Flüchtlingsunterkunft "Am Lanneshof"

Gemeinde am Limit: Bürgermeister rechtfertigt Containersiedlung

In Künzell "Am Lanneshof" entsteht eine neue Containersiedlung für Geflüchtete. Bis zu rund 60 Menschen sollen hier untergebracht werden. Damit versucht die Gemeinde einem Problem Aufschub zu geben: Alle Kapazitäten sind ausgeschöpft.
Archivbilder: O|N / Moritz Bindewald

09.07.2024 / KÜNZELL - In Künzell "Am Lanneshof" entsteht eine neue Containersiedlung für Geflüchtete. Bis zu rund 60 Menschen sollen hier untergebracht werden. Damit versucht die Gemeinde einem Problem Aufschub zu geben: Alle Kapazitäten sind ausgeschöpft, wie Bürgermeister Timo Zentgraf erklärt.



"Aktuell sind circa 370 Flüchtlinge bei uns untergebracht. Die Auslastung liegt derzeit bei 100 Prozent, da keine freien Wohnungen mehr vorhanden sind. Die neue Containeranlage am Lanneshof soll als Pufferung dienen, dann stehen 430 Plätze zur Verfügung", sagt Zentgraf auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS. Die Containersiedlung "Am Lanneshof" ist für die Gemeinde Künzell die erste dieser Art. Eine große Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 140 Personen befindet sich seit 2016 im Ortsteil Pilgerzell.

Notunterkunft in Dietershausen in private Vermietung umgewandelt

Neben weiterhin immer neuen Zuweisungen von Geflüchteten, gibt es einen weiteren Grund für den Notstand. "Die seit dem Ukraine-Krieg wieder neu belegte Gemeinschaftsunterkunft in Dietershausen mit zwischenzeitlich bis zu 130 Personen wurde aufgelöst und in private Vermietungen umgewandelt. Derzeit sind dort etwa 100 Personen aus der Ukraine untergebracht, die neue Wohnungen suchen", so der Bürgermeister.

Er kritisiert in diesem Kontext: "Es gibt dauerhaft unbewohnte Wohnungen, die uns leider nicht zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden und teils nicht einmal am privaten Wohnungsmarkt angeboten werden. Es suchen ganz viele Menschen Wohnungen und manche Wohnungen stehen einfach leer – das finde ich sehr schade".

Gemeinde hat unter Abwägung aller Vor- und Nachteile entschieden

Der Standort sei unter intensiver Abwägung aller Vor- und Nachteile am Ende die erste Wahl für die Gemeindevertretung von 17 untersuchten Standorten im Gemeindegebiet gewesen, berichtet Zentgraf. "Diese Fläche befindet sich in gemeindlichem Eigentum, wird vermutlich die nächsten drei Jahre nicht benötigt, ist kostengünstig erschließbar und eine Anbindung an den ÖPNV ist fußläufig vorhanden", erklärt der Bürgermeister.

Dabei gebe es bestimmt besser integrierte Orte, "dann aber mit wesentlich mehr Gegenwind aus der Bevölkerung. Das muss man auch klar zum Ausdruck bringen. Keiner will eine solche Unterkunft in seiner direkten Nachbarschaft, das habe ich jetzt schon oft gehört". Eine Integration könne schlussendlich auch nur dort funktionieren, wo sie von beiden Seiten gewollt ist. "Leider scheint in Teilen eine Schmerzgrenze in der einheimischen Bevölkerung erreicht zu sein", so Zentgraf.

Die Anlage werde mit einem Pachtvertrag auf drei Jahre betrieben. "Eine dauerhafte Lösung ist diese 'Notunterkunft' sicher nicht", verspricht der Künzeller Bürgermeister. (Moritz Bindewald) +++

X