Weltbauerntag am 1. Juni
Situation der Landwirtschaft in NordOstHessen bleibt komplex
Foto: Henrik Schmitt
01.06.2024 / REGION -
Zum Weltbauerntag am 1. Juni dankt Regierungspräsident Mark Weinmeister den Landwirtinnen und Landwirten in NordOstHessen für ihre wichtige Arbeit unter schwierigen Rahmenbedingungen. Mit ihren weitestgehend friedlichen Protesten hätten die Bauern sich Gehör verschafft. Die Herausforderungen auch in der Region seien dennoch weiter groß. Der Regierungspräsident setzt weiter auf einen guten Dialog zwischen Landwirtschaft und Behörden.
Unruhigen Märkte
Die Erzeugerpreise für Getreide und Winterraps verharren gegenwärtig in etwa auf dem Niveau des Vorjahres; zuvor waren sie stark rückläufig. Bei Futterweizen liegen die Notierungen bei ca. 20,00 €/dt, für Winterraps bei ca. 44,00 €/dt. Die Erzeugerpreise für Milch sinken dagegen weiter (gegenwärtig ca. 0,40 €/kg); die Preise für Rindfleisch liegen im Durchschnitt bei ca. 4,80 €/kg Schlachtgewicht. Die Notierungen für Schweinefleisch dagegen verharren in etwa auf dem Niveau des Vorjahres bei etwa 2,30 €/kg Schlachtgewicht. Der hohe Ferkelpreis von gegenwärtig etwa 90,- € (Basis 25 kg) verwehrt den Mästern eine bessere Rendite, zumal auch die Futter- und Energiekosten bei ca. 100,- € je Mastschwein gegenwärtig in Ansatz gebracht werden müssen. Die heimischen Halter von Mastschweinen sind ohnehin auf den Import von Ferkeln außerhalb von Hessen angewiesen, da die Ferkelerzeugung hierzulande strukturell bedingt nur noch einen Teil des Mastschweinebestandes sichert.Entsprechend ist bei landwirtschaftlichen Betrieben momentan eine starke Zurückhaltung zu spüren, was Investitionen in Technik und Tierhaltung betrifft. 2023 gab es in Hessen nach Angaben des statistischen Landesamtes 2150 schweinehaltende Betriebe und damit 11 Prozent weniger als noch zur Landwirtschaftszählung 2020 (2.400 Betriebe). Im Bereich der Milchviehhaltung ging die Zahl der Milchkühe um 6 Prozent und die Zahl der Betriebe um 14 Prozent zurück. Die Zahl der Hühner- bzw. Legehennen nahm im Vergleich zu 2020 hingegen zu: 2023 wurden in Hessen rund 3,1 Millionen Hühner bzw. 1,5 Millionen Legehennen gehalten und damit 15 Prozent bzw. 3 Prozent mehr als 2020. Insgesamt gab es zum Stichtag 1. März 2023 in Hessen rund 15.300 landwirtschaftliche Betriebe, davon etwa 7.000 im Bezirk des RP Kassel. NordOstHessen bleibt damit ein Schwerpunkt der hessischen Lebensmittelproduktion.
Wechselnden Wetterlagen
Zumindest wettertechnisch standen die Vorzeichen im vergangenen Jahr für Landwirtschaft auf leichter Entspannung: Anders als in den Vorjahren haben ergiebige Niederschläge 2023 und Anfang 2024 dazu geführt, dass der Grundwasserspiegel in vielen Regionen, so auch in NordOstHessen, gegenwärtig wieder gestiegen ist und das Problem der Grundwasserneubildung zumindest vorübergehend entschärft wurde. Stellenweise sind die Niederschläge sogar zu hoch ausgefallen, regional auch als Starkniederschlagsereignisse ausgeprägt.