Osthessens größte Sporttalente

Max Lindemann: Die Chance nutzen beim Regionalligisten Barockstadt

Sein Ziel ist die Erste der SG Barockstadt: Max Lindemann
Fotos: Finn Rasner

17.06.2024 / FULDA - Was er am 17. Juni macht? Da ist Trainingsauftakt bei den Fußballern der SG Barockstadt. Max Lindemann, der soeben die U19 des Fuldaer Hessenliga-Teams hinter sich gelassen und in der U23-Verbandsliga-Mannschaft Erfahrungen gesammelt hat, weiß es noch nicht. Schon zur Winter-Vorbereitung hat er beim Regionalligisten mittrainiert - jetzt wird es wohl nichts. Im Laufe der Vorbereitung stößt er aber dazu. Lindemann, Sohn eines in Osthessen bekannten Sportler-Ehepaares, gilt als talentierte und vielversprechende Nachwuchskraft, der den Sprung ins Regionalliga-Team der SGB schaffen will. Und es auch kann. 


Max Lindemann wirkt nicht nur fokussiert und selbstbewusst - er ist es auch. "Natürlich will ich in die Erste. Deswegen bin ich ja auch in Fulda. Um mich weiterzuentwickeln." Und als wollte er seine Ambitionen unterstreichen, schiebt er nach: "Ich sehe ganz gute Chancen. In der Winter-Vorbereitung durfte ich ja schon reinschnuppern und mittrainieren." 

Die komplette Rückrunde über absolvierte er schon in der U23 in der Verbandsliga, auch in der Vorrunde bestritt er dort drei oder vier Spiele; sein bisher einziges Tor glückte ihm im Heimspiel gegen Eiterfeld/Leimbach. "Ich hab' schon mehr oder weniger Fuß gefasst bei der U23, in der er auf verschiedenen Position eingesetzt wurde von Sebastian Sonnenberger, sogar Verteidiger spielte er mal. "Doch mein großes Ziel ist die erste Mannschaft: Ich glaube, ich kann's packen."

Ein Haufen Vorzüge - Start in Hohe Luft, dann ab nach Fulda

Lindemann junior hat einige Vorzüge: Der 18-Jährige gilt als schnell, verfügt über großes Spielverständnis, ja Spielintelligenz, er besitzt einen Torriecher - und sein Ehrgeiz ist kaum zu toppen. Beim FSV Hohe Luft begann er als Vierjähriger, kickte dort bis einschließlich der D-Jugend. Ehe er zu Viktoria Fulda wechselte. Erster Trainer: der Haunetaler Tobias Schott. Es folgten Senouci Allam und Stefan Huck. Bis er bei Sascha Fiedler landete. Eigentlich noch in der U16, spielte Max auf Anhieb in der U17 mit.

Wie ein roter Faden zog es sich durch seine junge Karriere, wenn er erklärt: "Ich war immer bei den Älteren dabei. Von kleinauf. Es hat zwar eine Eingewöhnungszeit gebraucht, aber vor allem körperlich hat mir das viel geholfen. Das Spiel ist da immer ein bisschen schneller. Und meine Gegenspieler waren meistens einen Kopf größer." Erfolge stellten sich ein. Erfahrungen begleiteten ihn.

Bei Eintracht Frankfurt ein Training zur Probe - noch zu jung fürs Internat

Als 14-Jähriger trainierte er beim Nachwuchs des Bundesligisten Eintracht Frankfurt zur Probe. "Es war gut. Ich hab' mich erstmal richtig gefreut, und man merkt, wie weit die anderen Jungs sind. Ich war einmal da. Sollte auch ein zweites Mal kommen, war da aber krank." Der Wechsel zerschlug sich dann. Max war noch zu jung und fühlte sich noch nicht so reif für einen Wechsel aufs Internat. Ein großer Schritt sei dies schon: Schule - Auto - Training. Und wieder zurück. Später hatte Max noch Anfragen aus Erfurt und Jena.

Höhepunkte gab's in seiner jungen Laufbahn dennoch einige. Den Hessenpokal der von Fiedler trainierten B-Junioren etwa. Erst glänzte Lindemann mit einem Tor beim 2:1 im Viertelfinale gegen Eintracht Frankfurt - bis er noch eine Schippe drauflegte: Das Halbfinale endete mit einem 3:2 gegen Kickers Offenbach. "Wir haben früh 0:2 zurückgelegen, das Spiel aber noch gedreht" erinnert sich Max, als sei es gestern gewesen. Wer hat das Siegtor geschossen? Blöde Frage: Max. "In der letzten Minute war das. Das geilste Tor, das ich je gemacht habe." Erst im Endspiel war Endstation für das junge Fuldaer Team. Das entschied Darmstadt 98 mit 3:1 für sich. Max zählt auch seine Einsätze in der Hesenauswahl den Höhepunkten zu. Bei den Süddeutschen Meisterschaften in der Nähe von Stuttgart war er dabei - ein besonderes Erlebnis. 

"Das war echt geil in der Johannisau" - Ehrgeiz verschafft sich Platz

Fangen wir Max noch bei seiner bevorzugten Spiel-Position ein. "Ich sehe mich im Offensivbereich", bemerkt er, "am liebsten auf der Zehn. In der Mitte, weil ich da im Spiel bin. Da kann ich mehr Pässe spielen". Man spürt, dass sein Innenleben und Fokus immer wieder auf der SGB-Ersten liegt. "Ich war schon öfter im Stadion. Und habe mir gedacht, da will ich mal spielen." Als die SGB zum Beispiel im Sommer vergangenen Jahres gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt spielte, da war er zu Gast in der Johannisau. "Das war echt geil. Wegen der Atmosphäre und allem." Ehrgeiz verschafft sich Platz, wenn er hinzufügt: "Es war schon immer mein Ziel, so hoch wie möglich zu spielen."

Die Vermutung liegt nahe, dass Max das Sport-Gen von seinen Eltern in die Wiege gelegt bekam. Von Mutter Tanja etwa, die zum Gespräch zu OSTHESSEN|NEWS mitgekommen ist. Äußerst erfolgreich spielte sie Handball - und wie. Die Tochter von Margarete und Erich Kepert war mit der SG Hessen Hersfeld insgesamt 13 Jahre in Erster und Zweiter Liga vertreten - und schaffte mit dem Verein den Durchmarsch von der Landes- in die Bundesliga. Ein traumhafter Aufstieg einst. 1989 glückte der SG Hessen, die es heute nicht mehr gibt im Handball, der Aufstieg in die Bundesliga.

Tanja Lindemann: "Es war klar, dass Max nicht Briefmarken klebt"

Handball und Fußball als Vorgaben, "da ist es klar, dass Max nicht Briefmarken klebt", sagt Tanja gerade heraus und wählt einen schmackhaften Vergleich. "Erarbeitet hat er sich das selber. Er wollte es immer selber. Das ist sein eigener Lohn." Und sie stellt weiter klar: "Wir haben ihn nicht gezwungen, sondern mussten ihn eher noch zurückhalten und sagen: Mach' mal Pause jetzt. Das reicht." Und die 12-jährige Paula, Max' Schwester, die ebenfalls beim Gespräch anwesend ist, sieht die Dinge so: "Ich finde es gut. Ich bin stolz, was er alles so macht. Er geht einfach raus und probiert Schüsse." Paula spielt - natürlich - Handball. Beim TVH. Trainerin: ihre Mutter. An der Seite von Ute Berz.

Wie viele Kilometer sie zurückgelegt haben bei all ihren Fahrten zu Max' Fußballspielen? Nein, das kann und mag sie nicht einschätzen. "Man kann sie nicht zählen. Es sind viele rumgekommen dabei." Aber Max kann ja jetzt selbst fahren. Seit Februar ist er im Besitz des Führerscheins. Und am 1. August beginnt er bei Bickhardt Bau in Kirchheim eine Ausbildung zum Industriekaufmann, ein Jahrespraktikum hat er dort schon absolviert. 

Doch zu allem gehört auch ein Vater. Osthessen|News erwischt Mike Lindemann gerade am Pool in Paguera auf Mallorca. Fünf Jahre kickte er beim Thüringer Traditionsverein Kali Werra Tiefenort, einst DDR-Ligist, also der Zweiten Liga der DDR zugehörig - ein Club, der seine Werte der Vergangenheit im Herzen trägt und sich gerade vom "FSV" in "BSG Kali Werra Tiefenort" zurück- und umbenannt hat. Mike spielte zudem sage und schreibe 16 Jahre beim TSV Ausbach, den er in den 1990ern und nach der Wende unter anderem mit Klein, Ehrhardt, Burkhardt oder Gimpel und Trainer Axel Becker zum Aufschwung geführt und an das Tor zur Landesliga geklopft hat. Zwei Jahre beim SV Asbach kamen hinzu. Wie auch Trainerstationen in Weiterode, Hohe Luft, Hohenroda und beim JFV Bad Hersfeld, bis vor Kurzem war er noch für den Kreisoberligisten Ausbach/Friedewald tätig.

Wenn jemand fachgerecht urteilen kann, dann also ist er es. "Die SG Barockstadt ist eine Chance. Und die soll er nutzen", hat er seinem Sohn ans Herz gelegt. "Max ist diszipliniert. Klar im Kopf. Und ehrgeizig." Ein Defizit, das seinem Sohn hier und da nachgesagt wird, relativiert er: "Er hat sich körperlich durchaus entwickelt. Ich hatte, als ich so alt war wie er jetzt, nur 70 Kilo." Seine knappe Botschaft deshalb: "Konzentriere dich auf dich. Ich traue es ihm zu. Absolut."

Mike Lindemann: Ich traue es Max zu. Doch die Tor-Geilheit fehlt mir noch

Auch er sieht seinen Sohn im offensiven Mittelfeld. Ein Fußball-Auge hat Mike ja. Er, der so beschleunigen konnte wie kein anderer und Tor für Tor erzielte. Und dieser Punkt ist noch ein wunder bei seinem Sohn. "Mir fehlt noch ein bisschen die Tor-Geilheit", urteilt er, "heiß darauf sein, den Ball ins Tor zu befördern. Da hat er noch Potenzial". 

Und die abschließenden Worte, die gehören Sedat Gören, dem Cheftrainer der SG Barockstadt. "Ein guter Junge", sagt er, "technisch stark, weit für sein Alter. Er zeigt, dass er Lust auf mehr hat". Doch im gleichen Atemzug betont er, was er verbessern muss. "Max muss physisch nachlegen und im athletischen Bereich arbeiten." Um zu einer Gesamt-Einschätzung zu kommen: "Wir haben ihn auf dem Schirm." Er stellt ihm auch in Aussicht, dass er mit ins Trainingslager an den Störmthaler See bei Leipzig reist. (wk)

O|N würde sich freuen, wenn ein junger Spieler des eigenen Nachwuchs dazukommt. Das wäre schon schön, wenn es nach Milian Habermehl einer schaffen würde. Oder den Identifikations-Figuren Patrick Schaaf, Leon Pomnitz, Moritz Reinhard oder Marius Grösch. +++

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