So verlieren Kinder die Scheu vorm Arzt

Biber mit Fieber und gebrochene Delfinflossen - es ist wieder Teddysprechstunde

Diese plüschigen Patienten brauchen dringend ärztliche Hilfe
Foto: Praxis Dr. Gianina Biclineru

06.07.2024 / REGION - Wenn gebrochene Delfinflossen und beidseitige Ohrenfrakturen im Wartezimmer auf ärztliche Hilfe warten, dann ist es wieder soweit: Es ist Teddy-Sprechstunde. Seit mehreren Jahren ist diese Tradition ein Highlight in der Praxis des Landarzt-MVZ in Hosenfeld-Hainzell, aber auch in Sickels und Künzell. "Das ist einer unserer liebsten Arbeitstage im Jahr. Schön, dass wir heute so viele kuschelige Patienten hatten, diverse Knochenbrüche bei der Lieblingspuppe heilen und dem Teddy die Bauchschmerzen nehmen konnten", freut sich Dr. Silvia Steinebach, die mit dem Verein "Ambulante Medizin Osthessen" diese Aktion initiiert hat.



Die Kinder, die ihre Lieblingskuscheltiere in den Sprechstunden mit deren jeweiligen Wehwehchen präsentierten und vertrauensvoll auf die Hilfe der Ärztinnen und Ärzte hofften, waren alle ganz ernsthaft dabei und schilderten die Symptome von Hasi, Teddy und dem fiebernden Biber, der einen Schieber im Zahn hatte, mit elterlicher Besorgtheit. Was zunächst so niedlich und lustig klingt, hat aber einen durchaus wichtigen Hintergrund."Unser Ziel ist es, den Kindern die Angst vor dem Arztbesuch und auch vor anfangs furchteinflößenden Instrumenten zu nehmen – und das funktioniert auch immer wieder", berichtet Dr. Steinebach. "Yoda war heute unser "kritischster" Patient. Er musste aufgrund einer beidseitigen Ohr-Fraktur sofort versorgt werden. Zum Glück waren die Malteser da und haben uns geholfen, die Ohren fachmännisch zu schienen." In der Goethe-Apotheke konnte nach der ärztlichen Versorgung dann ein "echtes" Rezept eingelöst werden, um die sofortige Schmerztherapie einzuleiten - zur Freude des Apothekers. Yoda ist auf dem Weg der Besserung.

"Wenn das Otoskop am anderen Ohr wieder rauskommt, steckt es zu tief!"

Auch in der Hausarztpraxis von Dr. Gianina Biclineru in Künzell und bei Dr. Julia Demuth in Sickels fanden zeitgleich die Teddysprechstunde statt - zum ersten Mal. "Gestern hatten wir die erste Erfahrung mit der Teddybär-Aktion bei uns in der Praxis. Wir haben mit den Kindern und ihren Patienten eine tolle Zeit verbracht, alle etwas gelernt und davon profitiert. Diese wunderschöne Erfahrung wollen wir unbedingt wiederholen. Die Kinder haben eine positive Energiequelle in unsere Praxis gebracht", berichtet das Praxisteam in Künzell, das auch das DRK und die Sonnen-Apotheke in Künzell bei der Aktion im Boot hatte. Auch die Fuldaer Rosen-Apotheke war mit von der Partie und lieferte Medikamente für die "tierische Behandlung" in die Praxis in Sickels.

Wesentlich ist bei dieser ganz besonderen Sprechstunde, dass die Patienten und vor allem deren "Eltern" ernst genommen werden und die Praxisteams ihnen auf Augenhöhe begegnen. Spielerisch wird den Kindern so der Umgang mit Stethoskop, Ultraschalluntersuchung, Verbänden, Impfungen, Notruf absetzen, stabiler Seitenlage und der Innenansicht eines Rettungswagen vertraut gemacht und löst im Ernstfall keine Angst mehr aus.(ci)+++

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