"Wir können uns glücklich schätzen"

Hausärztliche Versorgung laut Bürgermeister Andre Wenzel (BL) stabil

Schenklengsfelds Bürgermeister Andre Wenzel (BL).
Fotos: O|N-Archiv / Christopher Göbel

22.06.2024 / SCHENKLENGSFELD - Ende März dieses Jahres schloss Monika Haugk ihre allgemeinmedizinische Praxis in der Gemeinde Schenklengsfeld (OSTHESSEN|NEWS berichtete). Ihre erwachsenen Patientinnen und Patienten wechselten größtenteils in die Praxis von Dr. Frank Klein - in der allerdings Kinder und Jugendliche üblicherweise nicht behandelt werden. O|N sprach mit Bürgermeister Andre Wenzel (Bürgerliste) über die aktuelle ärztliche Versorgung und Möglichkeiten für die Zukunft.



"Aktuell verfügt die Gemeinde Schenklengsfeld über vier praktizierende Hausärzte", sagt Wenzel. Das Problem der ärztlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen sei weitreichender: "Nach einer offiziellen Anfrage bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) verfügt der Landkreis Hersfeld-Rotenburg über 0,5 Kinderärzte zu viel. Aber jeder, der in der Vergangenheit versucht hat, einen Kinderarzt zu bekommen, wird die Erfahrungen bestätigen, dass viele Praxen einen Aufnahmestopp haben", so der Bürgermeister. 

Fakt sei, dass aufgrund der aktuellen Aus- und Weiterbildungssituation immer weniger Ärzte im hausärztlichen Bereich eine Betreuung von Kindern und Jugendlichen anbieten könnten. "Das ist ein Problem, welches nicht nur die Betreuung von Kindern und Jugendlichen betrifft, sondern als Blaupause für jegliche Spezialisten zu sehen ist", sagt Wenzel.

"Ein Arztsitz kann nicht gekauft werden"

Auf die Frage, ob eine Gemeinde Einflussmöglichkeiten auf eine neue Arztpraxis habe, sagt der Bürgermeister: "Ein Arztsitz kann nicht von der KV 'gekauft' oder 'erworben' werden. Der freie Sitz kann ausschließlich von einem ausgebildeten Arzt auf Antrag übernommen werden. Alternativ kann eine Kommune einen Arztsitz bei einem praktizierenden Arzt abkaufen. Erfolgt dann jedoch keine ärztliche Nachbesetzung, fällt der Kassenarztsitz an die KV zurück." Haushaltsmittel dafür seien durch die aktuelle Situation nicht vorgesehen.

"Grundsätzlich muss die 'große' Politik die Arbeit von Medizinerinnen und Medizinern in den ländlicheren Kommunen interessanter gestalten", so Wenzel. In der Vergangenheit habe es bereits erste Fördermaßnahmen für ein Landarztprogramm gegeben, das auch 2024 fortgesetzt worden sei. "Aus meiner Sicht ist die Akquise mithilfe eines Bestandsarztes alternativlos. Ich werde aber gerne dazu beitragen, möglichen Interessenten von den Vorzügen der Gemeinde Schenklengsfeld zu überzeugen", bekräftigt er.

Kommunales MVZ als Alternativ-Idee

Eine weitere Möglichkeit wäre ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) unter kommunaler Ägide. "Um die medizinische Versorgung für unsere Gemeinde langfristig aufrechtzuerhalten, gibt es zwei zukunftsfähige Möglichkeiten, die bis spätestens zum Ausscheiden von Dr. Frank Klein geklärt werden müssen", konstatiert der Bürgermeister. Die eine sei die private Fortführung der Praxis Klein durch einen selbstständigen Hausarzt, die andere die Gründung eines kommunalen MVZ.

"Hierzu gibt es zeitnah einen ersten Erfahrungsaustausch mit einer benachbarten Kommune", so Wenzel. Er fügt hinzu: "In unserer Situation können wir es uns nicht erlauben, nur in eine Richtung zu schauen. Daher ist das Thema kommunales MVZ ein denkbarer Weg. Allen Beteiligten muss jedoch klar sein, dass dies nicht ohne eine finanzielle Mehrbelastung des Haushaltes und nicht ohne ein gewisses unternehmerisches Risiko verbunden ist."

Insgesamt sieht Bürgermeister Andre Wenzel die Situation in seiner Gemeinde grundsätzlich positiv: "Wir können uns in Schenklengsfeld aktuell sehr glücklich schätzen mit der grundsätzlichen medizinischen Versorgung. Allerdings gilt es diesen Status, mit vier hausärztlich praktizierenden Ärzten, zu halten und im Idealfall durch einen weiteren Arzt zu ergänzen. Denn eines ist klar, die berufliche Laufbahn von Herrn Dr. Klein ist endlich. Sprichwörtlich beginnt die Zukunft also bereits jetzt", sagt der Bürgermeister. (cdg) +++

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