Wohin steuert der Verbandsligist?

Der schwierige Spagat des SV Neuhof

Der SV Neuhof spielt in der Verbandsliga - aber wie lange noch?
Archivfotos: ON/Carina Jirsch

09.07.2024 / NEUHOF - Der SV Neuhof steht vor einem schwierigen Spagat. Auf der einen Seite will der neue Vorstand vermehrt auf regionale Spieler setzen und ist dafür auch bereit, sportlich mehrere Schritte zurückzugehen. Trainer Alexander Bär möchte weiterhin überregionalen Fußball in Neuhof spielen lassen. Vorerst hat man sich auf einen Mittelweg geeinigt. Es wartet dennoch ein schwerer Spagat auf die Kicker aus der Kaligemeinde.



Wohin steuert der SV Neuhof? Diese Frage wurde in der Sommerpause auch innerhalb des Vereins heiß diskutiert. Der Vorstand um Karl-Heinz Ebert und Thomas Mahr sieht die bislang praktizierte Transferphilosophie des Vereins kritisch. Die sah vor, viele Spieler aus dem Ausland zu holen, um damit so hochklassig wie möglich Fußball zu spielen.

Rein sportlich war dieser Weg in den letzten Jahren nicht unerfolgreich. Vier Jahre hielt sich der SVN in der Hessenliga bevor er 2023 abstieg, vergangene Saison hielt er in der Verbandsliga am Ende recht ungefährdet die Klasse. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass unter dem sportlichen Erfolg die Identifikation der Fans mit dem Verein litt, außerdem unterlag der Kader jede Saison einer enormen Fluktuation.

Neuer Kurs oder Weiter so?

Das würde der neue Vorstand gerne ändern und vermehrt auf Spieler aus der Region und der eigenen Jugend setzen. "Nur mit Spielern aus der Region und aus dem eigenen Nachwuchs können wir keine Verbandsliga spielen. Für diese Spieler ist der SV Neuhof einfach nicht attraktiv genug", sagt aber Abteilungsleiter und Trainer Alexander Bär. Lange stand deshalb sogar auf der Kippe, ob der SVN überhaupt noch mal eine Verbandsligamannschaft meldet.

Jetzt haben sich Trainer und Vorstand vorerst auf einen Mittelweg geeinigt. "Der Vorstand will diesen Philosophiewechsel, das geht aber nicht von heute auf morgen. Wir sind weiter auf ausländische Spieler angewiesen. Unser Ziel ist es, ein Gerüst aus deutschen und ausländischen Spielern aufzubauen. Wir wollen mehr Kontinuität", sagt Bär. Die ersten Schritte dahingehend sind gemacht. Mit Lukas Stüss (Elters/Eckweisbach/Schwarzbach), Tim Schnarr (TSV Oberzell), Benedikt Kress, Florian Reichler und den Jugendspielern Jalis Solangi, Julian Happ und Elias Fedder stehen sieben Spieler aus der Region im Kader.

"Es hat einfach nicht harmoniert"

Damit sich Situationen wie vergangene Saison nicht mehr wiederholen. Damals sorgte eine Transfersperre dafür, dass der SVN lange überhaupt keinen spielfähigen Kader zusammen hatte. Erst kurz vor Saisonstart fand Bär noch passendes Personal - das aber nie wirklich zusammenfand. "Qualität war da, aber es hat einfach nicht harmoniert. Da hat jeder gegen jeden gekämpft", sagt Neuhofs Trainer über die Mannschaft der vergangenen Saison.

Das soll diese Saison anders sein. Noch ist der Kader zwar nicht komplett, aber die ersten Eindrücke, die Bär bislang gesammelt hat, stimmen ihn positiv, auch wenn er mit dem ersten Test am Wochenende gegen Thalau (2:1) nicht zufrieden war. "Wir hatten zwar 80 Prozent Ballbesitz, aber wir haben überhaupt keine Torgefahr entwickelt." Dennoch blickt Bär mit Optimismus auf die neue Saison. "Qualitativ werden wir stärker als letztes Jahr sein. Ich denke, dass ein gesicherter Mittelfeldplatz auf jeden Fall drin ist."

Eine erste echte Standortbestimmung wartet dann am Wochenende, wenn der SVN bei Hessenligist Steinbach antritt. In der Liga geht es zum Auftakt gegen CSC Kassel. Auch eine echte Hausnummer. Spätestens dann wird sich zeigen, ob der Neuhofer Spagat Potenzial für mehr besitzt. (fh)+++

Trainer Alexander Bär

Vorstand Karl-Heinz Ebert

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