"Reform muss gestoppt werden"
Hessische Apothekerschaft nach Streik zu Gast in der CDU-Landtagsfraktion
Foto: privat
03.07.2024 / WIESBADEN -
Wenige Tage nach dem 48-Stunden-Streik der hessischen Apotheker Ende vergangener Woche hat Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), im Gespräch mit Hessens Ministerpräsident Boris Rhein, Gesundheitsministerin Diana Stolz und rund 50 Landtagsabgeordneten der hessischen CDU auf Einladung der Fraktionsvorsitzenden Ines Claus in der Landtagsfraktion der Christdemokraten erneut klar gemacht, warum die Apothekenreform aus dem Bundesgesundheitsministerium gestoppt werden muss.
Er ging dabei unter anderem auf die gravierenden Auswirkungen der Reform in Bezug auf die sichere und wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bürgerinnen und Bürger ein und skizzierte die schwierigen Rahmenbedingungen, die seit Jahren zu einem Rückgang der Apotheken in der Bundesrepublik führen. Eindringlich warnte Holger Seyfarth vor einer weiteren Verschlechterung der Gesundheitsversorgung vor Ort in den Städten und Gemeinden: "Der vom Bundesgesundheitsminister vorgelegte Referentenentwurf ist ein Generalangriff auf unseren gesamten Berufsstand, unsere pharmazeutische Kompetenz und die wohnortnahe Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort. Minister Karl Lauterbach rückt weder die Arzneimittelsicherheit noch die wohnortnahe Versorgung der Menschen in den Fokus, sondern opfert uns Apotheker als letzte Kontrollinstanz und als letzten Sicherheitsfaktor zwischen der ärztlichen Verschreibung und dem Patienten auf dem Einsparungsaltar." Begleitet wurde der HAV-Vorsitzende von seinem Stellvertreter Dr. Guido Kruse und dem zuständigen HAV-Referenten Alexander Schopbach.
Intensiver Gedankenaustausch
Nach zahlreichen interessierten Nachfragen und einem intensiven, rund einstündigen Gedankenaustausch in der CDU-Landtagsfraktion unterstrich Fraktionschefin Ines Claus die Wichtigkeit der Apotheken in der Gesundheitsversorgung: "Der Apotheker vor Ort ist das letzte Schutzschild für unsere Gesundheit!". Sie betonte weiterhin: "Wir stehen fest an der Seite der Apotheker und werden ihre wichtige Arbeit unterstützen. Fachkundige Apothekerinnen und Apotheker sichern eine qualitativ hochwertige Gesundheitsberatung sowohl in städtischen als auch ländlichen Gebieten. Inhabergeführte Apotheken sind von unschätzbarem Wert und bieten eine persönliche und fachkundige Beratung, die durch keine Filiale ohne apothekerliche Aufsicht ersetzt werden kann."Die geplante Reform des Bundesgesundheitsministeriums sehe vor, Apotheken ohne fachliche Aufsicht zuzulassen. Claus kritisierte die Pläne scharf und sprach sich entschieden dagegen aus: "Die inhabergeführte Apotheke darf nicht aufgelöst werden. Insbesondere im ländlichen Raum sind Apotheken nicht nur Gesundheitsdienstleister, sondern auch ein Stück Heimat und eine wichtige Anlaufstelle für die Menschen. Die CDU-Fraktion im Hessischen Landtag setzt sich dafür ein, die Apotheke als wichtigen Bestandteil der Gesundheitsversorgung zu sichern und zu fördern." Dieses Signal werde die CDU Hessen auch nach Berlin tragen. Abschließend betonte Ines Claus: "Apotheken sind Partner in der Gesundheitsversorgung und wir werden uns weiterhin dafür stark machen, dass sie diese wichtige Rolle auch in Zukunft erfüllen können".
Überarbeitungen des Gesetzesentwurfs
Der Hessische Apothekerverband (HAV) fordert die Bundesregierung in Anknüpfung an seine jüngsten Protesttage seit dem 1. Juli in einer Online-Resolution dazu auf, in der entscheidenden Kabinettsitzung - voraussichtlich am 17. Juli 2024 - die umstrittenen Pläne aus dem Gesundheitsministerium zurückzuweisen. Zudem soll sich das Bundeskabinett für Überarbeitungen des Gesetzesentwurfs aussprechen, die sowohl die Patientensicherheit als auch die Stärkung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die öffentlichen Apotheken gleichermaßen berücksichtigen. Binnen 48 Stunden haben bereits rund 14.000 Menschen unterschrieben. Die Resolution kann online unter www.openpetition.de/petition/online/gegen-das-geplante-apothekenreformgesetz-keine-apotheken-ohne-apotheker unterschrieben werden. Patientinnen und Patienten, die sich für die Stärkung ihrer Apotheke einsetzen möchten, finden zudem entsprechende Unterschriftenlisten in ihrer Stammapotheke. (pm) +++