal nur wenigen Zuschauenden auf. Als aber gegen Ende des Stücks die schwarzen, großen Tüten verschwunden waren und der kleine Herr Frieden in der ganzen imposanten Pracht der großen Frau Behmel hoch aufgerichtet in einem nun golden glänzenden Umhang da stand, hatte es wirklich jeder verstanden: Kleine Gesten können Großes bewegen!


Die Luftballons wurden natürlich an Ahmad Hasan, Amelie Phelps, Ben Odenwald, Kira Bekas, Mila Göktas, Nadia Benkarbache, Nea Reiter und Niklas Möller von der Wendelinusschule sowie die Musiker und Musikerinnen verschenkt. Die Kinder aus der Türkei, aus Syrien, Russland, Indien, Japan und einigen anderen Ländern wollen Frieden und schaffen ihn aktiv – auf der Bühne wie im schulischen Alltag. Deutlicher hätte der Auftrag an die Erwachsenen nicht sein können. (pm) +++

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