Verabschiedung von Landrat Manfred Görig
"Was von dir bleibt, Manfred, sind dein unermüdlicher Einsatz und dein Herzblut"
Fotos: Carina Jirsch
07.06.2024 / WARTENBERG -
"Mit dir, lieber Manfred, als Landrat, als Landes- und Kommunalpolitiker, geht ein Mann, der Spuren hinterlässt." Ein nachhallender Satz von Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller, der die Gedanken aller am Donnerstagnachmittag im Wartenberg Oval bestens zusammenfasst. Aus dem gesamten Vogelsbergkreis und darüber hinaus sind etliche Kollegen, langjährige Weggefährten und Freunde zusammengekommen, um gemeinsam den Vogelsberger Landrat Manfred Görig feierlich bei einer offiziellen Kreistagssitzung in den Ruhestand zu verabschieden. Anlass genug, kurz innezuhalten und auf seine zwölfjährige Amtszeit zurückzublicken - mit Lachern, Emotionen und dutzenden Anekdoten.
Seine Amtszeit war von Krisen geprägt, die er alle meisterte
"Wenn ich auf deine zwölfjährige Amtszeit zurückblicke, stelle ich fest: Es war eine Zeit der Krisen. Doch wenn ich von Krisen spreche, meine ich damit keine internen Schwierigkeiten", erklärte Heuer. "Intern hast du nämlich durch Fleiß und politische Gestaltungskraft dafür gesorgt, dass alles glattgelaufen ist. Wenn von Krisen gesprochen wird, dann Ereignisse der globalen Politik mit Einfluss auf jedes Dorf im Land - die du gemeistert hast. Dafür kann ich dir nur meinen Dank aussprechen. Wenn du Lust und Zeit hast, dann kannst du gerne mal im Kreistag vorbeischauen und erleben, was deine Nachfolger so anstellen." "Danke für dein großzügiges Vertrauen und die tolle Partnerschaft"
Bei der Verabschiedung dabei sein und auch sprechen zu dürfen, war für Landrat Alexander Tönnies vom Partnerlandkreis Oberhavel eine sehr große Ehre, die auch zeigte, wie gut die Partnerschaft seit 33 Jahren funktioniert: "Manfred war auch bei meinem Amtsantritt 2022 dabei. In den leider nur zwei Jahren warst du mein Wegbegleiter. Ich danke dir daher für dein großzügiges Vertrauen. Als Landrat warst du an dem Wohlergehen der Menschen interessiert und kompromissbereit - eine ganz persönliche Stärke. Dass diese Art von Zusammenarbeit von dir wertgeschätzt wird, zeigt eindrucksvoll das Ergebnis der letzten Landratswahl", betont Tönnies abschließend. Wolfgang Schuster: "Wir haben dich ein bisschen lieben und schätzen gelernt"
Auch Wolfgang Schuster, Präsident des Hessischen Landkreistages, durfte dem scheidenden Landrat ein paar Worte mit auf den Weg geben: "In den zwölf Jahren, die keinesfalls ein Kindergeburtstag waren, muss man schon sagen, dass wir dich ein bisschen lieben und schätzen gelernt haben", scherzte Schuster. "Lieber Manfred, man wusste bei dir immer, wo man dran war. Das hat dich ausgezeichnet. Es war eine angenehme und wertvolle Zeit, die keiner von uns missen möchte." "Meistens hat, wenn zwei sich scheiden, einer etwas mehr zu leiden"
Wenn so viele Menschen zusammenkommen, muss es einen besonderen Anlass haben. Rainer-Hans Vollmöller (CDU) betonte dazu: "Es ist ein Ausdruck der Achtung und Wertschätzung vor der Lebensleistung, des Lebenswerkes und der Persönlichkeit." Dabei zitierte er eine Weisheit von Wilhelm Busch: "Meistens hat, wenn zwei sich scheiden, einer etwas mehr zu leiden" und führte weiter aus: "Ich stelle mir heute die Frage, ob wir aus Sicht der Städte und Gemeinden, diejenigen sind, die mehr leiden müssen, weil wir mit dir als Landrat ein erfahrenes und kommunalpolitisches Zugpferd verlieren? Oder bist du es, der in Zukunft auf uns, zuweilen auch nervende Bürgermeisterinnen und Bürgermeister verzichten muss?" Vollmöller blickte dabei auf die Karriere des "Mannes der Stunde" zurück, die 1985 in Romrod begann. "Trauen, Vertrauen und Zutrauen. Das alles trifft auf dich und deine Amtszeit zu. Ich danke dir für die loyale, partnerschaftliche und freundschaftliche Zusammenarbeit. Meinen höchsten Respekt vor dir und deiner Arbeit. Auf dich war immer Verlass. Glück auf und ein herzliches vergelt's Gott." Manfred, das mürrische Mammut - "Sie haben uns mit Ihrer Persönlichkeit beeindruckt"
"Wenn man eine passende Analogie zu Görig sucht, finde ich Manfred, das mürrische Mammut perfekt", so die Personalratsvorsitzende Anja Kreuder. "Das Mammut ist eine ausgestorbene Art von Elefanten. Das sind starke, intelligente und soziale Tiere mit einem ausgezeichneten Gedächtnis - wie ich finde, also überaus passend. Darüber hinaus waren Sie immer offen, ehrlich und parrierfreudig. Ihnen lag immer etwas an der Sicherheit und den Bedürfnissen der Beschäftigten. Ich wünsche mir, dass die Nachfolger dieses Wissen übernehmen. Sie, Herr Görig, haben uns mit Ihrer Persönlichkeit beeindruckt.""Was bleibt, ist dein unermüdlicher Einsatz und dein Herzblut für diesen Landkreis"
Nachfolger Dr. Jens Mischak war vor allem über die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Kollegen erstaunt. Vor zehn Jahren hätte er es für einen Aprilscherz gehalten, dass er heute diese Rede halten würde, da ihr Vertrauensverhältnis nicht immer so gut war wie heute. Er erinnerte an kontroverse Diskussionen, wie den geplanten Verkauf des "Eisteich-Geländes", bei dem Görig ihn zum Rücktritt aufforderte. Doch letztlich gelang ihnen eine einvernehmliche Lösung durch Flächentausch. "Trotz unserer unterschiedlichen Hintergründe - Görig als Bundeswehrmann und Jäger, ich selbst als ehemaliger Zivildienstleistender – waren unsere politischen Einstellungen nicht weit auseinander. Er als konservativer Sozialdemokrat und ich als liberaler Christdemokrat. Diese Nähe ermöglichte es uns, oft gemeinsame politische Nenner zu finden und auch private Sorgen über unsere Parteien zu teilen", betonte Mischak. Er beschrieb seinen Vorgänger als jemanden, der Rituale und geordnete Tagesabläufe schätzte, und erzählte Anekdoten, wie sein tägliches Müsli-Ritual und eine unbeirrte Heimfahrt trotz eines Reifenschadens. Schlussworte von Manfred Görig
Zu guter Letzt durfte natürlich auch der Mann zu Wort kommen, dem dieser Nachmittag galt. Dabei blickte der Nusseckenfan auf einige Momente seiner fast 50-jährigen Karriere zurück. "Trotz unseres spannenden Wahlkampfes, Rainer, in dem du mich zwar gesanglich geschlagen hast, meine Taktik letztendlich mir aber doch zum Sieg verhalf, haben wir uns im Nachgang super verstanden", erinnerte sich Görig amüsiert über Vollmöller. Auch bei seinem Nachfolger bedankte er sich für die Worte und auch darüber, dass er nicht alle Reifenpannen herausgesucht hat. "Es hat sehr viel Spaß mit dir gemacht. Charakterlich sind wir zwar auseinander, aber wir haben immer einen Kompromiss gefunden. Es gibt keine einzige öffentliche Kritik übereinander. Das ist selten in der Politik - und das auch noch aus zwei unterschiedlichen Parteien." "Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede"
Jetzt sei die Wundertüte für ihn allerdings leer. "Das heißt für diejenigen, die jetzt kommen: jetzt müsst Ihr Eure Wundertüte aufmachen. Allen, die mit mir den Weg gegangen sind, will ich danken - besonders denen, die mir immer ganz nah waren." Extremer Halt für ihn war dabei zu jederzeit seine Frau Andrea. "Du hast viel Geduld bewiesen und mich immer aufgemuntert. Für das Ertragen meiner Launen muss ich mich entschuldigen. Danke, dass du diesen Galopp durch alle Herausforderungen mitgegangen bist." So habe sie bereits am Schließen der Haustür erkannt, wie der Tag ihres Ehegatten war. "Ab Montag wird alles anders. Ich werde versuchen, mir für alles Zeit zu nehmen, was meine dienstlichen Belange nicht zugelassen haben." Als letzten Satz in seiner Amtszeit präsentierte er eine Indianerweisheit: "Schließe ab mit dem, was war, sei glücklich mit dem, was ist und offen für das, was kommt. Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede." Der Applaus, der daraufhin folgte, hallte mit Sicherheit auch noch Tage später im Wartenberg Oval nach. (ms) +++