12. Fulda Cup - im Städtischen Stadion
Wenn der Inklusionsgedanke gelebt und mit Leben gefüllt wird
Fotos: Rene Kunze
30.06.2024 / FULDA -
Vergangenen Samstag waren hier die Footballer der Fulda Saints zu Gast, sonst kämpfen alle 14 Tage die Regionalliga-Kicker der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz um Punkte. Doch an diesem Samstag, dem 29. Juni 2024, öffnet sich der Vorhang für eine spezielle Idee. Und es ist alles anders. Zum 12. Mal wetteifern junge Menschen mit und ohne Behinderung miteinander - hier, wo Fuldas Herz schlägt, im Städtischen Stadion in der Johannisau. Es ist das inklusive Fußballturnier von antonius und Fuldaer Schulen.
Das Augenmerk liegt wieder auf dem Fairplaypokal, der mit einem besonderen Preis – einem Teamevent – versehen ist. Es geht beim Turnier also nicht nur um Punkte, Tore und Platzierungen - sondern insbesondere um Fairness, Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Überpünktlich geht's hier los. Auch Andreas Lesch, Vertreter der Lehrkräfte, ist leidenschaftlicher Fußballer und Fan. Kein Wunder, dass er sich jedes Jahr auf den Fulda-Cup freut. Alle hier betonen den sozialen Gedanken. Wie auch Daniel Plappert und Sebastian Bönisch aus dem Leitungs- und Führungsteam des Vereins "Jeder ist anders" bei antonius.
Die Trainingsstationen, die die Lehrer der beteiligten Schulen betreuen, bieten viel Abwechslung: Mal geht es rein ums Toreschießen, mal um Koordination, Dribbeln oder Passfolgen. Diese Idee lebt: Es gibt in Fulda sonst nie die Gelegenheit, dass verschiedene Schulen miteinander kicken – das ist Fulda Cup. Gemeinsam kicken schweißt zusammen und baut Barrieren ab. Wertvolle soziale Begegnungen, die stärker gefördert werden wollen. Es schreit förmlich danach. Auch wenn es Zeit braucht und das Bewusstsein geweckt werden muss, um sich auf Neues einzulassen. Toleranz und Offenheit inbegriffen.
Dr. Wolfram Geiger - Mitbegründer. Mit-Initiator. Soziales Herz
Einer, der bei dieser Veranstaltung nicht fehlen darf, ist Dr. Wolfram Geiger, praktizierender Zahnarzt aus Burghaun. Er ist Mitbegründer dieser Initiative, Förderer - und noch vieles mehr. Soziales Herz vielleicht. Nein, bestimmt. Zunächst spricht er die Witterungsbedingungen an. Schwül ist es, aber noch erträglich. "Wir hatten schon Turniere, da hatten wir 35 Grad. Man hat ja auch eine Verantwortung und muss Vorsorge treffen. Genügend Wasser muss vorhanden sein, auch schattige Plätze muss man achten." Die Entstehungsgeschichte des Fulda Cup
Über allem steht die Initiative Get a kick, "eine Klammer für alles", wie Geiger sie nennt. Zur Entstehungsgeschichte des Fulda Cup, der sich stets wachsender Präsenz und Beliebtheit erfreut. Er sei aus den special olympics, dem Gegenstück der paralympics, entstanden. Anfangs hätten sich Erstgenannte nur um die Menschen mit Behinderung gekümmert - bis der Inklusionsgedanke gereift sei. Der unified-Gedanke - also Inklusionssport mit Menschen mit und ohne Behinderung - werde mittlerweile auf allen Sportplätzen umgesetzt. Um das auch im Fußball zu bewerkstelligen, habe man sich an den DFB - oder besser gesagt: die Seppp-Herberger-Stiftung gewandt. In diesem Zuge wurde ein Projekt gegründet: FußballFreunde.Weil die finanzielle Unterstützung aber haperte, dachte sich Geiger - und stieß die Idee an: "Dann machen wir halt hier ein Fuldaer Turnier." Das erste Turnier fand noch bei antonius vor dem Haupthaus statt. Seitdem nahm der Fulda Cup eine tolle Entwicklung. "Kontinuität ist da", freut sich Geiger.
"Alle Mannschaften, die hier spielen - das ist quasi nichts Anderes als heute Abend"
"Es muss natürlich Leute geben, die in dieser Richtung arbeiten", bemüht er nochmals den sozialen Aspekt, der mit Sport verbunden ist. Es sei wichtig, "dass der Gedanke mehr trägt und runtergebrochen wird". Also auch in die osthessische Region. Und er weitet seine Gedanken wirklichkeitsnah aus. "Alle Mannschaften, die hier spielen - das ist quasi nichts anderes als die, die heute Abend bei der EM spielen." Es ist sogar mehr, wird halt nur nicht finanziell so unterstützt. Das ist der Unterschied.Auch Sebastian Bönisch tritt auf den Plan. Er ist Geschäftsführer bei antonius. Und hat eine spezielle Botschaft parat. "Fulda ist nicht nur Sportstadt. Sondern auch Inklusionsstadt. Es ist unser Anliegen, das sichtbar zu machen. Dass es ein Miteinander zwischen Menschen mit und ohne gibt." Und einen besonderen Anreiz hat er auch noch: Die beiden Siegermannschaften des Tages kommen in den Genuss und gewinnen 30 Eintrittskarten zu einem Bundesligaspiel von Eintracht Frankfurt. Das hat die Anwaltskanzlei Gebhardt und Moritz ermöglicht.
Eva Zerbst sagt: "Es soll jeder 'ne Chance kriegen. Ob groß oder klein. Alt oder jung."
Demgegenüber sitzt so etwas wie eine, die "zum Inventar" des Fulda-Cup gehört: Eva Zerbst. Also jemand mit Handicap. Gerade noch hat sie, weil sie die Altersgrenze längst überschritten hat, noch zwei "Ehren-Minuten" bekommen im letzten Spiel. Früher wirkte sie mit im Team der Konrad-Adenauer-Schule, "sie wollten kein Risiko eingehen mit meinem Einsatz", erklärt sie. Auf die Idee angesprochen, ergänzt sie: "Das finde ich prima. Es soll jeder 'ne Chance kriegen. Ob groß oder klein, alt oder jung." Im "Ballack-Trikot mit der Nummer 13 sitzt sie auf der Tribüne. Sie ist nicht zu übersehen. "Ich hatte kein anderes Trikot. Und da habe ich das genommen."Sebastian Bönisch, antonius-Geschäftsführer, wendet sichbei der Siegerehrung an die Spieler: "Es ist schon heiß hier. Respekt, dass ihr die Spiele so durchgezogen habt." Auch Fuldas Bürgermeister Dag Wehner ergreift das Wort: "Ich bin gerne gekommen. Das ist ja die zweite Veranstaltung hier im Stadion. Fußball vereint die Menschen, bringt sie zusammen - das sehen wir ja auch bei der gerade laufenden EM. Danke an das netzwerk antonius und den Verein jeder ist anders." (wk)
30 Eintrittskarten für Eintracht-Heimspiel an die Sieger der Fairnesspreise
Die eigentliche Überraschung aber, die hatte Frank Moritz von der Anwaltskanzlei moritz und gebhardt parat: 30 Eintrittskarten für ein Bundesligaspiel der Frankfurter Eintracht. Die gewannen die Sieger der Fairnesspreise: im jüngeren Jahrgang die Rabanus-Maurus-Schule, im älteren die Konrad-Adenauer-Schule.
DIE PLATZIERUNGEN DER BEIDEN TURNIERE
Jüngerer Jahrgang: 1. Freiherr-vom-Stein-Schule II (gleichverbunden mit dem Gewinn von Tickets für ein Heimspiel der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz), 2. Rabanus-Maurus-Schule (Tickets für ein Heimspiel des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), 3. Freiherr-vom-Stein-Schule I, 4. Marianum, 5. Konrad-Adenauer-Schule, 6. Heinrich von Bibra-Schule
Älterer Jahrgang: 1. Geschwister-Scholl-Schule (Gewinn von Tickets der SG Barockstadt), 2. Freiherr-vom-Stein-Schule (Tickets TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), 3. Heinrich-von-Bibra-Schule, 4. Rabanus-Maurus-Schule, 5. Domschule I, 6. Domschule II
Teilnehmende Fuldaer Schulen:
Freiherr-vom-Stein-Schule
Konrad-Adenauer-Schule
Heinrich-von-Bibra-Schule
Marianum
Rabanus-Maurus-Schule (Domgymnasium)
Domschule
Pestalozzischule +++