Im Museumshof

Es muss auch solche Käuze geben: "Feuerschwanz" machen Comedy-Metal

"Feuerschwanz" im Museumshof
Fotos: Marius Auth

02.06.2024 / FULDA - Sackpfeife, Schalmei und Fiedel, gerne auch selbst gezimmert: Mittelalter-Metal hat in Deutschland einen hohen handwerklichen Anspruch, genau wie einen auf Authentizität. Aber es geht auch anders: "Feuerschwanz" parodiert das Genre, sich selbst - und produziert dabei erstaunlich tanzbare Musik. Am Samstagabend wurde der Museumshof in Fulda gerockt.



"Eiris sazun idisi, Sazun hera duoder": Wenn Michael Robert Rhein, der Sänger der Mittelalter-Rockband "In Extremo", zu den "Merseburger Zaubersprüchen" ansetzt, ist Gänsehaut garantiert. Spielleute-Folkmetal von Bands wie Subway to Sally, In Extremo, Corvus Corax oder Schandmaul ist Ende der 1990er-Jahre der Hit: Authentische Instrumente, vor allem Dudelsack und Schalmei, bringen einen ungewohnten Sound im Zusammenspiel mit brettharten Gitarren, passende Kostüme und Mittelalter-Themen machen die Zeitreise perfekt.

Blöde Frage, Saufgelage

Peter Henrici findet das zum Piepen: Der Sänger von "Feuerschwanz" trägt die Ritterrüstung wie ein Superman-Kostüm, Songs wie "Metvernichter" und "Blöde Frage, Saufgelage" machen klar, dass Party der Veranstaltungszweck ist. Die Band wurde im Jahr 2000 einzig und allein gegründet, um der vermeintlich humorlosen deutschen Mittelalterszene den Spiegel vorzuhalten. Mit Erfolg: Elf Alben später konnte sich der Klamauk-Metal erstaunlich gute Chartplatzierungen sichern, eine härtere Gangart und klassische Fantasy-Themen haben die Zielgruppe erweitert.

Nach der im Metal so wichtigen Authentizität in Inszenierung und Stoffwahl braucht man gar nicht zu fragen: Allein auf dem letzten Album "Fegefeuer" werden skandinavische Mythologie ('Bastard von Asgard'), Herr der Ringe ('Uruk-Hai'), Hollywood ('Highlander') und Game of Thrones ('Eis & Feuer') verwurstet, immer im Party- beziehungsweise Berserkermodus, knapp bekleidete Tänzerinnen räkeln sich im Takt. Manches erinnert an "Powerwolf", anderes an "Amon Amarth", Hauptsache es galoppiert.

Brachialer Powermetal-Vortrieb

Wer angesichts von so viel Frevelhaftigkeit im Umgang mit den Konventionen seine Ungläubigkeit aussetzen kann, noch dazu willentlich, bekommt eingängige und tanzbare Musik, der aber gerade der Folkmetal-Charme abgeht: In nur wenigen Liedern sind Dudelsack, Drehleiher oder Geige dominant genug, um eine eigenständige Rolle spielen zu können, Henrici macht eher Ansagen statt zu singen, die Gitarren-Klangmauer vernichtet mögliche melodische Verspieltheit zugunsten des brachialen Powermetal-Vortriebs.

So verschnupft sinnierend steht man eine Weile im Nieselregen - aber die auf Charttauglichkeit getrimmten Songs gehen halt doch ins Ohr und in die Beine. Mini-Moshpits machen den Museumshof zum Metal-Fegefeuer, selbst ältere Semester tanzen ausgelassen. Und wenn man bei den rumpelig gereimten Texten nicht genau hinhört, geht die Musik der ernster gewordenen Klamauk-Truppe schon beinahe in Ordnung. Met hilft auch. (mau) +++

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