"Willst Du Gummibärchen?"

Ermittlungen wegen verdächtigem Ansprechen von Kindern: Kripo gibt Tipps

Die Polizei gibt Tipps für Kinder und Eltern für den Fall, dass Unbekannte Kinder ansprechen.
Symbolbild: pixabay

28.06.2024 / REGION - Der Polizei im Main-Kinzig-Kreis liegen derzeit Mitteilungen über ein verdächtiges Ansprechen von Kindern vor. So wurde am Donnerstagmorgen in Mittelgründau ein Achtjähriger auf dem Weg zur Schule von einem Mann angesprochen, ob er Gummibärchen haben möchte. Der Junge reagierte jedoch richtig und ging weiter, ohne auf die Frage zu antworten. Der Vorfall ereignete sich in der Bachgasse in Höhe einer ehemaligen Bäckerei. Gegen Mittag wurde der Polizei auch von einem verdächtigen Mann im Steinauer Stadtteil Ulmbach berichtet. Ein ebenfalls Achtjähriger war hier auf dem Heimweg von der örtlichen Schule, als er im Bereich eines Schotterparkplatzes in Heinz-Desor-Straße aus einem "silberfarbenen Bus" durch einen Mann angesprochen wurde. Der Unbekannte mit grüner Schildkappe fragte ihn, ob er ihn nach Hause fahren könne. Auch hier zeigte der Junge das richtige Verhalten und entfernte sich.

Die Kriminalpolizei im Main-Kinzig-Kreis hat in beiden Fällen bereits die Ermittlungen aufgenommen und bittet zur Aufklärung dieser Sachverhalte um weitere sachdienliche Hinweise unter der Rufnummer 06181 100-123.

Die Ermittler erhielten im Zuge dessen Kenntnis darüber, dass diese Meldungen auch bereits über Messenger-Dienste weiterverbreitet wurden. Dabei wurden auch Bilder einer Person sowie einem Fahrzeug geteilt und eine Verbindung zu Vorfällen hergestellt, die jüngst im benachbarten Wetteraukreis gemeldet wurden.

Dort soll ein Mann in den vergangenen Tagen im Bereich Büdingen, Ranstadt und Florstadt junge Menschen beobachtet und zum Teil fotografiert haben. Die dortige Polizei hat davon Kenntnis und im Zuge der Ermittlungen auch bereits eine Person identifiziert. Ob die beiden gestrigen Vorkommnisse in Mittelgründau und Ulmbach in Zusammenhang mit den vorherigen Meldungen aus dem Wetteraukreis stehen, ist derzeit noch völlig unklar. Das wird durch die hiesige Polizei nun geprüft.

Standardmäßig beleuchten die Beamten dabei auch andere Fälle aus der Vergangenheit, die ihnen derzeit auf dem Tisch liegen, um etwaige Parallelen festzustellen.

Die Polizei empfiehlt, die Weitergabe von Informationen, vor allem im Netz, sorgfältig zu prüfen.

Soziale Netzwerke und Messenger-Dienste spielen eine immer größere Rolle in der alltäglichen Kommunikation. Diese Plattformen generieren innerhalb kürzester Zeit eine große Reichweite. Ein gut gemeinter Post als Warnung ist schnell geteilt, dann aber nicht mehr einzufangen. Das Teilen unbestätigter Informationen kann zu Missverständnissen, Fehlinformationen und auch Spekulationen führen.

Polizei-Pressesprecher Thomas Leipold appelliert daher: "Wir raten stets dazu, sich nicht an solchen Spekulationen zu beteiligen und keine Fotos von fremden Personen, Fahrzeugen oder Kennzeichen zu verbreiten. Das kann zu einer ungewollten und unnötigen Panikmache führen und darüber hinaus auch erhebliche Folgen für diejenige Person nach sich ziehen, insbesondere wenn die polizeilichen Ermittlungen ergeben, dass die Person oder das Fahrzeug mit einem bestimmten Fall gar nichts zu tun hat", so Leipold, der zur Vorgehensweise der Polizei weiter ausführt: "Meldungen über verdächtiges Ansprechen von Kindern gehen wir in jedem Fall umgehend und sehr akribisch nach, auch weil uns der Schutz der Jüngsten in unserer Gesellschaft sehr am Herzen liegt. Aus der Erfahrung heraus wissen wir aber auch, dass es nicht wenige Fälle gibt, in denen sich ein Verdacht anhand der Ermittlungen letztlich nicht bestätigte, etwa weil Kinder eine Situation fehlinterpretiert oder gar frei erfunden haben. Auch das gehört zur Wahrheit dazu."

An die Eltern:

"Es ist völlig verständlich, dass Sie sich Gedanken um Ihre Kinder machen und aufgrund der Meldungen vielleicht auch verunsichert sind. Die Polizei bittet Sie jedoch im Interesse der Kinder, Ruhe zu bewahren und vor allem, Ihre Kinder und andere nicht zu verängstigen.

Diese Verhaltenstipps können Sie Ihren Kindern geben, ohne sie einzuschüchtern:


Lass dich nicht durch ein Versprechen (z. B. Tierbabys, Süßigkeiten, Geschenke, PC-Spiele) in ein Auto oder an einen anderen Ort locken. Sage laut und deutlich, was Du nicht willst! Du darfst auch fremden Leuten gegenüber "Nein" sagen. Vertraue deinem Gefühl, wenn dir etwas bedrohlich vorkommt. Wirst du von einer Person bedrängt, laufe sofort weg und schreie laut. Weglaufen ist dabei nicht feige. Gehe mit Freunden oder Klassenkameraden zusammen. Gemeinsam seid Ihr stark und die Wege sind sicherer! Benutze möglichst immer die gleichen Wege. So kennst Du Dich gut aus und weißt, wo Du im Notfall Hilfe finden kannst! Sprich andere Erwachsene an und fordere Hilfe ein, z. B. die Polizei über den Notruf 110. Alarmiere selbst die Polizei über den Notruf 110, wenn dies in der Situation gefahrlos möglich ist (das geht auch ohne Guthaben auf der Handykarte oder der Smartwatch). Wenn Dir auf dem Schulweg etwas verdächtig vorgekommen ist, solltest Du es sofort Deinen Lehrern und Deinen Eltern erzählen! Halte Dich an Absprachen mit Deinen Eltern und sei möglichst pünktlich, damit Deine Eltern wissen, dass sie sich auf Dich verlassen können und sich keine unnötigen Sorgen machen.

Was sie als Eltern selbst tun können:

Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind über das Thema. Sofern Sie Fahrgemeinschaften haben: Vereinbaren Sie mit anderen Eltern genau, wer Ihr Kind aus Schule oder Kindergarten abholen darf. Ihr Kind sollte wissen, dass es nur mit diesem Personenkreis mitgehen oder mitfahren darf - ohne Ausnahme. Ein vereinbartes Code-Wort kann zusätzliche Sicherheit schaffen. Es beruhigt Sie möglicherweise, Ihre Kinder in der nächsten Zeit auf ihren Wegen zu begleiten. Im Sinne der Selbstständigkeit der Kinder sollte dies jedoch nur eine vorübergehende Maßnahme sein.(pm)+++

Die Polizei geht jedem der Hinweise nach
Symboldbild: O|N/ Henrik Schmitt

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