Thema "verkannte Herzschwäche"

Nachwuchs-Kardiologe erhält bedeutendes Forschungsstipendium in den USA

Dr. med. Carlos Plappert, Assistenzarzt in der Abteilung für Kardiologie am Deutschen Herzzentrum der Berliner Charité forscht zum Thema Herzinsuffizienz
Fotos: Melanie Maul

23.06.2024 / FULDA/USA - Dr. med. Carlos Plappert, Assistenzarzt in der Abteilung für Kardiologie am Deutschen Herzzentrum der Berliner Charité und Wissenschaftler im Bereich Herzinsuffizienz, erhält nach seiner Promotion in der Abteilung für Nephrologie am Klinikum Fulda und Forschungsaufenthalten am Northwestern Memorial Hospital in Chicago und der Harvard Medical School in Boston ein renommiertes Forschungsstipendium in den USA.



Der Fuldaer Carlos Plappert ist leidenschaftlicher Arzt und Wissenschaftler in der Abteilung für Kardiologie am Deutschen Herzzentrum der Charité. Die Begeisterung für die Medizin hat er bereits als kleiner Junge von seinem Vater Bernd Plappert mit auf den Weg bekommen, der ebenfalls langjährig als Kardiologe am Klinikum Fulda tätig war. "Die Leidenschaft, mit der mein Vater als Arzt arbeitete, hat mich schon immer fasziniert und mich darin bestärkt auch in diese Richtung gehen zu wollen".

Carlos Plappert studierte von 2014 bis 2020 Medizin auf Englisch am Schwarzen Meer – an der Medizinischen Universität Varna in Bulgarien. "Das kann ich jedem empfehlen, der auch gerne Medizin studieren möchte. Die Möglichkeit zum internationalen Austausch mit jungen Leuten, ein neues Land und eine neue Kultur kennenzulernen, haben mich persönlich enorm vorangebracht. Varna war die Grundlage für sehr intensive Freundschaften, weil wir als internationale Studenten alle im gleichen Boot saßen. Die Stadt war sehr vielseitig und hat sich während meiner Zeit toll entwickelt. Nicht umsonst war Varna Jugendhauptstadt Europas im Jahr 2017".

Carlos Plappert ist sehr heimatverbunden durch die engen Freundschaften aus der gemeinsamen Schulzeit am Marianum Fulda und dem regelmäßigen Austausch mit Kollegen aus dem Klinikum Fulda.

Während des Studiums begann er seine Doktorarbeit in der Abteilung für Nephrologie (Nierenheilkunde) unter der Leitung von Prof. Dr. med. Marion Haubitz am Klinikum Fulda. "In einer klinischen Studie mit 231 Studienteilnehmern führte ich ca. 1.000 Blutentnahmen durch und verglich die Blutwerte von Dialysepatienten, Patienten aus der Ambulanz mit einer vorbekannten Nierenschwäche und gesunden Teilnehmern. Die spannenden Ergebnisse, die wir im Frühjahr in einer internationalen nephrologischen Fachzeitschrift veröffentlichten, und das hervorragende Arbeitsklima in meiner Arbeitsgruppe und insbesondere mit meinen Betreuern Dr. med. Hans-Joachim Müller (Dialysepraxis Heringen) und Priv.-Doz. Dr. med. Peter Benöhr (Klinikum Fulda) haben mich sehr geprägt und motiviert in der Forschung weiter zu machen", sagt Plappert.

Carlos Plappert bewarb sich 2020 bei Prof. Dr. med. Burkert Pieske, einem international renommierten Kardiologen und Herzforscher, an der Berliner Charité. Ein Forschungsschwerpunkt der dortigen Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie unter Leitung von Prof. Pieske war die Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche), und Carlos Plappert engagierte sich von Anfang an neben seiner klinischen Ausbildung wissenschaftlich in diesem Bereich.

Millionen Menschen von Herzmuskelschwäche betroffen

Körperlicher Leistungsschwäche, Atemnot, Wassereinlagerungen in den Beinen – dies sind typische Beschwerden einer Herzinsuffizienz. Eine so häufige und bedrohliche Erkrankung, sagt Plappert, für die unbedingt neue und bessere Behandlungsmöglichkeiten erforderlich sind. Als Ursache kommen meistens nicht gut eingestellte Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes, die Koronare Herzkrankheit mit Herzinfarkt, Herzklappenfehler, aber auch Herzmuskelentzündungen oder genetische Ursachen in Frage. Betroffen sind Millionen von Menschen in Deutschland und viele müssen im Verlauf stationär behandelt werden. Häufig wird eine Herzinsuffizienz nicht rechtzeitig erkannt und die Betroffenen sterben frühzeitig.

Der Forschungsschwerpunkt von Carlos Plappert liegt in einer vielfach verkannten Form der Herzschwäche, der sogenannten Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF), die inzwischen mehr als die Hälfte aller Patienten mit Herzinsuffizienz betrifft. Das unzureichende Verständnis der Mechanismen in Bezug auf die Entstehung und den Verlauf von HFpEF sowie ungenügende Behandlungsmöglichkeiten dieser Form seien besorgniserregend, so Plappert.

Genau hier setzt der zweijährige Forschungsaufenthalt von Carlos Plappert in dem renommierten Labor von Professor Sanjiv Shah am Northwestern Memorial Hospital in Chicago ab Juli an: "Ich glaube, dass bei dieser Form der Herzschwäche die Ursache von Risikofaktoren ausgeht, die auch andere Organe, speziell die Nieren schädigen. Es handelt sich hier also nicht nur um eine Herzmuskelschwäche, sondern vielmehr um eine Schwäche mehrere Organe im Körper, die eine neuartige Vorgehensweise erfordert. Mein bisheriger Mentor, Prof. Pieske, hat auf diesem Gebiet internationale Pionierarbeit geleistet und mich motiviert, den Staffelstab aufzunehmen, um an dieser Form der Herzinsuffizienz weiter zu forschen. Das ist eine große persönliche Auszeichnung und daran werde ich jetzt in den USA arbeiten."

Der junge Mediziner erhielt im April ein bedeutendes Forschungsstipendium eines US-weiten Forschungsprogramms namens "HeartShare", das der weiteren Untersuchung von HFpEF dient. Das "HeartShare Research Skills Program" ist ein Förderprogramm, das herausragende internationale Nachwuchswissenschaftler im Bereich der klinischen Forschung und Bioinformatik unterstützt. "Ich möchte nun anhand von Algorithmen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens bestimmte Subgruppen von Patienten (Phänotypen) identifizieren, bei denen die Interaktion von Herz und Nieren bei HFpEF von besonderer Bedeutung ist und die dadurch möglicherweise von gezielteren Behandlungsmöglichkeiten profitieren".

Nach seiner Rückkehr möchte Carlos Plappert den Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie abschließen. Darüber hinaus hat er bereits ein Angebot vom Universitätsklinikum Rostock, wo sein Mentor Prof. Dr. med. Pieske inzwischen tätig ist, um nach seiner Rückkehr in der Abteilung für Kardiologie einen interdisziplinären Forschungsbereich und ein Versorgungsnetzwerk für Herzinsuffizienz in Mecklenburg-Vorpommern aufzubauen und zu entwickeln. "Ich freue mich über dieses großartige Angebot und es reizt mich durchaus". (pm) +++

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