Konzert Collegium Musicum
Ein Händchen für die Wiener Klassik mit Werken von Mozart und Schubert
Fotos: Jutta Hamberger / Christoph Wehner
10.06.2024 / FULDA -
Das Collegium Musicum Fulda e.V. besteht aus Amateuren, die Lust darauf haben, miteinander zu musizieren. Dabei geht es nicht um musikalisch belanglose Nettigkeiten, gespielt werden äußerst anspruchsvolle Stücke, die viel Probenarbeit verlangen. So auch an diesem Abend, bei dem zwei Meisterwerke im Fokus standen – und sie wurden großartig gespielt.
Mozart hat das Orchester fast kammermusikalisch besetzt, es umspielt den Klarinetten-Part, ohne in den Vordergrund zu treten. Kein Satz hat eine Solo-Kadenz – und doch ist immer klar, welches Instrument das Sagen hat. Der erste Satz beginnt mit einem ausgedehnten Orchester-Vorspiel und bereitet so den Auftritt des Soloinstruments vor. Im zweiten Satz mit seiner hinreißenden Kantilene setzt die Klarinette den Ton, und das Orchester greift das Thema auf. Im dritten Satz mit seinen schnellen Läufen im 6/8-Takt kann der Solist seine Kunstfertigkeit vorführen – nach der Innigkeit des zweiten Satzes endet das Konzert fröhlich und heiter.
Könner am Werk
Damit es mit der Selbstverständlichkeit erklingt wie an diesem Abend, müssen Könner am Werk sein. Robert Dreksler, gebürtig aus Weimar und beruflich heute in Würzburg zuhause, spielte es fantastisch. Das Collegium Musicum mit seinem Dirigenten Jens-Uwe Schuck war ihm ein ebenbürtiger Partner – es war ein Genuss, ihnen zuzuhören. Und allen spürte man die Freude an, miteinander zu musizieren. Robert Dreksler machte dem Orchester in der Pause eine Liebeserklärung: "Das ist ein total netter Haufen!" Meisterwerk eines Teenagers
Als Schubert seine 5. Sinfonie in B-Dur schrieb, war er gerade einmal 19 Jahre alt. Faktisch also ein Jugendwerk, allerdings schwingt bei diesem Begriff immer mit, dass etwas noch nicht so ganz ausgereift ist. Genau das trifft aber auf diese ungemein beliebte Sinfonie nicht zu. Hier kann man einem musikalischen Genie bei seiner Entwicklung zuhören.Schubert setzt sich in dieser Sinfonie mit der Wiener Klassik auseinander, ganz besonders mit dem von ihm bewunderten Mozart. Und gleichzeitig sucht er seine unverwechselbar eigene musikalische Sprache. Man kann sie in diesem Werk bereits deutlich hören. Die Sinfonie hat eine Leichtigkeit und Unbeschwertheit, wie man sie in Schuberts späterem sinfonischen Werk kaum noch findet. Die Musikjournalistin Renate Ulm spricht von der "melancholischer Freude", die diese Sinfonie verströme – ein sehr passendes Diktum. Das Collegium Musicum brachte genau das klangschön und präzise zur Geltung.
Kraus und Bruckner
Nach der Pause erklang das Adagio aus Bruckners Streichquintett in F-Dur. Es ist Bruckners einziges kammermusikalisches Werk – und doch denkt man beim Hören ständig an seine sinfonische Musik. Die Orchesterfassung ist also eine sehr natürliche Variante dieses Stücks. Das Adagio ist ein Stück großer Innerlichkeit, hat aber auch Züge des Monumentalen, und das nicht nur in den Ausmaßen des Satzes, der je nach Einspielung zwischen 14 und 17 Minuten dauert. Mir hat nicht ganz eingeleuchtet, warum dieses Stück zwischen Mozart und Schubert plaziert wurde, für mich passte es nicht ins sonst so klug zusammengestellte Programm.Es war ein rundum gelungener Konzertabend auf sehr hohem Niveau – schade nur, dass in der Orangerie so viele Plätze leer blieben. Liebe Musikfreunde, Sie haben etwas verpasst! Orchester und Dirigent wurden mit sehr viel Beifall bedacht – ich freue mich auf das nächste Konzert! (Jutta Hamberger) +++