Ein Blick zurück
Feuerwehr Pilgerzell feiert 100-jähriges Bestehen
Foto: Mediennetzwerk Hessen
22.06.2024 / KÜNZELL -
Als sich in Pilgerzell offiziell eine Feuerwehr gründete, da gab es für die Brandlöschung noch die klassische Eimerkette und eine von Pferden gezogene Handdruckspritze. Lange ist’s her: Am kommenden Wochenende feiern die Kameraden und Kameradinnen in dem Künzeller Stadtteil ihr 100-jähriges Bestehen.
Freilich gab es in Pilgerzell schon viel früher Brandschützer: Bereits seit 1888 löschte eine Pflichtfeuerwehr Brände, ausgestattet war sie – so steht es in den Annalen – mit einer Handdruckspritze, circa 15 Ledereimern, einem Schlauchwagen, einer Ausziehleiter und zwei Einreißhaken zum Aufbrechen von Fenstern oder Türen. Doch erst 1924 gründete sich die Freiwillige Feuerwehr Pilgerzell offiziell, berichtet Wehrführer Tobias Bug. Damals hatte es offenbar Unstimmigkeiten und Meinungsverschiedenheiten in der Pflichtfeuerwehr gegeben.
Die Zeit zwischen den Weltkriegen war turbulent, und als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Männer zum Wehrdienst eingezogen wurden, übernahmen erst einmal die Frauen: Eine Damenfeuerwehr mit zwölf Brandschützerinnen wurde kurzerhand gegründet. Später, nachdem die amerikanischen Truppen einmarschierten, kam das gesamte Vereinsleben infolge der strikten Bestimmungen der Amerikaner zum Erliegen. 1946 fanden sich bei der Neugründung schließlich 30 Mitglieder zusammen.
Ein Meilenstein in der Geschichte der Pilgerzeller Wehr war 1963 der Einzug ins Bürgermeisteramt mit dem Gerätehaus in der Josefstraße. 1987 zogen die Kameraden in ein neues Feuerwehrhaus im Grottenweg, und vor einigen Jahren wurde schließlich eine neue Halle in der Bonifatiusstraße für zwei Fahrzeuge mitsamt Umkleidekabinen und Schulungsräumen für insgesamt 1,7 Millionen Euro gebaut, die 2021 eingeweiht wurde. Eine Besonderheit dort ist die im Treppenhaus integrierte alte Handdruckspritze.
Pfeifenclub gegründet
Musikalisch waren die Pilgerzeller Einsatzkräfte seit jeher. Schon 1902 wurde ein Pfeifenclub geschaffen: Drei Trommler und vier Pfeifer bliesen damals zum Marsch. Mehr als 60 Jahre später, im Jahr 1967, etablierte sich ein Damenfanfarenzug. Der mittlerweile entstandene Spielmanns- und Fanfarenzug war höchst erfolgreich, 1976 gewann er den renommierten Deutschlandpokal. Etwa seit Mitte der 90er Jahre formierte sich die Gruppe zur klassischen Blaskapelle um.Aktuell gehören dem Verein mit dem ersten Vorsitzenden Andreas Herber an der Spitze rund 180 Mitglieder an, berichtet Wehrführer Bug. Davon sind 28 in der Einsatzabteilung aktiv, 18 in der Jugendfeuerwehr, 14 in der Kinderfeuerwehr und 16 in der Musikabteilung.
Seit Anbeginn ist die Feuerwehr aus dem Pilgerzeller Vereinsleben nicht wegzudenken: Sie ist nicht nur für die Sicherheit zuständig, sondern auch für die Geselligkeit – egal ob beim Hutzelfeuer oder dem Spritzenhausfest. Bis vor einigen Jahren gab es auch eine Theatergruppe; diese pausiert momentan allerdings, berichtet Tobias Bug. Gefeiert indes wird in den kommenden Tagen wieder: Vier Tage lang steht Pilgerzell im Zeichen des Jubiläums.
Während des offiziellen Festkommers am morgigen Freitag – mit Fassbieranstich durch Bürgermeister Timo Zentgraf – erhält die Feuerwehr die Ehrenplakette des Landes Hessen zum 100. Geburtstag. Zudem werden zahlreiche Kameradinnen und Kameraden für ihre Leistungen geehrt. (Sabrina Mehler) +++
Programm
Samstag, 22. Juni
12 Uhr: Wettkämpfe und Siegerehrungen (Jugendfeuerwehr und Einsatzabteilung)
20 Uhr: Party mit DJ Mäh
Sonntag, 23. Juni
10 Uhr: Gottesdienst im Festzelt
11.30 Uhr: Frühschoppen mit Blasmusik
12 Uhr: interaktive Blaulichtmeile
14 Uhr: Begrüßung, Kaffee und Kuchen mit Blasmusik und Aktivitäten für Kinder
Montag, 24. Juni
17.30 Uhr: Feierabendschoppen mit den fidelen Biebertalern