Der Geist von Hofbieber

Man spürt die Identität: Viele propagieren es, der SVH füllt es mit Leben

Wird in wenigen Tagen 40: Trainer Sebastian Vollmar
Fotos: Verein

16.06.2024 / HOFBIEBER - Die Nachricht, dass die Fußballer des SV Hofbieber Meister der Kreisoberliga Mitte geworden sind und nach nur einjähriger Abstinenz in die Gruppenliga zurückkehren, ist nicht neu. Erfolge auf sportlichem Weg sind die eine Sache - was dahintersteckt und geleistet werden muss, die andere. OSTHESSEN|NEWS hat sich auf Spurensuche begeben nach "dem Geist von Hofbieber". Und hat irgendwie daran geschnuppert.


Es ist eine Erfolgsgeschichte. Platzierungen, und erst recht vordere, sind nur das Beiwerk. Oder die Folge des Engagements vieler fleißiger Hände. Beim SV Hofbieber geschieht alles im Team. Die Arbeit, die massenhaft verrichtet wird, sieht man gar nicht. Jeder macht etwas. Jeder. Ist die Verpflichtung, die Bereitschaft, zu helfen und zu unterstützen, etwa schon bei der Geburt ein Thema? Sollte man dafür unterschreiben? Fast fühlt es sich so an. 

Max Vogel ist aus dem zur Gemeinde Hofbieber zählenden Örtchen Allmus; wie Schiri Johannes Jonas auch. Mit Fug und Recht kann man sagen, dass Vogel die DNA des SVH aufsaugt. Und lebt. "Max stellt sich in den Dienst des Vereins. Er hatte Bock, Co-Trainer zu werden", verrät sein "Chef" Vollmar. Nicht nur das: Der 29-jährige Vogel, der sich derzeit ein paar freie Tage auf "Malle" gönnt, macht nicht nur ab und zu ein paar Spiele bei den Senioren mit. Er hat auch verinnerlicht, wie es von unten herauf geht. SVH, das heißt für ihn auch Nachwuchs. Acht Jahre engagierte er sich da - von C- bis A-Jugend. Letztere trainierte er zwei Jahre zu Verbandsliga-Zeiten der JSG Nüsttal/Hofbieber/Dammersbach.

"Wenn Hofbieber eins zu bieten hat: Identität und schöne Frauen"

Vogel kennt also den "Stallgeruch" - und er weiß, was wichtig ist. Und worauf es ankommt. "Wenn Hofbieber eine Sache zu bieten hat, dann ist es Identität und schöne Frauen." Gut, das sind zwei. Aber er erklärt, warum das so ist. "Das ist uns ganz wichtig, dass die Spielerfrauen mit dabei sind. Extrem wichtig. Wir sehen das schon so, dass alles zusammen gehört." Jetzt wird ein Schuh draus. Kürzlich hatten die Spielerfrauen des SVH Schlagzeilen gemacht mit ihrer "T-Shirt-Aktion", dass sie sich nämlich präsent fühlen als Teil, hinter ihren fußballspielenden Männern und dem Verein zu stehen. 

Selbstverständlich fast, dass nach Auswärtsspielen Hofbiebers "Dorfkneipen" der Anlaufpunkt sind: die "Kiesbergquelle" und der "Gasthof Sondergeld". Vogel nennt das "familiäres Umfeld".  Fast ein wenig abgedroschen klingt das. So mancher Verein propagiert das - in Hofbieber wird es gelebt. Der 29-Jährige versucht, den "Geist von Hofbieber" zu ergründen. "Man muss die Mädchen nicht dazu zwingen, irgendetwas zu machen. Ich schließe da auch Jugendspieler und die Alten Herren mit ein. Sie werden alle komplett mitgenommen. Das macht es aus. Und das sage ich, obwohl ich selbst keine Spielerfrau hab'." 

"Eine Atmosphäre, mit der du dich identifizieren kannst"

Chefcoach Vollmar, dessen Job beim SVH nicht sein erster ist, bringt das so auf den Punkt: "Das ist hier schon anders." Und er untermauert seine Aussage: "Grundsätzlich fühle ich mich sehr wohl hier. Sportlich ist es super. Und ich spüre von Vorstandsseite große Wertschätzung. Auch durch die Gespräche mit Zuschauern." In wenigen Tagen wird Vollmar 40. Und er weiß, dass er sein viertes Lebens-Jahrzehnt in spezieller Weise vollendet hat. Rund. Stimmig. Zufrieden.

Erfolge bleiben da nicht aus, im "Geist von Hofbieber". In einer Atmosphäre, "mit der du dich identifizieren kannst", wie Vogel es nennt. Drei Mannschaften unterhält der SV Hofbieber im Spielbetrieb: die Erste wurde Meister und möchte jetzt in der Gruppenliga bestehen, die Zweite tritt in der A-Liga an - und auch die Dritte feierte eine Meisterschaft. Nämlich in der C-Liga.

"Das ist Vereinsleben. In Hettenhausen war der ganze Hang voll"

Apropos Alte Herren. Donnerstags ist Training. Selbst wenn sie - insgesamt sind es 20 bis 30 Mann - nicht alle zusammen kicken - "danach sind sie alle da", sagt Vogel. "Das ist Vereinsleben." Selbst wenn es einer wollte: Wer kann da widersprechen? Das Gen, das dem Verein aus der Rhön anhaftet, als sei es auf die Stirn geklebt, ist auch in der Zuschauer-Unterstützung verankert. Als die Erste in Hettenhausen eines ihrer letzten Saisonspiele bestritt, nahm Vogel wahr: "Da ging nichts mehr. Da war der ganze Hang voll mit SVH-Fans."

Man hört es nicht zum ersten Mal. Und fast spukt es schon durch Hofbieber. "Wenn du montags zum Einkaufen gehst", hat Vogel wahrgenommen, "da spricht dich schon einer an im Edeka". Selbst, wenn man montags nicht vor Ort ist, kann man ihn spüren. Den Geist, der durch Hofbieber und den SVH weht. (wk) +++

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